Die Rosa Granitküste (franz. Côte de Granit Rose) ist der berühmte Küstenabschnitt zwischen Paimpol und Trébeurden in der nördlichen Bretagne. Die riesigen, teils rund gewaschenen, orange-rosafarbenen Felsformationen sehen nicht nur schön und imposant aus. Für Kinder sind sie ein willkommenes Kletterparadies, und mit ein wenig Phantasie lassen sich sogar noch allerlei Figuren in der rosa Küstenlandschaft entdecken.
#1 Île de Brehat
Den besten Ausgangspunkt für einen Ausflug auf die Île de Bréhat bietet das einfache, aber aussichtsreiche und gepflegte 2-Sterne-Camping Panorama Rohou. Ein Fußweg führt in weniger als 10 Minuten direkt vom Camping zum Fähranleger, wo wir unsere Tickets erstehen (in der Hauptsaison mag eine Vorabbuchung sinnvoll sein!). Um 11 Uhr legt das Boot ab, und eine gute Viertelstunde später kommen wir auf der Hauptinsel des Bréhat-Archipels an.
Die autofreie Île de Bréhat teilt sich in eine blumenreiche Südinsel und eine felsige Nordinsel auf. Das kleine Eiland bietet viele Wandermöglichkeiten. Alternativ kann man sich nahe des Anlegers ein Fahrrad ausleihen und die Insel per Drahtesel erkunden. Mit der Übersichtskarte, die am Fähranleger ausliegt, kann man sich vor Ort ganz gut orientieren. Neben den Sehenswürdigkeiten sind auch die wichtigsten Entfernungsangaben auf der Karte verzeichnet. Mein erklärtes Ziel ist es, die knapp 4 Kilometer bis zum Leuchtturm Phare du Paon ganz im Norden der Île de Bréhat zu wandern.
Wir folgen zunächst der Beschilderung Richtung Bourg, dem Hauptörtchen der Insel, und laufen dann weiter vorbei an Wiesen, Blumen und bewachsenen Steinmäuerchen, bis wir nach knapp 1,5 Kilometern über die Brücke Pont Vauban hinüber zur Nordinsel wechseln.
Weiter schlängelt sich der Weg durch Wiesen und vorbei an hübschen Steinhäuschen, die hier und da in der Landschaft verstreut sind. Etwas überrascht bin ich, auch Palmen hier zu entdecken – ein besonderes Mikroklima macht`s möglich. Nach einem Kilometer führt der Wanderweg direkt an einem kleinen Strand vorbei, der zum Pausieren einlädt, bevor 750 Meter weiter bereits der nächste Boxenstopp im Le Paradis Rose, einem kleinen Kiosk mit Picknickplatz, lockt. Gute 500 Meter weiter, inmitten einer grandiosen rosa Granitlandschaft, liegt der Phare du Paon. Geschafft!
Auf dem Rückweg folgen wir einem einsamen Trampelpfad entlang der Westküste, vorbei an dem Tümpel Étang du Penn, bis wir schließlich den zweiten Leuchtturm, den Phare du Rosédo, erreichen.
Weiter geht es, immer der Nase nach, wieder hinüber zur Südinsel und dem Hauptort Bourg, wo wir uns stärken wollen – um 17 Uhr haben die Küchen der Restaurants und Crêperien allerdings geschlossen. Da die allgemeine Laune unserer Mini-Mitwanderer mittlerweile im Keller ist, lassen wir den 1,5 Kilometer langen Abstecher zum Aussichtspunkt bei der Kapelle Saint-Michel und der Gezeitenmühle Moulin du Birlot aus. Wir ergattern immerhin noch ein paar belegte Baguettes beim Bäcker, bevor wir zum Fähranleger zurückkehren. Achtung: Bei der Rückfahrt (bzw. je nach Tide) legt das Schiff am hinteren Anleger an, was einen 10 Minuten längeren Fußweg (ca. 750 m) bedeutet.
#2 Das Haus zwischen den Felsen
Teil 1: Hauptrunde zum Castel Meur
Für die Wanderung zum berühmten „Haus zwischen den Felsen“ haben wir uns auf dem 3-Sterne-Camping Le Varlen einquartiert, der fast direkt an der Wanderroute liegt. Der Platz ist gepflegt und überschaubar. Ein besonderer Pluspunkt ist der schöne Kinderspielplatz mit Trampolin, der es uns sogar ermöglicht, abends gemütlich gegenüber im Restaurant zu essen, während die Kinder ihre Restenergie „aushüpfen“.
Für unsere Wanderung erwischen wir (mal wieder) einen Regentag. Wir sitzen die gröbste Nässe in der Campingplatz-Gastro aus und machen uns am frühen Nachmittag endlich auf den Weg. Zunächst folgen wir ein kurzes Stückchen der Straße, bevor wir die erste Möglichkeit rechts zur Küste abbiegen. Wir passieren den schönen Strand Plage de Porz Hir mit seinen vielen vorgelagerten Felsen und Inselchen. Anschließend führt unser Weg zwischen Blumenwiesen auf der linken und Steinstränden auf der rechten Seite weiter bis zur felsigen Landspitze Pointe du Château. Eine Pause bietet sich hier an. Die wilde Küste mit den vielen Inselchen gibt eine hübsche Fotokulisse, und die felsige Landspitze ist ein Kletterparadies für Kinder (Vorsicht ist natürlich geboten!).
Gestärkt setzen wir unsere Wanderung fort. Zuerst laufen wir durch ein Miniwäldchen, anschließend entlang der felsigen Küstenlinie, wo die Rosa Granitküste mit den Grasnelken um die Wette leuchtet.
Schon von Weitem erspähen wir das Castel Meur, das Haus, das sich zwischen die Felsen schmiegt und fast mit ihnen zu verschmelzen scheint. Der Wanderweg führt uns in einem Bogen um den davor liegenden Salzweiher herum, so dass wir immer neue, spannende Ausblicke auf das über 150 Jahre alte Gemäuer erleben.
Castel Meur, das „Haus zwischen den Felsen“
Das Haus befindet sich in Privatbesitz. Es versteht sich von selbst (sollte es wenigstens), dass das Grundstück nicht betreten werden darf und die Privatsphäre der Besitzer respektiert werden muss!!
Ein kleiner Abzweig nach links bringt uns zu dem schönen Sandstrand Le Gouffre, wo die Mädchen eine wohl verdiente Buddelpause einfordern.
Nach der Strandpause kehren wir zum Wanderweg zurück und halten uns links, wo wir noch den Minirundweg zum Le Gouffre mitnehmen. Bei starker Brandung soll das Meer in dem schmalen Felsspalt besonders tosen, bei ruhiger See ist es einfach ein Felsspalt, aber – nur fürs Protokoll – der nördlichste Zipfel des bretonischen Festlands.
Langsam verabschieden wir uns vom Castel Meur und schlagen den direkten Rückweg zum Campingplatz ein. Die Straßen sind wenig befahren, angenehm zu laufen, und die bunt bewachsenen Steinmauern bieten sogar noch etwas fürs Auge.
Verlängerung der Route
Wenn man ab dem Castel Meur weiter der Küste bis zum Strand Pors Scaff folgt und von dort inländig auf direktem Weg zurück zum Campingplatz, dann verlängert sich die Wanderstrecke um ca. 2,5 Kilometer.
Teil 2: Abendspaziergang zur Austernbucht
Am Abend entschließe ich mich, einen weiteren Teil des Wanderwegs als kleinen Abendspaziergang alleine zu gehen. Vom Campingplatz aus folge ich der Straße Richtung Süden und biege bei der ersten Möglichkeit links zur Küste ab. Mein Weg führt mich durch Wiesen und vorbei an einzelnen oder kleinen Gruppen von Steinhäusern. Schließlich erreiche ich die Küste und laufe auf einem schmalen Fußweg die Bucht entlang, in der zahlreiche Austernbänke das Bild prägen.
Es herrscht Ebbe, daher kürze ich quer durch die Bucht ab und erkunde das Watt in der Abenddämmerung. Fasziniert bin ich auch von den unzähligen Austernschalen, die die komplette Bucht wie ein weißes Band umgeben zu scheinen. Ich umrunde die Landspitze Beg Ar Vilin (hier gibt es auch einen Campingplatz) und entdecke am Ende noch ein paar Schiffswracks. Im letzten Dämmerlicht fotografiere ich sie, bevor ich mich auf den Rückweg zum Campingplatz mache.
Fazit: Eine schöne Runde für einen friedlichen Abendspaziergang ohne Kinder. Aber auch für Kinder ist die Austernbucht sicherlich ein lohnendes Wanderziel, für das man dann mindestens anderthalb Stunden Gehzeit einplanen sollte.
#3 Zöllnerweg bei Ploumanac`h (in 3 Etappen)
Die knapp 15 Kilometer lange Streckenwanderung am wohl berühmtesten Abschnitt der Rosa Granitküste ist für Familien mit kleinen Kindern deutlich zu lang. Wir haben sie in drei Rundwanderungen aufgesplittet.
Als Ausgangspunkt für zwei Etappen bietet sich das strategisch günstig gelegene 3-Sterne-Camping Tourony in Trégastel an. Von hier aus kann man abends auch herrliche Kurzspaziergänge zum Hafen oder zum Strand unternehmen.
Teil 1: Rosa Granitblöcke zwischen Tourony und Trégastel
Wir laufen die kleine Hafenstraße gegenüber des Campingplatzes hoch, folgen ihr nach links, dann wieder nach rechts, und steuern direkt auf den schönen Strand von Tourony zu. Die erste Pause nach 600 gelaufenen Metern ist fällig, denn natürlich müssen die Granitfelsen beklettert werden.
Der weitere Weg führt uns ein Mal komplett um die Baie de Sainte-Anne, vorbei an rund geschliffenen, riesigen rosa Granitblöcken. Einen kurzen Stopp fordert unsere große Nachwuchs-Ausreisserin ein, als wir nach 2 Kilometern einen kleinen Spielplatz nebst Fitnessstationen passieren. Unsere große Pause verbringen wir jedoch am Traumstrand Plage Île Renote, den wir nach 4 Wanderkilometern erreichen. Unsere Mädels freuen sich über Sand und Muscheln, während wir Großen den Ausblick auf die skurrilen Formen der Rosa Granitküste genießen.
Gerne hätte ich noch die Île Renote erkundet, unsere Tagesform lässt das jedoch nicht zu. Die Umrundung der kleinen Halbinsel hätte 2,5 zusätzliche Kilometer bedeutet. Wir entscheiden uns für den direkten Rückweg: Zunächst laufen wir wieder die Bucht entlang, biegen dann aber zur Hauptstraße ab und folgen ihr bis zum Campingplatz.
Teil 2: Ploumanac`h und Leuchtturm Men Ruz
Heute steht der schönste Abschnitt der Rosa Granitküste auf unserem Wanderprogramm! Wir verlassen den Campingplatz, halten uns rechts, überqueren die Brücke und biegen direkt danach links zum Strand ab. Unser Weg führt um den Port de Ploumanac’h herum, bis wir an dessen Ende auf den aussichtsreichen Zöllnerweg stoßen. Über Stock und über Stein (buchstäblich) geht es weiter – die große Nachwuchs-Ausreisserin ist begeistert. Uns Großen begeistern die wilden Granitformationen und der Ausblick auf Didi Hallervordens Traumschlösschen Château de Costaérès noch mehr.
Wir folgen einigen Treppenstufen hinunter zum Plage de la Bastille, der uns mit seiner wunderschönen Kulisse zu unserer ersten Pause nach nur 1,5 Kilometern zwingt. Bei Ebbe können die Kinder nach Herzenslust zwischen den Granitfelsen herumklettern und in den verbliebenen Pfützen plantschen.
Nach der Strandpause ist vor der Eispause: Nur 300 Meter weiter stärken wir uns in dem lebhaften Touristenörtchen Saint-Guirec mit einem Eis. Etwas Shopping muss auch sein. Lotta ersteht einen neuen Wanderbegleiter, den Papageientaucher Yuri. Bevor der nächste Touristenbus seine lebendige Ladung ausschüttet, setzen wir flott unsere Wanderung fort. Da Yuri mitflattert, kommen wir schnell am nächsten Etappenziel, dem viel besuchten Leuchtturm Phare de Men Ruz, an. Die Kulisse spricht für sich:
Nach einer ausgiebigen Fotosession setzen wir unsere Wanderung auf dem Zöllnerpfad fort. Die Touristenmengen verflüchtigen sich, die skurrilen Felsformationen begleiten uns weiterhin. Am Strändchen Pors Rolland legen wir nochmals eine Plantschpause ein, mittlerweile bei Flut. Anschließend biegen wir ins Inland ab und nehmen den direkten Weg zurück zum Campingplatz. Die große Nachwuchs-Ausreisserin darf stolz sein, sie ist mit ihren 3,5 Jahren die gesamten 6,5 Kilometer alleine gelaufen.
Teil 3: Traumstrände rund um Trégastel
Den dritten und letzten Abschnitt unserer Wanderungen an der Rosa Granitküste starten wir ab dem Parkplatz nahe des Aquariums von Trégastel. Wir laufen zum Plage Île Renote, dem Wendepunkt unserer ersten Tour, und folgen dann links der Küstenlinie. Kurz darauf passieren wir den nächsten Strand, den Plage du Coz-Pors, um anschließend bergan zu steigen und aussichtsreich oberhalb der Küste die nächste kleine Landspitze zu umrunden. Der Blick öffnet sich auf den breiten Sandstrand Grève Blanche mit seinen vorgelagerten Inselchen und wilden Granitformationen. Der Weg führt hinab, und wir laufen noch ein Stück weit die Strandpromenade entlang. Dann biegen wir ins Inland ab und schlagen – mit einem kleinen Umweg über die Crêperie Les Sept Îles – den Rückweg ein.
Ausflugstipps
- Ab dem Hafen von Ploumanac’h starten Bootstouren zu der Inselgruppe Les Sept-Îles.
- In Trégastel befindet sich, in den Fels gebaut, ein kleines Aquarium.
Die Rosa Granitküste ist ein Wanderhighlight der Bretagne und bietet für kleine Kinder einen tollen Naturspielplatz. Wer hat Lust auf diesen herrlichen Küstenabschnitt bekommen?
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Die Bilder sehen ja wunderschön aus! Ich werde dieses Jahr das erste Mal mit den Kindern wandern gehen. Bin mal gespannt, wie das so wird :)
Hallo Laura, vielen Dank! Viel Spaß und gutes Gelingen wünsche ich euch.