Entweder macht mich die nun folgende Beichte besonders vertrauenswürdig, was das Thema „Reisezahlungsmittel“ angeht, oder genau das Gegenteil tritt ein: Ich bin gelernte Bankkauffrau. Jawohl! Insgesamt fünf Jahre lang habe ich meinen Lebensunterhalt als Schalterschabe bestritten. Puh, jetzt ist es raus. Und? Wie sieht es mit eurem Vertrauen aus? Hoffentlich gut? Für den Fall habe ich hier meine persönlichen Tipps und Erfahrungen rund um das Thema Reisezahlungsmittel zusammengetragen.
Kreditkarte
Einsatz & Akzeptanz
Die Kreditkarte ist für mich persönlich DAS EINZIGE Reisezahlungsmittel. Was gibt es Bequemeres? Plastik auf die Kassentheke legen, Beleg unterschreiben, fertig. Kreditkarten werden im Grunde überall akzeptiert: Flüge, Bus- und Bahnfahrten, Mietwagen, Ho(s)telübernachtungen, Restaurant-Besuche und Einkäufe im Supermarkt können problemlos mit Karte bezahlt werden. In den nordischen Ländern, z.B. Norwegen oder Finnland, wird selbst beim Kauf einer Packung Kaugummi ganz selbstverständlich die Kreditkarte gezückt.
Nun zur Gretchen-Frage: VISA oder Mastercard? Ich plädiere für beides! Auf Reisen habe ich stets meine VISA-Karte dabei, während mein Mann seine Mastercard mitführt. Meistens akzeptiert der Zahlungsempfänger ohnehin beides, aber um das Restrisiko abzusichern, habe ich gerne beide Karten parat. Es ist überhaupt sinnvoll, zwei Kreditkarten mit sich zu führen (auch bei Alleinreisenden), dann hat man ein Backup, falls eine Karte mal ihren Dienst quittieren sollte. Am besten bewahrt man die Karten getrennt voneinander auf, z.B. eine im Portemonnaie und eine im Innenfach des Rucksacks, dadurch wird auch das Diebstahl- bzw. Verlustrisiko nochmals minimiert.
Sicherheit & Haftung
Als Bedenken im Hinblick auf die Kreditkarte wird häufig das Argument „Unsicherheit“ aus dem Hut gezaubert. Quatsch! Wenn mein Portemonnaie geklaut wird, ist das Bargeld darin weg, bei der abhanden gekommenen Kreditkarte hafte ich nur mit maximal 50 Euro, und das auch nur für Schäden, die bis zum Zeitpunkt meiner Sperrmeldung eingetreten sind. Ausgenommen ist natürlich ein fahrlässiges Handeln meinerseits.
Wenn ihr euch an die folgenden Punkte haltet, seid ihr auf der sicheren Seite:
1. Unterschreibt die Kreditkarte direkt nach Erhalt!
Tut ihr das nicht, kann eine dritte Person ihren „Wilhelm“ drauf setzen und dann munter mit der Karte bezahlen, die Unterschrift passt ja. In dem Fall haftet ihr für den Schaden.
2. Tragt die Kreditkarte immer am Mann bzw. an der Frau.
Erleichtert dritten Personen nicht den Zugang zu eurer Kreditkarte. Ein Klassiker: Kreditkarte im Auto liegen lassen (auch wenn mir nicht klar ist, warum manche das tun…). In dem Fall lasst doch am besten auch gleich das Auto unverschlossen, dann beschädigt der Dieb den Wagen wenigstens nicht, wenn er die Kreditkarte stiehlt. Scherz beiseite: Wird euch die Karte aus dem Auto geklaut, haftet ihr durch euer fahrlässiges Handeln selbst für den Schaden.
Wie ist das aber nun, wenn der Kellner im Restaurant meine Kreditkarte für den Zahlvorgang mitnehmen möchte? Im Zuge meiner Sorgfaltspflicht als Karteninhaber muss ich den Kellner bzw. meine Karte die ganze Zeit über im Auge behalten. In der Praxis mache ich das nicht immer. In einem renommierten Restaurant vertraue ich den Angestellten, in der schäbigen Hinterhofkneipe bin ich da vorsichtiger. Das Risiko muss aber jeder für sich selbst abwägen.
Anderes Beispiel: Besonders kleinere Unternehmen wie lokale Tourenanbieter besitzen aus Kostengründen oft kein Kartenlesegerät. Sie kopieren sich stattdessen die Kartendaten mit so einem „Ritsch-Ratsch-Gerät“ und lassen sich den Zahlungsbeleg unterschreiben, den sie dann bei der Kreditkartengesellschaft zur Einlösung vorlegen. Kann man machen, muss man aber nicht. Wenn ich den Anbieter für seriös halte (andernfalls würde ich ja seine Dienstleistung auch nicht in Anspruch nehmen), dann habe ich auch kein Problem mit dieser Kopie meiner Karte. Wem das zu heikel ist, hebt vorher am Automaten Geld ab und zahlt bar.
3. Pssst! Die Geheimzahl muss geheim bleiben!
Es versteht sich eigentlich von selbst, dass ihr eure PIN nicht zusammen mit der Kreditkarte aufbewahrt, oder womöglich noch direkt auf die Karte schreibt. Never ever do that! Die vier Ziffern müsst ihr euch einfach merken.
Einige Banken, z.B. die Volksbanken oder die comdirect, bieten eine Wunsch-PIN an: Die automatisch vergebene PIN kann entweder am Geldautomaten oder im OnlineBanking-Bereich beliebig geändert werden. Auch hier gilt: Notiert ihr die PIN oder wählt ihr eine zu einfache und offensichtliche PIN aus (z.B. euren Geburtstag), haftet ihr selbst für alle Schäden, die dadurch entstehen.
4. Eindeutige Identifizierung durch Passfoto auf der Karte
In Deutschland ist das nicht sonderlich populär, in anderen Ländern ist es der Regelfall: Das Passfoto auf der Kreditkarte. Wozu? Eine Unterschrift lässt sich fälschen, ein Gesicht in der Regel nicht so schnell.
Als wir 2009 in Island waren, war die Kassiererin in Reykjavik völlig überfordert mit meiner unbebilderten Kreditkarte. In Island ist das Passfoto auf der Karte wohl Standard. Erst, als ich meinen Personalausweis zückte, mit Hilfe dessen sie den Namen mit der Karte und das Foto mit meiner Person abgleichen konnte, durfte ich mit der Kreditkarte bezahlen – nicht ohne eine gehörige Portion Restskepsis auf Seiten der Kassiererin. In Deutschland ist mir aktuell allerdings keine Bank bekannt, die das eigene Foto auf der Kreditkarte anbietet.
Verfügungsrahmen, Wochenlimit & Tageslimit
Vor der Reise ist es klug, sich über die verschiedenen Limits der Kreditkarten zu informieren. Ja, Plural, es gibt derer nämlich drei. Das eigentliche Limit steckt den monatlichen Gesamtverfügungsrahmen ab. Dieser wird durch ein Wochenlimit auf einen wöchentlichen Höchstverfügungsbetrag eingeschränkt, der euch im Missbrauchsfall davor schützt, dass nicht direkt das komplette Limit ausgeschöpft wird, bis euch der Diebstahl/Verlust der Karte auffällt. Zuletzt gibt es noch das Tageslimit für den Geldautomaten: Pro Tag darf nur maximal die betreffende Summe am Geldautomaten bar abgehoben werden. Bargeldlose Zahlungen kann ich parallel aber dennoch tätigen, die fallen nur unter das Wochenlimit.
Kompliziert? Ja, ein wenig schon. Vor der Reise solltet ihr euch jedenfalls über eure Limits informieren und diese im Zweifel anpassen (lassen). Eine Erhöhung des Gesamtverfügungsrahmens müsst ihr direkt bei eurer Bank bzw. Kreditkartengesellschaft beantragen. Das Wochenlimit könnt ihr per OnlineBanking selbständig ändern. Ich passe die Höhe des Wochenlimit vor Reisen immer an die erwarteten wöchentlichen Ausgaben an, plus einem kleinen Sicherheitszuschlag. Das Tageslimit ist in der Regel fix, für meine Verhältnisse aber immer ausreichend, da ich eh am liebsten bargeldlos bezahle. Übrigens haben die Geldautomaten selbst auch noch ein Limit (wir sind bei Limit Nummer vier), also eine Höchstsumme, die sie pro Tag pro Karte auszahlen. Die Höhe des Automatenlimits legt die jeweilige Beteiberbank fest. Ein kleiner Trick: Das Automatenlimit kann man austricksen, indem man mit mehreren Karten den Tageshöchstsatz abhebt. Hier lohnt sich also wieder die Backup-Kreditkarte.
PIN: Die vier Ziffern zur Liquidität
Auch für die Kreditkarte braucht ihr eine PIN! Warum ich das so nachdrücklich sage? Ganz einfach, ich habe ohne PIN schon mal ganz schön blöd dagestanden. Jahrelang kannte ich meine PIN nämlich nicht, da ich immer nur bargeldlos gegen Unterschrift damit bezahlte.
Im Vorfeld zu unserem Barcelona-Trip hatte ich im Internet Tickets für das Fußballspiel von Barça gegen Mallorca gekauft. Um das Porto zu sparen, ließ ich die Tickets am Automaten der Bank La Caixa zur Abholung hinterlegen – sehr praktisch, wie ich fand. Leider gab sich der fiese Automat nicht mit meiner Kreditkarte zufrieden, sondern wollte auch noch meine PIN wissen. Blöd! Ein netter Bankangestellte rette mich am Ende: Viele Telefonate später hielt ich erleichtert die Tickets in Händen. Lange Rede, kurzer Sinn: Die PIN muss mit! Für den Geldautomaten ohnehin, und auch sonst kann die PIN bei manchen Transaktionen abgefragt werden.
Kosten & Gebühren
Das Thema finde ich, nicht nur bei Finanzdienstleistungen, immer etwas tricky. Überall wird mit der berühmten „0“ geworben, und viele Verbraucher stürzen sich mit einer Geiz-ist-geil-Mentalität auf das vermeintliche Angebot. Das sind Dienstleister! Die wollen und müssen an ihren Services auch etwas verdienen. Sollen sie auch, aber ich persönlich würde gerne auf einige der Werbephrasen verzichten und stattdessen die Kosten transparent aufgezeigt bekommen, damit ich entscheiden kann, welches Produkt aus Leistungs- und Kostengesichtspunkten am besten zu mir passt.
Zurück zum Thema. Viele Banken und auch andere Dienstleister bieten kostenfreie Kreditkarten an. Kostenfrei heißt in dem Fall, dass keine Jahresgebühr für die Karte erhoben wird. Nun gibt es aber noch eine Reihe anderer Kosten, die man im Blick haben sollte:
1. Gebühren für Bargeldverfügungen
Für das Abheben von Bargeld am Geldautomaten fallen bei einigen Kreditkarten Gebühren an. Dabei wird nochmals unterschieden zwischen Inlands- und Auslandsabhebungen, die unterschiedlich bepreist sein können.
2. Auslandseinsatzentgelt
Das bargeldlose Bezahlen mit der Kreditkarte hat seinen Preis: Auf den getätigten Umsatz wird in der Regel eine geringe prozentuale Gebühr berechnet, das sogenannte Auslandseinsatzentgelt (Zahlungen in der Euro-Zone sind meist kostenfrei). Mir persönlich sind die meist Cent-Beträge es wert, da ich so keine größeren Bargeldmengen mit mir herumtragen muss.
Zwei Kreditkartenangebote im Vergleich
Um etwas mehr Transparenz in diese ganzen Kosten, Gebühren und Begriffe zu bringen, habe ich hier eine Gegenüberstellung von zwei Kreditkartenangeboten für euch erstellt. Ich habe mir dafür die comdirect* ausgesucht, weil ich dort aktuell Kunde bin, sowie die DKB*, die aus meiner Sicht das beste Angebot für Reisende hat.
DKB | comdirect | |
---|---|---|
Barabhebung am Geldautomat im Inland | kostenfrei | 3% vom Umsatz, mind. 5,90 € (Girokarte kostenfrei) |
Barabhebung am Geldautomat im Ausland | kostenfrei, ggf. Gebühren der ausländischen Bank | kostenfrei, ggf. Gebühren der ausländischen Bank |
Rückerstattung der Auslandsgebühren | ja, auf Antrag | nein |
Bargeldlose Zahlungen | kostenfrei in Euro, Schwedischen Kronen und Rumänischen Lei | kostenfrei im Eurogebiet |
sonstige bargeldlose Zahlungen | 1,75% vom Umsatz | 1,75% vom Umsatz |
Bareinzahlung zur Limit-Erweiterung | unbegrenzt | max. 5.000 € |
Guthabenverzinsung | 0,7% bis 300.000 €, 0,3% ab 300.000 € | keine |
Mein Produkt-Fazit
Ich bin seit einigen Jahren schon mit der comdirect* sehr zufrieden, allerdings hat ja jedes Konto immer so seine Vor- und Nachteile. Ich muss zum Beispiel immer darauf achten, dass ich im Inland nur mit der Girokarte Geld abhebe, um die Inlandsgebühren der Visa-Karte zu vermeiden.
Das Angebot der DKB* hat hingegen speziell für Reisende und Unternehmungsfreudige einige Vorteile, die nicht von der Hand zu weisen sind. Mit der Visa-Karte kann im In- und Ausland kostenfrei Geld abgehoben werden, denn sogar die Gebühren der Auslandsbanken werden erstattet. Gerade bei Langzeitreisen lohnt sich das enorm! Während unserer Ecuador-Reise haben wir pro Automatenverfügung 1,50 $ bezahlt, da hat sich ganz schon was zusammen geläppert. Im Zuge des schon ewig währenden Zinstiefs ist die Guthabenverzinsung bei der DKB zudem sehr nett. Der Zinssatz hält locker mit der Verzinsung auf diversen Tagesgeldkonten mit, so dass man hier quasi „2 Produkte in 1“ hat. Zu guter Letzt bietet die DKB ein interessantes Cashback-Programm: Bei einer großen Anzahl von Onlineshops sowie in über 10.000 Restaurants, Cafés und Geschäften in mehr als 50 Städten erhält man einen Rabatt auf den Umsatz, der als Gutschrift auf das Konto zurückerstattet wird. Sicherlich nicht essentiell, aber doch ein großes Nice-to-have.
Bargeld
Bei vielen scheint das Bedürfnis nach etwas Greifbaren immer noch hoch zu sein: Sie wollen Bargeld in der Fremdwährung mit auf die Reise nehmen. Ich persönlich halte das für überflüssig, denn man kann sich ja gleich nach der Ankunft (z.B. am Flughafen) Geld in der Landeswährung am Automaten ziehen. Aber die Menschen sind ja bekanntlich verschieden.
Sortenkauf: Für alle, für die nur Bares Wahres ist
Wer nun partout nicht ohne Bargeld seine Reise antreten möchte, der sollte frühzeitig seine Bank ansteuern und die Sorten (ja, so heißt das, nicht etwa Devisen) vorbestellen. Gängige Währungen wie US-Dollar oder Schweizer Franken sind zwar häufig vorrätig, aber eben nicht immer. Und exotische Währungen müssen definitiv bestellt werden, wenn sie überhaupt über die Hausbank beziehbar sind. Bedenken sollte man auch, dass einige Länder wie z.B. Ägypten eine Höchstgrenze für die Einfuhr von Bargeld (sowohl in Landes- als auch in Fremdwährung) festgelegt haben. Informationen dazu findet ihr auf der Webseite des Auswärtigen Amts unter den Zollbestimmungen eures Ziellandes.
Die erste Anlaufstelle beim Sortenkauf sollte immer die Hausbank sein, da sie ihren Kunden entweder keine oder vergleichsweise geringe Gebühren berechnet. Was machen aber Kunden von Online-Banken? Bei der comdirect kann man sich die gewünschten Sorten von ausgewählten Zielländern gegen Gebühr per Kurier nach Hause schicken lassen.
Ich hoffe, ich habe keinen Information-Overflow erzeugt…. Habt ihr noch Fragen, Anregungen oder Ergänzungen? Immer her damit!
Affiliate Links* / Werbung
Liebe Leser. Alle mit einem Sternchen gekennzeichneten Links sind Affiliate Links. Wenn ihr diesen Links auf die Seite der comdirect oder der DKB folgt und dann dort ein Konto eröffnet, erhalte ich eine kleine Vermittlungsprovision. Ihr dürft aber sicher sein, dass sämtliche Empfehlungen in diesem Blog uneingeschränkt meinen persönlichen Vorlieben, Ansichten und Erfahrungen entsprechen.