Die Smaragdküste (franz. Côte d’Emeraude) erstreckt sich entlang der nördlichen Bretagne vom Klosterberg Mont Saint-Michel, der streng genommen noch zur Normandie gehört, bis nach St-Brieuc. Ihr Markenzeichen sind Steilklippen, schwindelerregende Kaps und weiße Traumstrände. Die Smaragdküste verspricht daher aussichtsreiche Wanderungen gespickt mit Relikten aus der facettenreichen Geschichte Frankreichs.
#1 Wanderung zu den Trockendocks
Ganz in der Nähe von Dinard, dem schönen Seebad im englischen Stil, und der Kusarenstadt Saint-Malo liegt das kleine Dorf Le Minihic-sur-Rance. Der kleine, gemütliche Campingplatz Le Rivage liegt oberhalb der Rance mit einer phantastischen Aussicht über die Bucht. Direkt vom Campingplatz kann man die Küste in beide Richtungen erwandern. Allen Nicht-Campern steht kurz vor dem Platz ein kostenfreier, öffentlicher Parkplatz zur Verfügung.
Wir verlassen den Campingplatz über das Gartentor und folgen rechts dem Weg hinab zum Rance-Ufer. Nach 15 Minuten erreichen wir bereits den Strand Grève de Garel, wo wir eine längere Strandpause einlegen. Anschließend folgen wir dem Küstenweg, der am Ende des Parkplatzes in den Wald abzweigt. In leichtem Auf und Ab zieht sich der Weg einige Meter oberhalb der Rance entlang. Während die Kinder mit dem Sammeln von allerlei Waldgut beschäftigt sind, genießen wir immer wieder die schönen Ausblicke auf die Bucht.
Nach guten zweieinhalb Kilometern erreichen wir die Cale Sèche de la Landriais, die zum Erkunden und Fotografieren einlädt. Von einer kleinen Holzplattform aus sehen wir uns das alte Trockendock näher an. Anschließend spazieren wir am Strand entlang und betrachten die Schiffswracks von Nahem. Spannend für Groß und Klein!
Der kürzeste Weg zurück zweigt direkt bei der alten Werft ab, wir folgen jedoch dem Weg kurz vor Ende des Strands links ins Landesinnere (beim Wegweiser). Wer hier sofort die erste Möglichkeit wieder rechts abbiegt, umwandert noch den nächsten Küstenzipfel und verlängert die Wanderung um ca. zwei Kilometer. Unser Rückweg führt uns durch die Sträßchen von Le Minihic-sur-Rance, bis die Straße in einen Feldweg mündet, der uns zurück zum Campingplatz bringt. Kurz vorm Ziel passieren wir den hübschen, öffentlichen Garten der Dorfkirche, wo sich noch ein Stopp auf dem schönen Kinderspielplatz anbietet.
Ausflugstipps
Interessante Sehenswürdigkeiten in der Umgebung, neben den schon genannten Städten Dinard und Saint-Malo:
- Mittelalterstadt Dinan, ca. 25 min.
- Klosterberg Mont-Saint-Michel, ca. 45 min
#2 Cap Fréhel und Fort La Latte
Die über 14 Kilometer lange Wanderung am meist besuchten Kap der Smaragdküste ist für Familien mit kleinen Kindern deutlich zu lang, sie lässt sich jedoch ganz gut zwei teilen.
Um die beeindruckende Steilküste am Cap Fréhel mit seinem Leuchtturm zu erwandern, bietet sich der Unterschlupf auf dem einfachen, naturbelassenen Camping du Cap Fréhel an. Der Campingplatz befindet sich ca. 1,5 km von der Wanderroute entfernt. Achtung, die Webseite ist gnadenlos veraltet! Wer aktuelle Infos wie zum Beispiel die Öffnungszeiten sucht (ca. Mitte Juni bis Mitte September), kann diese der Facebook-Seite des Campings entnehmen, um nicht – wie wir – enttäuscht vor verschlossenen Toren zu stehen.
Teil 1: Zum Cap Fréhel
Der Küstenwanderweg vom Campingplatz bis zum Cap Fréhel hat, inklusive aller Schlenker zu Aussichtspunkten, eine Länge von knapp 5 Kilometern. Für den Rückweg habe ich die direkte Route eingeplant, die gute 4 Kilometer misst. Den Leuchtturm am Kap kann man im Sommerhalbjahr besteigen und gerüchtweise eine herrliche Aussicht auf die Smaragdküste genießen. Wir haben neben dem geschlossenen Campingplatz extremes Wetterpech, so dass wir leider keine eigenen Erfahrungen beisteuern können.
Teil 2: Küstenrunde am Fort La Latte
Ein weiterer Teil der Wanderung startet am in der Karte eingezeichneten Parkplatz beim Fort La Latte. Vom Parkplatz aus führt ein Weg hinunter zur Festung (ca. 600 Meter), die für Besucher geöffnet ist. Eine Fort-Besichtigung empfehle ich unbedingt! Die Festung besitzt allerhand Fallen und Finessen, mit denen sie die damaligen Angreifer abgewehrt hat. Auch die Turmbesteigung lohnt sehr: Wir lernen Einiges über die alten Räumlichkeiten des Forts, und von ganz oben genießen wir die schöne Aussicht auf die Festungsanlage und die Steilküste bis hinüber zum in Dunst gehüllten Leuchtturm. Aber Achtung: Das Fort La Latte ist ein beliebtes Ausflugsziel an der Smaragdküste und dürfte zur Hauptreisezeit stark frequentiert sein.
Da nach unserem Fort-Besuch wieder starker Regen einsetzt, müssen wir auch diesen Teil der Wanderung ausfallen lassen. Wer mehr Glück hat (oder härter im Nehmen ist), folgt direkt vor den Toren des Forts dem Wanderweg, der hoch über der zerklüfteten Steilküste bis zum Hafen Port St.-Géran führt. Im Landesinneren kehrt man über die Landstraße D117 (D 16A im Rother Wanderführer) zum Parkplatz am Fort zurück. Die Runde beträgt 5,6 Kilometer. Kurz vor Ende besteht die Möglichkeit, sich in der Crèperie Le Petit Galet zu stärken. Galettes, Crèpes, Salat und Muscheln werden angeboten, allerdings nur bis zum frühen Nachmittag. Wer zu spät dran ist (wie wir mal wieder), fährt in die Crèperie le Cap Fréhel direkt bei der Kirche in Plévenon, die bis abends geöffnet hat.
#3 Cap d’Erquy und Lacs Bleus
Etwas weniger frequentiert, aber bestimmt genauso schön: Die Wanderung um das windige, wilde und wunderbare Cap d’Erquy ist eines unserer Tourenhighlights. Und das, obwohl wir nun wirklich kein tolles Wanderwetter haben.
Wir starten ab dem 4-Sterne-Campingplatz Les Pins der Yelloh! Village-Kette (eigentlich ja nicht so unser Ding, zur Nebensaison aber okay). Direkt nebenan liegt übrigens der besser bewertete 2-Sterne-Platz CahuteLab Le Guen. Vom Campingplatz aus laufen wir zum Wanderparkplatz (Aire du Cap, 14 Rue de Lourtuais), wo eine detaillierte Wandertafel mit verschiedenen Routen, Längen- und Zeitangaben sowie Rollstuhl- und Kinderwagentauglichkeit steht (Top, sollte es häufiger geben!). Wir folgen weitestgehend der gelben Route.
Zunächst spazieren wir an Farn, Ginster und Pinien entlang, bevor wir mit Ausblicken auf die Bucht, den Hafen und den kleinen Leuchtturm von Erquy zu den schönen Seen Lacs Bleus hinabsteigen. Die heutigen Seen sind ehemalige Steinbrüche, die sich mit Wasser gefüllt haben.
Nach den Seen führt der Weg ein kurzes Stückchen steil bergauf, um sich oberhalb des Hafens weiter entlang der Küste zu ziehen. Wir passieren eine alte Lore, ein weiteres Zeugnis der ehemaligen Steinbrüche von Erquy, und steigen weiter hinauf zur Befestigungsanlage Four à boulets, die aus den Zeiten der Französischen Revolution stammt. In diesem „Kugelofen“ sollen einst Metallkugeln erhitzt und von Kanonen auf dem Dach des Gemäuers auf feindliche Schiffe gefeuert worden sein. Bald öffnet sich der Ausblick auf die nächste Bucht, die Anse de Port Blanc, an deren Ende sich ein alter Geschützhangar befindet.
Wir folgen dem sich stetig auf- und abschlängelden Küstenweg und schließlich ein kleines Stückchen der Straße. Am Parkplatz halten wir uns wieder links und folgen dem Küstenwanderweg rund ums Cap d’Erquy. Der Wind tost hier ordentlich, so dass Lotta die Lust am Selberlaufen vergeht. Kein Problem, dafür haben wir ja die Kraxe dabei. Wir packen Lotta in den Tragerucksack und laufen zunächst oberhalb des Plage de Lourtouais, und dann über breite Holztreppen durch weite Farnflächen hinter bis zum Traumstrand. Wie herrlich müssen diese fast schon karibisch anmutenden Sandstrände der Smaragdküste nur bei schönem Wetter sein?!
Heute geben wir jedoch dank des Windes, der klammen Luft und der diesigen Aussichten auf. Wir verlassen die gelbe Wanderroute und zweigen kurz vor der Plage de Portuais ins Inland zum Wanderparkplatz ab, von dort laufen wir zurück zum Campingplatz. Die Wanderung ist abwechslungsreich und wunderschön, trotz des suboptimalen Wetters. Ein dicker Pluspunkt für alle Wanderungen am Cap d’Erquy: Die Routen lassen sich beliebig verbinden oder abkürzen. Besonders für wandernde Familien mit Kindern und/oder bei wechselhaftem Wetter ist das Gold wert.
Habt ihr noch weitere Familienwanderungen an der Smaragdküste auf Lager? Dann immer her damit!
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Liebe Nicole,
ab Mai 2020 wird es tatsächlich auch einen Naturzeit aktiv Wanderführer für die Bretagne geben. Er ist von Regina Stockmann, die auch schon unser Buch über die Provence geschrieben hat. Einige Wanderungen im Buch haben schon Familienformat, bei den anderen hat Regina auch eine gekürzte Familienvariante vorgeschlagen. Falls ihr also noch nicht genug von der Bretagne habt, gäbe es hier viel Auswahl ;)
Liebe Grüße
Stefanie vom Naturzeit Reiseverlag
Liebe Stefanie,
das ist ja super! Natürlich haben wir noch nicht genug von der Bretagne, aber in 2020 setzen wir aus. Bei der nächsten Reise werde ich meine Naturzeit-Reiseführersammlung aber liebend gerne erweitern :-)
Liebe Grüße,
Nicole