Zirbenweg in Tirol
Österreich Wandern mit Kindern

Zirbenweg mit Kindern: Familienkompatible Genusswanderung

[Werbung] Wenn ich in den Bergen bin, möchte ich die nicht nur vom Tal aus bestaunen, nein, ich will rauf! Ich muss nicht zwingend hohe Gipfel erklimmen, aber etwas alpinen Charakter sollte der Wanderweg schon haben. Auch mit Kindern. Natürlich darf die Distanz bei mitlaufenden Zwergen nicht zu lang sein, mit unserer 3,5-Jährigen habe ich bei ca. 7 Kilometern die Grenze gezogen. Und allzu viele Höhenmeter sind momentan auch nichts für uns. Trotz der engen Suchparameter haben wir einen Treffer ins Schwarze gelandet: Der Zirbenweg ist ein echtes Wander-Highlight für Groß und Klein.

Transparenzhinweis
Bei diesem Wandererlebnis wurden wir von dem Tourismusverband der Region Hall-Wattens unterstützt, der uns freundlicherweise zu dieser Recherchereise eingeladen hat. Ganz lieben Dank dafür! Meine Meinung bleibt von der Einladung unberührt, alle Eindrücke entsprechen meiner persönlichen Sichtweise.

Rauf auf knapp 2.000 Meter Höhe

Mit der Patscherkofelbahn in Igls (bei Innsbruck) sind wir bis auf 1.970 Meter hoch gefahren. Natürlich hat die Gondelfahrt an sich schon für Begeisterung bei den Mädels gesorgt, vor allem, als wir durch die tief hängenden Wolken gefahren sind. Lotta war hin und weg: „Wow, wir sind sogar höher als die Wolken!“

Ein Highlight für die Kleinen: Die Auffahrt mit der Gondel.
Für unsere Mädels war die Gondelfahrt schon das erste Highlight des Tages.

Oben angekommen, beim Patscherkofel-Schutzhaus, beginnt der etwa 7 Kilometer lange Zirbenweg. Bevor wir starten konnten, mussten wir allerdings noch eine Schicht Kleidung aufstocken, denn an diesem Wolken verhangenen Tag war es hier oben – Überraschung! – deutlich kühler als unten im Tal. Unserer Wandermotivation tat das keinen Abbruch, wir waren schließlich gut ausgerüstet.

Beginn des Zirbenwegs
Wolkiger Auftakt für unsere Wanderung auf dem Zirbenweg

Zirbenweg: Auf geht`s

Ich war überglücklich, nach den einfachen Forstwegen der Vortage endlich einen „normalen“ Wanderweg unter meinen Stiefeln zu spüren. Und auch Lotta hüpfte nach den „babyleichten“ Kurzwanderungen wie eine junge Bergziege über Stock und Stein, wobei sie von Leni aus der Kraxe heraus beobachtet und lautstark angefeuert wurde. So macht Familienwandern Spaß! Das heißt… so lange das übermütige Kind sich nicht auf die Nase legt.

Lotta hat gerade keinen Bock
Lotta hat den Kaffee auf, nachdem sie sich lang gemacht hat

Aus gegebenen Anlass mussten wir eine kleine Theorie-Einheit zur Sicherheit beim Bergwandern einlegen.

Wander-Regeln für Kleinkinder

  1. Kindern gehen an der Bergseite, Erwachsene an der Talseite (analog zur Häuser-/Straßenseite-Regel im Alltag).
  2. Beim Gehen immer auf den Weg schauen, zum Ausblicken stehen bleiben. Warum? Steine und Wurzeln sind tückische Gegner, die uns Wanderer gerne zum Stolpern bringen.
  3. Bei Kraxelpassagen über Steine immer erst prüfen, ob der eine Fuß sicher steht, bevor man den anderen Fuß vorsetzt.

Die Regeln hat Lotta schnell angenommen. Sie sagte den Steinen und Wurzeln den Kampf an („Ihr bringt mich nicht zum Stolpern!“) und fragte beim Kraxeln vor jedem Schritt: „Fuß, bist du fest?“ Ich gebe zu, Regel Nummer drei habe ich etwas bereut… Davon ab konnten wir unsere Tour nun unfallfrei und wieder mit Spaß fortführen.

Lotta kann wieder lachen.
Lotta kann wieder lachen. Mit ein paar Wanderregeln läuft es sich halt besser.

Erstes Etappenziel: Almgasthaus Boscheben

Nach etwa zwei Kilometern haben wir bereits das erste Etappenziel erreicht, das idyllisch gelegene Almgasthaus Boscheben.

Almgasthaus Boscheben (2.030 m)
Almgasthaus Boscheben: Von der Aussichtsterrasse genießt man einen herrlichen Blick ins Mühltal.

Eigentlich war mir noch gar nicht nach Pause zumute, es lief gerade alles so schön rund, aber ich konnte die Hütten auch nicht per Gedankenkraft zwei Kilometer weiter schubsen. Wir kehrten also kurz ein, denn Lotta forderte ihren obligatorischen Almdudler. Den gab es zwar nicht, das alternative Skiwasser hat sie aber auch akzeptiert. Interessanterweise ist meine Große auf Reisen deutlich probierfreudiger als in heimischen Gefilden. Im Urlaub ist alles Neue cool, zu Hause ist das Unbekannte doof. Iss so.

Pause auf dem Almgasthof Boscheben
Kaffee für den Papa, Skiwasser für die Kids und die Welt ist wieder in Ordnung.

Weiter geht`s

Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weiterweg in Richtung Tulfein Alm. Wir passierten Abschnitte durch einen der größten Zirbenbestände Europas, durchquerten kleine Hochebenen, kraxelten über Felsen und blickten hinab ins etwa tausend Meter tiefer liegende Inntal. Plötzlich kreuzte eine Kuhherde unseren Weg, die von zwei Männern talwärts getrieben wurde. Die Kühe veranstalteten ein munteres Versteckspiel mit den wirklich nicht zu beneidenden Hirten, die angestrengt durch das Dickicht stapften. Während Lotta dem Schauspiel gebannt folgte, lieferten wir die erklärende Tonspur dazu. Den Sinn und Zweck der Kuhglocken hätte man besser nicht demonstrieren können.


Ist das nicht ein phantastisches Fotomotiv? Meine Models waren allerdings flott entfleucht.
Ist das nicht ein phantastisches Fotomotiv? Meine Models waren allerdings flott entfleucht.

Zirbenweg auf Kinderbeinen

Während der Zirbenweg für Erwachsene wirklich leicht zu laufen ist, bietet er für Kleinkinderbeine zwischen drin auch anspruchsvolle Abschnitte.

Steinschlagwarnung am Zirbenweg
Nein, gefährlich war der Zirbenweg nicht, aber die übliche Vorsicht im Gebirge bringen wir auch den Kids schon bei.

An steinigen, matschigen oder etwas steileren Passagen haben wir Lotta sicherheitshalber an die Hand genommen. Mit etwas Coaching von der Seite und Erinnerung an die Wanderregeln hat sie diese Abschnitte aber super gemeistert. Ein wenig anstrengend waren diese Teilstücke für mich im Übrigen auch, denn mit einem Kleinkind auf dem Buckel und dem anderen an der Hand musste ich schon gut auf mein eigenes Gleichgewicht achten.

Tulfein Alm: Am Ziel angekommen

Gute fünf Kilometer des Zirbenwegs ist Lotta selbst gelaufen und gekraxelt, bevor Jan sie die letzten zwei Kilometer in der Kraxe geschleppt hat. Sein Gesichtsausdruck verriet, dass dieser Urlaub Lottas letzte Kraxen-Saison sein würde. Wenn Kind plus Kraxe über 20 Kilo wiegen, macht es einfach keinen Spaß mehr. Größtes Alarm-Signal: Mein Erklär-Bär hat den Infotafeln zum Wald und speziell den Zirben kaum bis keine Beachtung geschenkt.

Infotafeln am Zirbenweg
Auf dem letzten Abschnitt des Zirbenwegs werden die Wanderer über den Wald und speziell die Zirben informiert.

Zielfoto: Jan erreicht mit Lotta auf dem Rücken das Ende des Zirbenwegs.
Zielfoto: Jan erreicht mit Lotta auf dem Rücken das Ende des Zirbenwegs.

Zum Glück erwartete Jan und uns am Ende der schönen Panorama-Tour die sehr leckere Tiroler Küche der Tulfein-Alm, wo wir uns in gemütlicher Atmosphäre gestärkt haben. Leider wechseln die netten, langjährigen Hüttenwirte (unfreiwillig). Falls jemand aber auf Madeira am Pico Ruivo wandern geht, so kann er Heidi und Robert wieder treffen. Wir wünschen euch beiden alles Gute für den Start in eurer neuen Hütte!

Mit dem Sessellift hinab

Ups! Mit Blick auf die Uhr mussten wir uns nun sputen. Wir eilten hinüber zum Sessellift, auf den Lotta schon sehr gespannt war. Ich hingegen bekam einen leichten Schreck, als ich uns Vier samt zwei Kraxen mit einem Einer-Sessel konfrontiert sah. Wie sollte das denn gehen? Zum Glück eilte uns direkt ein Lift-Wärter zu Hilfe. Er bugsierte die Kraxen in je einen Sessel – sein Kollege auf der Mittelstation nahm diese entgegen – und half anschließend Jan mit Leni und mir gemeinsam mit Lotta beim Einsteigen. Na, das lief ja wie geschmiert.

Sessellift Glungezer 2
Der Lift-Wärter half uns gekonnt in die Sessel und schloss die Bügel sicher.
Talblick aus dem Glungezer 2 Lift
Die Fahrt mit dem Sessellift war ein weiteres Highlight für Lotta.

Glungezer Kugelwald: Top-Ausflugsziel für Groß und Klein

Zum Abschluss des gelungenen Wandertags statteten wir dem Glungezer Kugelwald noch einen Besuch ab. Ihr kennt diese Holzkugelbahnen für Kinder? Und nun stellt euch die in riesengroß und mitten im Wald vor.

Glungezer Kugelwald in Tirol
Jan und Lotta schauen gespannt ihrer Kugel nach.

Wir haben uns etwa eine Stunde lang im Kugelwald amüsiert, hätten aber gut und gerne mindestens eine weitere Stunde bleiben können. Die Spielwelt ist ein Mekka für große und kleine Entdecker. Lotta und Jan waren völlig in ihrem Element, ich weiß gar nicht, wer von den beiden mehr fasziniert war.

Neben seinem hohen Fun-Faktor besticht der Glungezer Kugelwald durch seine ökologische Nachhaltigkeit. Als Baustoff wurde das langlebige Zirbenholz aus den Beständen der Region verwendet, und zum Betrieb der Anlage ist keine Energie vonnöten. Ich persönlich stehe sehr auf Naturspielplätze jeglicher Art, natürlich wegen ihrer Umweltverträglichkeit, aber auch weil ich Holz schlichtweg schöner und gemütlicher finde als das ganze Metall- und Plastikgedöns.

Jan und Lotta spielen das Wald-Xylophon.
Jan und Lotta spielen das Wald-Xylophon.

Da das Kugelvergnügen gerade mal 2 Euro Leihgebühr pro Kugel kostet, lohnt auch ein Kurzbesuch nach der Zirbenweg-Wanderung. Wenn möglich empfehle ich jedoch, lieber mindestens zwei bis drei Stunden für den Kugelwald einzuplanen. Der anliegende Alpengasthof Halsmarter, wo die Kugelausgabe erfolgt, besitzt auch eine gemütliche Terrasse samt großem Kinderspielplatz.
Tipp: Der Kugelwald ist auch ein gutes Ausflugsziel für Gäste der Voldertalhütte, denn von dort kann man ihn in etwa einer Stunde Wanderzeit erreichen.

Zirbenweg: Unser Fazit

Der Zirbenweg ist perfekt geeignet für wanderfreudige Familien. Der alpine, aber einfache Weg kann sowohl von jungen Nachwuchswanderern als auch von mit Kraxen beladenen Eltern gut gemeistert werden. Wanderstöcke fand ich als Kraxenträgerin sehr hilfreich, ansonsten muss natürlich das übliche Wanderequipment mit.
Wir haben für die Tour, die mit zweieinhalb Stunden Wanderzeit ausgeschrieben ist, rund vier Stunden gebraucht, zuzüglich 45 Minuten Pause am Almgasthaus Boscheben. Läuft man den Zirbenweg wie wir von West nach Ost, bietet sich zum Abschluss ein Besuch des Glungezer Kugelwalds an, den ich ansonsten auch unabhängig vom Zirbenweg wärmstens weiter empfehle.

Praktische Infos

Für die Wanderung empfehle ich euch das Zirbenweg-Rundwanderticket. Es beinhaltet die Fahrten mit der Patscherkofelbahn und der Glungezerbahn sowie die Busfahrt zwischen Tulfes und Igls. Das Rundwanderticket erhaltet ihr bei der Tourismusinformation Tulfes sowie bei den Talstationen der beiden Bergbahnen.

  19,50 € (18,50 €) Erwachsene, 12 € (11 €) Kinder 5-15 Jahre
         [Stand 2018]
Sonnenstrahlen über dem Inntal
Die abendlichen Sonnenstrahlen fallen ins Inntal, ein schöner Abschluss für einen erlebnisreichen Wandertag.
Interessant? Dann gerne teilen!

One Comment

  1. Pingback: Familienurlaub in Hall (Tirol): Klettersteig mit Kind oder nicht? - unterwegsmitkind

Leave a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

*