
Kleine Insel, große Vielfalt: Wandern auf Madeira (1)
Da ich nicht alleine auf wandern wollte, hatte ich mich im Internet nach geführten Touren erkundigt und bin dabei auf Christa gestoßen. Ihre Webseite hat mich direkt angesprochen und gehalten, was sie versprochen hat. Christa bringt großen Enthusiasmus mit: Sie erzählt begeistert von der Insel, ihrer Flora und Fauna, den Menschen und dem Leben auf Madeira. Alle vier Touren haben ganz unterschiedliche Facetten von Madeira gezeigt, außerdem haben wir an allen Tagen immer die Wolkenlücke auf der Insel erwischt. Ein dickes Dankeschön an Christa für die tolle Führung!
Paúl da Serra
Juchu, der erste Wandertag war da! Neben den Froschreisenden waren noch einige weitere Zubucher wie ich am Start. Vorteil: Christa konnte einen Bus samt Fahrer mieten, so dass unsere Wanderungen unterschiedliche Start- und Endpunkte haben und wir somit mehr sehen konnten. Nachteil: Bei einer großen Gruppe kommt man einfach langsamer voran. Man kann halt nicht alles haben.
Ziel des ersten Wandertags war die Westseite von Madeira. Auf einer Höhe zwischen 1.300 – 1.500 m, oberhalb des Baumheide- und Lorbeerwaldgebiets Laurisilva, liegt die karge Hochebene Paúl da Serra.
Die Madeirenser nutzen die geografischen Gegebenheiten ihrer Insel clever aus: Die Winde, die über die Hochebene wehen, treiben seit 1993 Windkraftwerke an.

Entlang der Levadas lässt es sich herrlich wandern, auch wenn das nur ein angenehmer Nebeneffekt der künstlichen Wasserläufe ist.
Auflug ins Hochgebirge: Pico Ruivo
Der zweite Wandertag stand ganz im Zeichen der drei Grundfarben: Rotes Vulkangestein eingebettet in grüne Vegetation, darüber blauer Himmel und am Horizont das Meer.Vom Parkplatz Achada do Teixeira aus sind wir zum Gipfel von Madeiras höchstem Berg, dem Pico Ruivo (1.862 m), gelaufen. Die „rote Spitze“ macht ihrem Namen alle Ehre: Der Berg besteht größtenteils aus rotem Lavagestein. Unterwegs boten sich immer wieder tolle Ausblicke auf den den Pico das Torres (1.851 m) und den Pico do Arieiro (1.818 m) mit seiner Radarstation. Weitere Highlights waren die unzähligen, skurrilen Baumformen, ein gespenstisch wirkender, toter Baumerika-Wald, verursacht durch einen Waldbrand, sowie eine spannende Formation von Basaltgestein, die allen Umwelteinflüssen getrotzt hat. Vom Gipfel aus konnten wir die zerklüftete, bizarre Felslandschaft von Madeiras Hochgebirge bewundern und einen Blick in das geschützte Nonnental (Curral das Freiras) werfen, das den Nonnen aus Funchal im 16. und 17. Jahrhundert immer wieder als Zufluchtsort vor Piraten diente.
Wir hatten den Gipfel gerade noch rechtzeitig erreicht, bevor uns die von Süden heraufziehenden Wolken die wunderbare Aussicht verstellen konnten. Leider war die Überschreitung vom Pico Ruivo über den Pico das Torres bis hin zum Pico Arieiro nicht möglich, da der Weg auf halber Strecke durch Erdrutsche beschädigt war. Sehr schade. Dafür krochen während unseres Rückwegs die Wolken langsam über die Kämme in die Täler hinein und gaben der Landschaft ein vollkommen neues Gesicht.
Santana
Auf der Rückfahrt machten wir Halt in Santana. Der Ort an der Nordküste ist für seine strohgedeckten historischen Holzhäuser bekannt.
Gegenüber fand ein kleiner Bauernmarkt statt, wo Christa uns die verschiedenen für Madeira typischen Früchte wie Ananasbananen, Baumtomaten und Cherimoya gezeigt hat. Die Händler ließen uns freundlichst probieren, und wir deckten uns mit Tagesproviant für die nächsten Wandertage ein. Das Obst war hier nicht nur viel günstiger als auf dem Markt in Funchal, sondern auch frischer. Zudem kommt der Erlös hier direkt den Bauern aus der Umgebung zu Gute.