Nachdem unser Schweiz-Urlaub ins Wasser gefallen ist, war besonders meine Große traurig. Sie wollte in die Berge, wollte wandern und über Felsen klettern. Außerdem wollte sie mal wieder im Camper schlafen. Wie sollte ich meinem Kind (und auch mir) diesen Wunsch unter all den Corona-Beschränkungen erfüllen? Ich suchte und suchte… und fand die Dörenther Klippen.
Wandern an den Dörenther Klippen
Die Dörenther Klippen sind eine rund 4 Kilometer lange Sandstein-Felsformation im Tecklenburger Land in Nordrhein-Westfalen. Sie liegen im westlichen Zipfel des Teutoburger Waldes, der sich vorbei an Osnabrück und Bielefeld bis zu den bekannten Externsteinen in Horn-Bad Meinberg zieht. Ganz so hoch wie die Externsteine sind die Felsformationen der Dörenther Klippen zwar nicht, doch auch hier trifft man auf imposante, bis zu 40 Meter hohe, frei stehende Felsen. Es gibt mehrere Wanderwege im Gebiet der Dörenther Klippen, die von normalen Waldwegen bis hin zum „Bergweg“ reichen. Letzterer ist ein schmaler Pfad, der sich über Stock und Stein bergauf und bergab schlängelt, und bei dem man (Schwindelfreiheit vorausgesetzt ;-) ) auf bis zu 159 m ü. NN weite Ausblicke bis ins Münsterland genießen kann. Auch der Hermannsweg führt an den Dörenther Klippen vorbei.
Ausgangspunkt: Campingplatz Bocketal
Auch wenn die Dörenther Klippen von uns aus in einem Tagesausflug zu erreichen wären (1 Stunde Fahrt), haben wir uns für zwei Nächte auf dem Campingplatz Bocketal einquartiert. Der Platz ist nicht übermäßig hübsch, hauptsächlich von Dauercampern belegt und nicht gerade auf dem modernsten Stand, aber er liegt direkt am alternativen Einstieg zum Wanderweg. Und immerhin Lotta war begeistert: „Mama, es so schööön hier. Können wir nicht für immer hier bleiben?“ Äh, nein. Aber die Euphorie meiner Fünfjährigen hat mir gezeigt, wie sehr sie das Campen vermisst hat.
Für alle Nicht-Camper: Gegenüber des Campingplatzes befindet sich auch ein Wanderparkplatz. Den Einstieg von dieser Seite finde ich persönlich besser, weil die Almhütte dann auf der Mitte der Wanderroute liegt, eben dort, wo man eine Stärkung gut gebrauchen kann.
Teutoschleife: Dörenther Klippen
Teutoschleifen nennen sich die acht ausgezeichneten Premiumwanderwege im Tecklenburger Land. „Unsere“ Wanderung an den Dörenther Klippen ist eine davon. Wir orientieren uns grob an der ausgezeichneten Route, kürzen jedoch hier und da etwas ab, bzw. legen da und dort einen zusätzlichen Schlenker ein. Unsere genaue Route habe ich mit Komoot aufgezeichnet.
Wir starten gemütlich auf dem einfachen Waldweg, auf dem uns in regelmäßigen Abständen Trimm-dich-Geräte begegnen. Und die wollen alle ausprobiert werden! Entsprechend langsam kommen wir voran. Irgendwann steigt der Weg steiler bergan. Über Wurzeln und Felsen hüpft Lotta gut gelaunt voraus, denn so macht wandern viel mehr Spaß als auf langweiligen Forstwegen.
Oben angekommen legen wir nach gerade mal 1,6 Kilometern am Wetterpilz die erste Pause ein. Ab hier wandern wir auf dem Hermansweg weiter, der uns zu einer alten Kriegsgräberstätte führt. Etwa 400 Meter weiter führt uns das Pipi-Bedürfnis unser Tochter links in einen Pfad, der sich zwischen Farn hindurchschlängelt. Wohin der wohl führt? Wir gehen nachschauen und stehen bald auf einem Felsen mit herrlichem Weitblick bis ins Münsterland. Dieser tolle Platz schreit quasi nach der nächsten Pause. Wir gehorchen.
Wanderspaß auf dem Bergweg
In beide Richtungen führt ein Pfad an dieser Felskante entlang. Ein Wegweiser verrät uns, dass wir uns auf dem Bergweg befinden, der parallel zum Hermansweg verläuft (gestrichelte Linie auf der Komoot-Karte). Den nehmen wir natürlich! Beide Kinder laufen begeistert los, hüpfen über Wurzeln und kraxeln über Felsen. Und weil das so einen Spaß gemacht hat, biegen wir kurz vor der Almhütte wieder auf einen kleinen Pfad ab („S4“ auf der Komoot-Karte), der uns querfeldein um die Almhütte herum führt. An manchen Stellen war dieser Pfad allerdings arg zugewuchert und abschnittweise etwas abenteuerlich. Nun war es nicht mehr weit bis zur berühmtesten Formation der Dörenther Klippen.
Hockendes Weib
Wir folgen dem Felsenpfad und klettern empor, bis wir das Hockende Weib in voller Größe bewundern können. Der Sage nach wurde die Frau auf ihr Gebet hin von Gott versteinert, so dass ihre Kinder auf ihrem Rücken die Flut des damals noch nahen Meeres überlebten. In die entgegen gesetzte Richtung bietet sich uns erneut der herrliche Weitblick gen Münsterland. Auch hier verweilen wir, wenn auch dieses Mal nicht so schön einsam wie an unserem vorigen Pausenplatz.
Tolle Kletterfelsen für Kinder
Von den mystischen Felsformationen haben wir noch lange nicht genug. Wir folgen dem Weg noch ein Stückchen weiter und passieren immer wieder skurrile Felsblöcke, die begeistert von den Kindern erklommen werden. Wir hechten hinterher, sichern, geben Tipps und warnen vor allzu abenteuerlichen Stunts. Nach all der Kletterei haben wir uns nun eine Belohnung verdient. Wir steuern die Almhütte an, die Corona-bedingt die schöne Aussichtsterrasse geschlossen hat, aber immerhin den Kiosk geöffnet hat. Wir erstehen Eis und – stilecht – einen Almdudler. Lotta ist happy!
Rückweg durchs Tal
Weiter geht’s. Zuerst ein kleines Stück auf dem Hermannsweg, bevor wir rechts hinab ins Tal laufen. Den Wald auf der einen, Felder und Wiesen auf der anderen Seite, laufen wir in einem Bogen das Tal entlang. Erste Ermüdungs- und Unlusterscheinungen bei Lotta müssen wir nun mit Keksen bekämpfen. Au weia, drei Kilometer haben wir noch vor uns.
Die Bergaufstrecke zum Wetterpilz, an dem wir auf dem Hinweg die erste Pause eingelegt haben, meistern wir mit der Aufforderung zum Wettrennen. Lottas Motivation haben wir aber wohl im Tal gelassen, missmutig trottet sie vor sich hin. Zum Glück ist der nächste Stimmungsaufheller nicht weit. Wir kraxeln gemeinsam die Felsen am Dreikaiserstuhl empor, wo wir von oben die Kletterer beobachten, die die Felswände erklimmen. Nachdem Lotta uns das Versprechen abgerungen hat, bald mit ihr klettern zu gehen, so richtig mit Gurt und Seil, machen wir uns an die restlichen (Kilo)Meter.
Vom Aussichtspunkt „Bocketalblick“ sehen wir bereits unseren Campingplatz. Ab jetzt geht es nur noch bergab, und schon bald haben wir die insgesamt 10,1 Kilometer Wegstrecke mit 280 Höhenmetern geschafft. Respekt an meine Fünfjährige für diese Leistung!! Ab Eingang vom Campingplatz bis zu unserem Stellplatz musste sie aber doch noch auf Papas Schultern sitzen, manchmal geht’s halt ums Prinzip.
P.S.: Dreieinhalb Kilometer ist Leni übrigens auch selbst gelaufen, inklusive dem Bergweg, der für ihre kurzen Beine schon eine Nummer war.
Invasion der Zecken
Ursprünglich hatte ich für den Folgetag noch die Wanderung auf dem Hexenpfad in Tecklenburg vorgesehen, über den ich bei meinem Bloggerkollegen Thomas gelesen hatte. Blöderweise wurden wir (tatsächlich erstmals!) von Zecken angefallen, und zwar wir alle und gleich mehrere Bisse. Am Abend nach unserer Wanderung haben wir uns gegenseitig wie die Affen gelaust und mehrere Zecken aus Armen, Beinen, Rücken und der Kopfhaut gezogen. Was zu beachten ist, habe ich flott auf dem Blog Planet Hibbel nachgeschlagen. Am nächsten Morgen habe ich noch eine Zecke bei der Kleinen entdeckt, und beim gegenseitigen Filzen fielen uns noch mehr der Biester auf. Lotta hat es schließlich getroffen, bei ihr ist ein Stück Zecke im Beim stecken geblieben. Sicherheitshalber sind wir direkt nach Lengerich ins Krankenhaus gefahren, wo der Zeckenrest entfernt und die Wunde ordentlich desinfiziert wurde. Puh, was ein Drama!
Lengericher Canyon
In unmittelbarer Nähe der Klinik befindet sich der Lengericher Canyons, der übrigens auch mittels einer der Teutoschleifen erwandert werden kann. Wir packen die Gelegenheit beim Schopfe und laufen die paar Meter bis zum Aussichtspunkt auf den Canyon. Der Blick lohnt!
Richtig aufgeregt haben mich aber die Menschen, die verbotener Weise in dem Naturschutzgebiet gebadet haben. Von diesen rücksichtslosen Ar… gibt es einfach viel zu viele! Darüber habe ich mich ja letztens erst in einem Meckerbeitrag ausgelassen.
Fazit
Das Tecklenburger Land ist eine tolle Wander- und Ausflugsregion, und besonders für uns östliche Ruhrpottler sehr flott zu erreichen. Wer gerne etwas anspruchsvoller wandern möchte und Felsenlandschaften liebt, für den sind die Dörenther Klippen das perfekte Ziel in der näheren Umgebung. Das Wegenetz ist vielfältig und bietet durch mögliche Abkürzungen Wanderrunden für alle Fitnessgrade an. Auch Mountainbiker und Kletterer kommen in der Region auf ihre Kosten. Auch „drumherum“ gibt es Einiges zu entdecken, was wir allerdings Corona-bedingt ausgelassen haben. Die „Tipps am Wegrand“ finden sich auf den Seiten der Teutoschleifen.
Wer kennt die Dörenther Klippen und war schon mal dort? Und wen konnte ich für einen Besuch begeistern?
Hallo Nicole,
ein toller Beitrag! Vielen lieben Dank fürs Verlinken :-)
Über diese Menschen am Canyon in Lengerich rege ich mich auch immer wieder auf. Vor allem sind viele noch so dreist und posten dann die Fotos von sich im Wasser bei Instagram. Schade, dass das nicht bestraft wird.
Liebe Grüße
Thomas
Danke, Thomas. Das wird laut Zeitungsberichten wohl bestraft, allerdings finden die Kontrollen (wie immer) zu selten statt. Und wahrscheinlich kommen die Leute auch zu günstig davon. Gerade mit den IG-Bildern als Beweis könnte man die Leute ja auch bestrafen, aber auch dafür fehlt sicherlich das Personal. Sehr ärgerlich.
Liebe Grüße zurück, Nicole
Hey Nicole,
wir waren am letzten WE auch dort noch mal diese Runde wandern- aus dem Westmünsterland auch eine guter Tagesausflug. Leider war es ziemlich voll- wahrscheinlich wollten alle das gute Herbstwetter noch mal genießen.
Ich schau ja immer mal wieder hier vorbei und sammle Ideen für uns.
LG Susanna
Liebe Susanna, das freut mich sehr, zu hören! :-) Dass es so voll war, ist schade, aber an einem schönen Herbsttag wahrlich nicht verwunderlich. Da hatten wir im Frühjahr echtes Glück.
LG, Nicole
Liebe Nicole,
sehr coole Wanderung! Die ist vorgemerkt für meinen nächsten Besuch im Teutoburger Wald bzw. dann im Tecklenburger Land. Das mit den Zecken ist allerdings der Hammer. Wir sind bisher immer verschont geblieben. Aber ich schätze, dieses Pech kann man überall haben. Der Canyon sieht ja auch supertoll aus! Den nehme ich dann auch gleich mit – ohne Baden natürlich.
Danke für die tollen Tipps und
ganz liebe Grüße
Angela
Liebe Angela,
die Wanderungen lohnen beide, zu den Dörenther Klippen und auch um den Canyon. Auch in Tecklenburg selbst gibt es tolle Pfade, das super hübsche Freilichtmuseum dort nicht zu vergessen (wobei die wohl auch Corona-Pause haben). Wenn ihr herkommt, melde dich gerne, vielleicht können wir (ggf. in Teilbesetzung) einen Tag was zusammen machen. Wir sind ja in einer Stunde dort.
Viele liebe Grüße,
Nicole
In Tecklenburg und Umgebung war ich als Kind auch schon wandern. Kann mich noch gut an die Felsformationen erinnern. Danke für’s wecken meiner Kindheitserinnerungen!
Na, dafür bin ich doch gerne verantwortlich :-) Wenn du noch Wandertipps für die Gegend hast, gerne her damit. Die großen Touren in der Ferne können wir uns ja sicher noch eine Weile knicken…
Viele Grüße nach Berlin, Nicole
Danke für diesen tollen Bericht! Daraufhin stand die Ecke schon eine Weile auf unserer Wunschliste, heute haben wir dann einen spontanen Ausflug (aus dem Ruhrgebiet) gemacht und waren absolut begeistert!
Super, dass es euch gefallen hat! Und danke für das liebe Feedback :-)
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