Alabasterkueste: Etretat Panorama
Familienreiseziele Frankreich Wandern mit Kindern

Abenteuerliche Alabasterküste: Mit Kindern die Normandie entdecken

Über 100 m hohe, weiße Steilklippen, malerische Felstore und imposante Felsnadeln – jeder kennt die Bilder von der nordfranzösischen Alabasterküste (Côte d’Albâtre), die ihren Namen eben diesen alabasterfarbenen Kreidefelsen verdankt. Auf 120 Kilometern erhebt sich die Steilküste aus dem Ärmelkanal, von Le Havre an der Seine-Mündung bis nach Ault am Beginn der Region Picardie, nur gelegentlich unterbrochen durch tiefe Taleinschnitte (valleuses), die bis ans Meer reichen.

Alabsterküste mit Kindern?

Die traumhaften Kulissen der Alabasterküste haben zahlreiche Maler und Schriftsteller an die normannische Küste gelockt, soweit nachvollziehbar. Fotografen, Landschaftsliebhaber und Wanderer kommen hier voll auf ihre Kosten. Sind die Steilklippen aber auch als Familienreiseziel geeignet? Na klar! Meine Mädels lieben die endlosen Schatzsuchen an den Steinstränden (wer findet den skurrilsten Stein oder das tollste Fossil?). Sie klettern begeistert über Felsbrocken und erforschen geheimnisvolle Gänge oder Höhlen. Und wenn es dann noch Waffeln oder Crêpes gibt, ist die Welt meiner Reisemädels in bester Ordnung.

Im Folgenden stelle ich euch unsere wichtigsten Reisestationen und Empfehlungen von Étretat bis Ault vor:

#1 Étretat, Perle der Alabasterküste

Normalerweise meide ich die Haupt-Touri-Orte eher und steuere stattdessen die vermeintlichen B-Ziele an, die meist genauso schön, aber weniger frequentiert sind. Im Fall von Étretat muss ich eine Ausnahme machen: Der kleine Küstenort ist mein absoluter Favorit an der Alabasterküste! Mein Tipp: Nutzt die Herbst- oder Osterferien für einen Besuch und wählt eine Reisezeit, zu der die Franzosen selbst, speziell die Pariser Region, keine Ferien haben.

Ausblick Richtung Porte d'Amont in Etretat

Boote in Etretat
Strand von Etretat

Für einen Étretat-Besuch empfehle ich zwei bis fünf Tage, wir waren drei volle Tage vor Ort (Oktober 2024). Der kleine Küstenort selbst ist flott durchschlendert. Um jedoch die Postkartenmotive der imposanten Felsformationen von Étretat mit eigenen Augen zu sehen, muss man unbedingt etwas Zeit mitbringen und die Wanderstiefel schnüren.

Achtet bei der Buchung eurer Unterkunft unbedingt darauf, dass ein Parkplatz verfügbar ist. Die Tagesparkgebühren in Étretat betragen 35-45 Euro!!

Wanderung zum Strand von Tilleul

Die schönste Tour führt oberhalb des berühmten Felstors Porte d’Aval, auch Elefantenrüssel genannt, und der imposanten Felsnadel Aiguille d’Étretat entlang. Das größte Felstor, die Manneporte, kann man ebenso bestaunen wie die Felshöhle Chambre des Demoiselles. Wer bis zum Strand von Tilleul läuft, sollte dort unbedingt etwas Erkundungszeit einplanen. Am nördöstlichen Ende der Bucht sind Höhlen in den Fels gehauen, die man begehen kann. In der Zeit, als an der Steilküste gewerbsmäßig Kieselsteine gesammelt wurden, dienten sie als Zwischenlagerplatz bei Ebbe, bis die Kieselsteine bei Flut mit Booten abtransportiert werden konnten.

Chambre des Demoiselles und Etretat

Wanderung Richtung Bénouville

Auch eine Wanderung in Richtung Bénouville bietet tolle Ausblicke auf die Alabasterküste. Hier sticht vor allem die vorgelagerte Felsnadel Aiguille de Belval ins Auge. Wer mehr Meter machen kann und möchte, sollte die große Runde bis ins Nachbarstädchen Yport laufen. Wer wenig Zeit oder Wanderlust hat, dem empfehle ich mindestens den Treppenaufstieg bis zur Kapelle Notre-Dame-de-la-Garde, um einen schönen Blick auf die Porte d’Aval und die Felsnadel Aiguille d’Étretat zu werfen.

Steilklippen mit Felsnadel Aiguille Belval

Porte d'Aval mit Felsnadel

Étretat für Abenteurer: Entdeckungen bei Ebbe

Mögt ihr lieber Flut oder Ebbe? Während die meisten Fotomotive bei Flut besser wirken, verwandelt die Ebbe den Strand von Étretat zu einem großartigen Naturspielplatz für große und kleine Entdecker. Allerhand Schätze, die das Meer sonst bedeckt, werden freigelegt. Wir haben riesige Fossilien auf dem Meersgrund aufgespürt, die alten Austernzuchtbecken aus dem 18. Jahrhundert erkundet und kleine Meeresbewohner in den Gezeitenbecken beobachtet. Berührt unbedingt mal mit einem Finger die kleinen Anemonen und spürt, wie ihre Tentakel euch festhalten.

Austernbecken aus dem 18. Jahrhundert

Hoehle Trou a l’Homme in Etretat

Bei Niedrigwasser wird auch der Weg zu der natürlichen Höhle Trou à l’Homme frei, die man über eine eiserne Leiter erreicht. Von der Höhle führt ein Tunnel durch das Felsmassiv zu der Bucht Petit-Port. Er wurde im Jahr 1922 anlegt, um den Fischern einen leichteren Zugang zu der Bucht auf der anderen Seite zu verschaffen. Von hier kann man die Porte d’Aval samt Felsnadel hervorragend fotografieren. Am Strand entlang kann man bis zum nächsten Felsentor, der Manneporte, laufen, und dann weiter bis zum Strand von Tilleul, den wir bei unserer ersten Wanderung besucht haben. Man muss allerdings stets die Tide im Blick behalten! Sollte man von der Flut im Tunnel eingeschlossen werden, so gibt es eine Wartekammer, um notfalls die 6 Stunden bis zur nächsten Ebbe im Trockenen zu überbrücken.

Bekanntes Motiv von Etretat: Felsentor und Felsnadel

Wartekammer in der Höhle Trou à l’Homme

#2 Cap Fagnet: Die höchsten Klippen der Alabasterküste

110 Meter ragen die Klippen nördlich von Fécamp auf, so hoch wie an keiner anderen Stelle der Alabasterküste. Kein Wunder also, dass Hitlers Leute das Cap Fagnet ausgewählt haben, um hier eine große Verteidungsanlage im Zuge des Atlantikwalls zu errichten. Ein Bunker war mit dem „Mammut“-Radar ausgestattet, das für die Langstreckenortung (200 bis 300 km) bestimmt war. Und ein Beobachtungsposten war mit dem „Würzburger See Riese“-Radar bestückt, ein hochpräzises Flugabwehrradar mit einer Reichweite von 40 bis 80 km. Zum Glück wurde dieses bis zur Invasion 1944 nicht fertiggestellt. Wer, so wie ich, die traurige Kriegsgeschichte spannend findet, der sollte am Cap Fagnet also unbedingt einen Stopp einlegen.

Bunker an der Alabasterkueste

Unweit des Cap Fagnet führt eine Straße in die Valleuse de Senneville. Über Treppen gelangt hier hinab zum Strand, wo ein abenteuerlicher Pfad uns über ein großes, grün bewachsenes Felstrümmerfeld zur Nachbarbucht führte.

Abenteuerlicher Pfad am Strand von Senneville
Kueste bei Senneville

#3 Veules-les-Roses

Der kleine Küstenort macht seinem Ruf als schönstes Dorf der Normandie alle Ehre. Vom Parkplatz nahe der Quelle des Veules ist ein Rundwanderweg ausgeschildert, dem wir gefolgt sind. Auf 1.149 Metern sind wir Frankreichs kürzestem Fluss von der Quelle bis zu seiner Mündung ins Meer gefolgt und haben dabei reetgedeckte Fachwerkhäuser, zahlreiche Wassermühlen sowie Wasserbecken, in denen Brunnenkresse angebaut wird, gesehen. Nach dem sehr lohnenswerten Spaziergang durch Veules-les-Roses empfehle ich zur Stärkung die leckeren Crêpes und Galettes in der Crêperie de la Cressonnière (direkt beim Parkplatz). Hübsche Mitbringsel aus der Normandie bekommt ihr direkt daneben in dem kleinen Souvenirladen Normand’ises.

Reethäuser in Veules-les-Roses

#4 Leuchtturm von Saint-Valery-en-Caux

Ein wunderhübsches Fotomotiv gibt der Leuchtturm von Saint-Valery-en-Caux ab, allein dafür lohnt ein kurzer Stopp. Den Campern unter euch (bis 3,5t) lege ich außerdem den Wohnmobilstellplatz direkt am Leuchtturm sehr ans Herz: Günstig (9€/24h), V/E, toller Ausblick auf das Meer, die Steilküste und den Leuchtturm, fussläufig zum Ort mit Restaurants und Geschäften gelegen.

Leuchtturm in Saint-Valery-en-Caux

#5 Abgestürzter Bunker am Strand

Ein weiteres, eher skurriles Fotomotiv findet ihr in Quiberville-sur-Mer. Anfang der 1990er Jahre ist ein Bunker von der Steilküste abgestürzt und ragt nun als riesiges Mahnmal vor der weißen Felsküste aus dem Sand auf. Wer nebenbei noch etwas Gutes tun möchte, nimmt einen Müllbeutel mit und sammelt beim Strandspaziergang den angeschwemmten Unrat auf. Entsorgen könnt ihr den Müll in einem Holzboot, das die Gemeinde extra dafür am Strand von Quiberville aufgestellt hat.

Bunker: Mahnmal am Strand von Quiberville

Abgestuerzter Bunker in Quiberville
Muellsammelstation in Quiberville

#6 Kirche mit Meerblick & Feuchtbiotop

Eine schöne und abwechsungsreiche Wanderung startet und endet in Varengeville-sur-Mer. Bei der Runde passieren wir die hübsche Kirche Saint-Valery mit ihrem kleinen, maritimen Friedhof in absoluter Bilderbuchkulisse. Wir durchstreifen ein Feuchtbiotop, das Bretagne-Feeling aufkommen lässt und einen Einblick in die frühere Vegetation der Alabasterküste gibt. Über grüne Kuhweiden steigen wir schließlich hinab zum Plage du Petit Ailly.

Varengeville Meerblick

Die Wanderrunde lässt sich hervorragend noch verlängern: Von der Kirche aus lohnt ein Schlenker ins Vasterival-Tal. Besonders spannend sind hier die riesigen Felsbrocken, die urig geformt und teils von giftig grünen Mosen und Algen bewachsen sind – ein mystischer Anblick! Das Vasterival-Tal ist auch mit einer Straße erschlossen (kleiner Parkplatz vorhanden) bzw. lässt sich, vorbei an herrschaftlichen Häusern und Anwesen, vom Leuchtturm Phare d’Ailly aus erlaufen.

Grüne Felsen am Vasterival-Strand
Weiter Strand am Vesterival-Tal

#7 Dieppe: Seebad mit barockem Flair

Als Schlechtwetterprogramm haben wir uns Dieppe angeschaut. Das Seebad mit barockem Touch ist für einen Bummel ganz nett, wenn auch kein Must-See. Wir sind den Pier bis zum Leuchtturm an seiner Spitze entlang spaziert und haben anschließend sehr lecker in der Crêperie La Voûte gespeist. Sowohl das kleine Meeresmuseum Musée Estran Cité de la Mer als auch das Château de Dieppe mit seinem Heimatmuseum haben wir verschmäht. Stattdessen haben sich die Mädels sehr über den coolen Spielplatz an der Strandpromenade gefreut.

Piratenspielplatz in Dieppe

#8 Hafenstadt Le Tréport

Viel spannender, und nach Étretat meine Nummer 2 an der Alabasterküste, ist die Stadt Le Tréport, die wir in den Osterferien 2023 besucht haben. Wir haben unser Auto auf den Parkplatz oberhalb der Steilküste abgestellt, bei der Bergstation des Schrägaufzugs (Funiculaire). Für die Camper unter euch: Hier gibt es auch einen Wohnmobilstellplatz mit bester Aussicht.
Das erste Highlight ist der Abstieg über die Treppen hinunter in den Ort, wobei wir einen tollen Blick auf die Stadt samt Hafen, den Nachbarort Mers-les-Bains und die weiße Kreideküste genießen konnten. Wer Fisch mag, sollte sich die Markthalle Poissonnerie Municipale nicht entgehen lassen. Ansonsten sind wir über den Holzsteg zum Leuchtturm gelaufen, haben die Schiffe bei der Einfahrt in den Hafen beobachtet und haben uns gemütlich durch die Gassen treiben lassen, bevor wir mit der kostenlosen Funiculaire hoch zum Parkplatz gefahren sind.

Panoramablick auf Le Treport

Funiculaire in Le Treport
Schriftzug Le Treport

#9 Herrschaftliche Villen in Mer-les-Bains

Auf der anderen Seite der Hafeneinfahrt schließt sich das Örtchen Mers-les-Bains an, das man auf keinen Fall auslassen darf. Der Ort punktet mit seinen zahlreichen Villen im Stile der 1860er Jahre, an denen wir uns kaum satt sehen konnten. Empfehlenswert ist auch eine Küstenwanderung bis Bois de Cise, vorbei an der Kirche Saint-Martin und der Marienstatue Notre-Dame de la Falaise.

Promenade mit Villen in Mers-les-Bains

In Mers-les-Bain gibt es einen großen, kostenpflichtigen Parkplatz, von dem aus man die Ortserkundung und Wanderung gut starten kann. Alternativ kann man das Örtchen aber auch fussläufig innerhalb einer Viertelstunde von Le Tréport aus erreichen (durch das Hafengebiet).

Anfahrt & Unterkünfte

Falls ihr jetzt Lust auf die Alabasterküste bekommen habt, findet ihr hier nun ein paar praktische Tipps.
Die Normandie ist gar nicht so weit entfernt, wie es im ersten Moment erscheinen mag. Aus dem Ruhrpott sind wir flotter an der französischen Küste als in den Alpen: Calais erreichen wir in 4,5 Stunden, bis Le Tréport benötigen wir 5,5 Stunden, und Étretat liegt 6,5 Stunden von Dortmund entfernt.
Da wir meist in den Oster- oder Herbstferien nach Nordfrankreich reisen, setzen wir aus Wettergründen auf einen Mix von Camping und Ferienwohnungen. Ich buche zwei Ferienwohnungen für jeweils 3-4 Nächte, davor, dazwischen und/oder danach übernachten wir im Camper. Warum der Mix? Zu viert im kleinen Nugget kann es flott eng und ungemütlich werden, besonders wenn es regnet und unsere Klamotten durchnässt sind. Eine Ferienwohnung bietet dann mehr Platz, Wärme, eine heiße Dusche und nicht zuletzt die Möglichkeit, unsere Kleidung zu trocknen und zu waschen. Die Tage, an denen wir in einer Ferienwohnung hausen, kochen wir meist dort, während wir an den Camping-Tagen auf die bequeme Restaurant-Variante setzen und die lokale Küche genießen.

Sonnenuntergang an der Alabasterküste

Weitere Reisetipps für die Alabasterküste findet ihr bei meiner Bloggerkollegin Nadine, die die Nordfrankreich-Liebe (bzw. allgemein die Nord-Liebe) mit mir teilt.

Und wie schauts mit euch aus? Wart ihr schon an den Steilklippen in der Normandie? Oder steht die Alabasterküste auf eurer Bucketlist?

Interessant? Dann gerne teilen!

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