Schneeschuhwanderung in finnisch Lappland
Finnland Winterreisen

Schneeschuhwanderung: Unterwegs wie einst die Trapper

Nachdem wir uns zwei Tage lang haben durch die Gegend kutschieren lassen – zuerst von Rentieren, dann von Huskies – mussten wir heute mal wieder selber schwitzen: Eine Schneeschuhwanderung stand auf dem Plan. Ich war gespannt, ob ich mich dabei genauso unbeholfen anstellen würde wie zuvor beim Skilanglauf. Immerhin hatte sich der Muskelkater von unserer Langlauf-Blamage gerade verabschiedet, es wurde also Zeit für neuen.

Schneeschuhe an und los!

Am Salla Rentier Park wurden wir für die Tour ausgerüstet: Schneeschuhe, Stöcke, das war`s. „Den Thermoanzug braucht ihr heute nicht, ihr werdet auch ohne genug schwitzen“, versprach unser Guide Augen zwinkernd. Oha! Ich schnallte die Schneeschuhe unter meine Schneestiefel und stapfte damit hinaus in den Schnee. Och, das ging doch ganz gut! Ich fühlte mich auf Anhieb wohl auf den Schneeschuhen und konnte es kaum erwarten, endlich durch die Winterlandschaft zu laufen. Ich sprühte förmlich vor Motivation und Energie und war von Kopf bis Fuß auf sportliche Höchstleistungen eingestellt. Als es auch noch zu schneien begann, gab es für mich kein Halten mehr. Ich stülpte mir meine Skibrille auf und war zu allen Schandtaten bereit.

Schneeschuhwanderung in finnisch Lappland
Auf die Schneeschuhe, fertig, los! Nach einer kurzen Einführung starten wir unsere Tour.

Auf den ersten Metern passierten wir eines der Rentiergehege des Parks, wo eine eher frostige Stimmung herrschte. Die Rener schienen meinen Winter-Enthusiasmus jedenfalls nicht zu teilen.

Rentiere im Salla Rentier Park
Gelangweilt? Müde? Winterdepression?

Na, dann halt nicht. Ich stapfte gut gelaunt weiter durch den Schnee. Eigentlich eher auf dem Schnee, denn die große Auflagefläche der Schneeschuhe sorgt ja dafür, dass man nicht so tief ins Weiß einsinkt. Clevere Erfindung, die die Menschen in schneereichen Gebieten schon vor sehr, sehr langer Zeit in ihrem Alltag genutzt haben.

Schneeschuhwanderung zur bizarren Eiswand

Schon bald führte uns unser Weg bergauf. Ich verlagerte meinen Körperschwerpunkt etwas weiter nach vorne und kam problemlos voran, andere aus der Gruppe hatten allerdings deutliche Probleme. Nur langsam bezwangen wir den Hügel. Mir war das durchaus recht, denn so hatte ich genügend Zeit, um zwischendurch viiiiele Fotos zu schießen. Ich packte die Kamera aus der Tasche, knipste, verstaute die Kamera wieder, spurtete der Gruppe hinterher, zückte erneut den Fotoapparat und so weiter. Für mich war die eher gemächliche Tour daher durchaus sportlich :-)

Jan auf Schneeschuhen
Jan wartet auf mich, während ich meine Fotografierwut auslebe.

„Oooh! Aaah! Schööön!“ In der ersten Reihe war das große Staunen ausgebrochen. Ich eilte hinterher und – wow! Voller Bewunderung blickte ich auf eine riesige Eiswand mit gigantischen Eiszapfen. Natur, du bist und bleibst die beste Künstlerin der Welt.

Gefrorener Wasserfall
Winter, oh, du Künstler! Ich war begeistert von den gigantischen Eiszapfen.

Ich hatte zuerst vermutet, dass es sich um einen gefrorenen Wasserfall handelte. Falsch. Oberhalb der Eiszapfen befindet sich ein Moor oder Feuchtgebiet, aus dem stetig Wasser herunter tropft, das Väterchen Frost in dieses Eiskunstwerk verwandelt hat.
Wir stiegen noch ein paar Meter weiter bergan, bevor wir einen Blick auf die endlosen Wälder Lapplands werfen konnten. Diese Weite! Diese Ruhe! Ich atmete tief durch und sog die klare Winterluft in mich auf. Im besten Wellness-Hotel der Welt könnte ich nicht eine solche Entspannung und Zufriedenheit verspüren.

Abstieg auf Schneeschuhen

Wo es hinauf geht, geht es auch wieder herunter. In diesem Fall rutschend. An einem etwas steileren Abschnitt war der Weg schon von mehreren Schneeschuhwanderer-Popos zu einer Rutschbahn vorgeformt wurden, und auch wir rutschten auf unseren Hosenböden hinab. Auch lustig.

Rodeln mal anders.
Rodeln mal anders.

Den Rest des Weges legten wir wieder ganz normal auf unseren Schneeschuhen zurück. Während einige sich nur langsam und vorsichtig voran pirschten, hatte ich einen Heidenspaß daran, den Hügel im Laufschritt hinab zu rennen/rutschen. Oh ja, Schneeschuhwandern ist ganz klar mein Sport!

Unten angekommen stand wieder die obligatorische Snackpause in einer Kota auf dem Programm. Neben Kaffee und Tee standen heute Rentierburger auf der Karte. Lecker. Etwas Finnisch habe ich nebenher auch gelernt. Als uns die Holzlöffelchen für den Kaffee ausgingen, zückte unser Guide sofort sein Messer und schnitzte neue. „Diese traditionellen Messer heißen puukko, so eines besitzt hier quasi jedes Kind.“

Eisangeln: Eine frostige Freizeitbeschäftigung

Nach der kleinen Pause liefen wir weiter zum Tammakkolampi-See, wo der nächste Wintersport auf dem Plan stand: Eisangeln. Vom See habe ich erst mal nichts gesehen, er war ja unter einer Schneedecke versteckt. Im Grunde kann man aber davon ausgehen, dass überall dort, wo es größere, baumlose Schneefelder gibt, sich ein See darunter befindet.
Um hier angeln zu können, mussten wir zuerst den Schnee etwas beiseite schieben. Anschließend waren schwerere Geschütze gefordert. Mit einem Eisbohrer bohrte Jan sich und mir ein Loch in die Eisdecke. Sein Gesicht lief rot an, und trotz der Kälte bildeten sich kleine Schweißperlen auf seiner Stirn, es muss also anstrengend gewesen sein. Ist das Wasser erreicht, muss der Eisbohrer noch ein paar Male auf und ab bewegt werden; anschließend wird das Loch mit einem Eisschöpfer von Eisstückchen befreit. Los geht`s. Ich kniete mich vor das Eisloch, hielt meine Mini-Angel ins Wasser und wartete. Auf einen Fisch, auf Spaß, auf irgendwas. Nichts. Sorry, (Eis-)Angeln ist nicht meins. Zum Glück harrten wir nicht lange aus, denn schließlich ging es ja nur ums Hereinschnuppern in diese winterliche Freizeitbeschäftigung. Und das war allemal interessant.

Schneeschuhwanderung: Gesunder Freizeitsport für Jedermann

Der Weg zurück zum Rentierpark war leider sehr kurz. Schade, denn die Schneeschuhwanderung hat mir richtig großen Spaß gemacht. Gerne wäre ich eine größere Runde gewandert, am liebsten etwas sportlicheren Schrittes. Zum Glück ist Schneeschuhwandern aber ein Sport, der sich auch in unseren Breitengraden wiederholen lässt. Man muss dafür nichtmals bis in die Alpen fahren, selbst in der Eifel, dem Hartz oder dem Sauerland werden Schneeschuhwanderungen angeboten bzw. ist der Verleih von Schneeschuhen möglich. Muss ich unbedingt bald mal ausprobieren!

Jan und ich beim Schneeschuhwandern
Schneeschuhwandern ist ein Sport für Jedermann: Einfach zu erlernen und wenig Equipment erforderlich.

Habt Ihr schon mal eine Schneeschuhwanderung unternommen? Im hohen Norden oder in heimischen Gefilden? Und wie hat es Euch gefallen?

Interessant? Dann gerne teilen!

2 Comments

  1. wunderbar! So ähnlich habe ich das auch erlebt. Eine tolle Angelegenheit. MIch fasziniert ja die Stille, es ist eine noch leisere Fortbewegungsart als das Skilaufen. Und die großen Tapsen haben auch was sehr kunstvolles :) Eisangeln habe ich auch mal probiert – kein Glück gehabt, aber vielleicht gehts darum ja auch nicht, sondern um das gemütliche herumlungern im Schnee auf Rentierfellen. Viele Grüße Geertje von der nordicfamily

    • Ja, die Stille ist einfach nur herrlich! Ob normales Angeln oder Eisangeln, irgendwie ist das nichts für mich. Gefangen hat aus unserer Gruppe auch keiner etwas, aber das war kein Wunder, soviel Krach, wie wir beim Bohren der Löcher verursacht haben :-)
      Viele Grüße an dich und deinen Lieben zurück.

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