Endlich! Nach 18 Stunden Flug und 24 Stunden auf den Beinen sind wir um 21 Uhr Ortszeit in Quito gelandet. „Nur noch ins Bett“, dachte ich. „Nur noch eben durch die Einreisekontrolle“, entgegnete Jan, der die kilometerlange Warteschlange schon entdeckt hatte. Verdammt. Auf die Warterei bei der Einreise in die USA war ich ja gefasst, aber hier auch noch mal? Damit hatte ich nicht gerechnet. Es dauerte über eine Stunde, bis wir den Stempel im Pass hatten, aber dann konnte das Abenteuer ‚Ecuador‘ endlich beginnen.
Von Mariscal ins Zentrum
Plaza Grande
Über die Calle Venezuela schlendern wir weiter zur Plaza de la Independencia, auch Plaza Grande genannt, DEM zentralen Platz in Quito. Um den Platz säumen sich mit dem Präsidentenpalast, der Kathedrale Metropolitana, dem Bischofspalast und dem Rathaus das „Who is Who“ der Machtzentralen. In seiner Mitte ragt das neoklassizistische Monument der Unabhängigkeit auf, das für die Befreiung Ecuadors von den spanischen Konquistadoren (1822) steht. Wir ließen uns auf einer Parkbank im Schatten nieder und beobachteten das bunte Treiben auf der Plaza Grande: Während die einen Quitenos den Platz auf ihrem Weg zur Arbeit schnellen Schrittes passieren, treffen sich andere hier zum Plaudern; Touristen bestaunen die Prachtbauten, während ihnen kleine ecuadorianische Jungs mit großen Kulleraugen ihre Dienste als Schuhputzer anbieten – notfalls mit Druck auf die Tränendrüse. Hier prallen Gegensätze aufeinander, was diesen Platz zu einem der spannendsten Orte in Quito macht.
Wir entschieden uns, hier eine Mittagspause einzulegen. An den Platz grenzt ein Einkaufszentrum, das in einem dreistöckigen, kolonialen Gebäude mit Innenhof untergebracht ist. Im obersten Geschoss befinden sich mehrere Restaurants, wo wir ein leckeres Mittagessen einnahmen. Gestärkt setzten wir unsere Stadtbesichtigung fort.
Quitos koloniale Altstadt
Die schönste Harmonie entsteht durch Zusammenbringen der Gegensätze.
Weitere Fotos begegneten uns auf dem Boulevard 24 de Mayo. Hier stolperten wir außerdem in Festivitäten hinein, die offenbar zur Vorbereitung auf den Jahreswechsel gehörten. Überdimensionale, bunte Figuren und Autos säumten die Straße, die mit Blumen und Fahnen geschmückt war. Für die musikalische Untermalung sorgten Livebands. Auch wenn wir wieder nicht genau wussten, was hier vor sich ging, beobachteten wir das rege Treiben und saugten die positive Jahresendstimmung auf, die förmlich in der Luft lag.
Bus? Taxi!
So langsam waren wir k.o. An diesem Tag waren viele Eindrücke auf uns eingeprasselt. Quito ist laut, hektisch, modern, kolonial, international, bunt, vielseitig, kontrastreich, schön. Und heiß! Statt der üblichen Tagestemperatur von etwa 20°C kletterte das Thermometer auf über 30°C. Wir liefen in T-Shirts herum, während wir unsere für abends gedachten Fleece-Pullover und die Jacken den kompletten Tag im Rucksack Gassi führten. Dank der intensiven Sonneneinstrahlung, die die Höhenlage nun mal mit sich bringt, verbrannten wir uns gleich am ersten Urlaubstag kräftig den Pelz. Selber Schuld.
Müde, aber zufrieden traten wir den Rückweg zum Hotel an. Eigentlich wollten wir einen Bus nehmen, das war aber gar nicht so einfach. Wir fanden zwar so etwas Ähnliches wie eine Bushaltestelle, nur gab es weder Busfahrpläne, noch hielt ein Bus. Die Busse fuhren einfach nur langsamer und ein Mann, der auf der Eintrittsstufe stand, rief die Fahrtrichtung des Busses aus. Wer mitfahren wollte, musste aufspringen. Dummerweise hatten wir keine Ahnung, welche der gerufenen Begriffe eine Station darstelle, die in unserer Richtung lag. Auf Experimente hatten wir keine Lust mehr, also nahmen wir ein Taxi zurück zum Hotel. Ein toller erster Tag ging zu Ende. Jetzt freute ich mich auf die nächste Station unserer Reise: Das Otavalo-Tal.