Der Anreisetag ist lang. Um kurz vor 12 startete unser Flieger von Düsseldorf nach Helsinki, wo wir um kurz nach 15 Uhr Ortszeit landeten. Fünf Stunden mussten wir nun überbrücken, bis wir weiter nach Kuusamo flogen. Puh! Wie machten das, was man an Flughäfen so tun kann: Wir durchstöberten die Läden, aßen mäßiges Kneipenfutter zu horrenden Preisen und schlugen die restliche Zeit mit Surfen im Internet tot. Zum Glück steht in Finnland überall und kostenlos W-LAN zur Verfügung.
Gegen 22 Uhr landeten wir endlich in Kuusamo, von wo wir per Minibus nach Sallatunturi Tuvat gebracht wurden. Die Fahrt dauerte gute 1,5 Stunden. In der Dunkelheit konnte man natürlich nicht viel von der Umgebung sehen. Irgendwann meinte Jan plötzlich, draußen über den Tannen etwas Grünes aufleuchten zu sehen. Nordlichter? Ich drückte meine Nase an der Scheibe platt und versuchte angestrengt, die Spiegelungen der Innenbeleuchtung in der Scheibe zu ignorieren. Ja, jetzt sah ich es auch! Am Himmel flackerten tatsächlich Nordlichter auf! Der Fahrer war so nett, an einer günstigen Stelle anzuhalten, damit wir aussteigen und die Aurora Borealis beobachten konnten. Ich war überwältigt! Ringsherum flackerten immer wieder grüne bis weiße Lichtbögen und -bänder auf. Schnell versuchte ich, mit der griffbereiten Digicam ein paar Fotos zu schießen – leider ergebnislos. Da wir direkt vom Flughafen kamen, waren wir nur mäßig winterlich gekleidet, schnell froren wir bitterlich. Außerdem drängte der Fahrer zur Weiterfahrt.
Nordlichter: 2. Versuch
Kurz nach Mitternacht kamen wir in Sallatunturi Tuvat an. Eilig bezogen wir unsere Blockhütte, zogen uns flott etwas dicker an, um dann einen weiteren Versuch zu starten, die tollen Nordlichter zu fotografieren. Dieses Mal hatten wir unsere bessere Kamera samt Stativ am Start. In dieser klaren Nacht herrschten Temperaturen von unter -20°C. Wir waren müde, k.o. und natürlich solche Minusgrade nicht gewöhnt. Entsprechend schwierig gestaltete sich das Fotografieren. Mit den dicken Handschuhen trafen wir den Auslöser der Kamera nicht, ohne am Stativ zu rütteln. Ohne Handschuhe begannen meine Finger umgehend schmerzhaft zu frieren. Verdammt! Eine Weile genossen wir noch staunend den Anblick der bizarren Lichtspiele, bis uns die Eiseskälte schließlich in jede Pore gekrochen war. Wir kapitulierten und traten die Flucht ins Warme an. Den Tränen nahe versuchte ich, meine schmerzenden Finger unter kaltem Wasser aufzutauen. Wir überlegten kurz, ob wir noch einen weiteren Versuch wagen sollten, entschlossen uns dann aber doch, erstmal schlafen zu gehen. Es war bereits 2 Uhr morgen und wir waren hundemüde. Sicherlich würden wir während unseres Urlaubs noch einmal die Gelegenheit haben, Nordlichter zu beobachten, so hofften wir.
Am nächsten Tag erfuhren wir, dass das Nordlichterspektakel der vergangenen Nacht das schönste der letzten 10 Jahre gewesen sein soll. Die Aurora Borrealis war sogar bis weit in den Süden sichtbar, selbst in der Hauptstadt konnte man die Lichter beobachten. Ich war zunächst etwas enttäuscht, kein brauchbares Foto geschossen zu haben. Dann aber freute ich mich, dass ich dieses tolle Himmelsschauspiel live miterleben durfte.
Hallo Winterwonderland!
Nach der langen Anreise haben wir am Montag erst mal ausgeschlafen, bevor wir uns erneut dem lappländischen Winter stellen wollten. Zu unserem Erstaunen zeigte sich das Winterwonderland am nächsten Vormittag von seiner schönsten Seite: Blauer Himmel und strahlender Sonnenschein begrüßten uns in Nordfinnland. Auch die Temperaturen waren angenehm, das Thermometer kletterte auf knapp unter 0°C. Wir deckten uns im nahe gelegenen Hotelshop mit Brot & Co. fürs Frühstück ein. Nach einer kleinen Stärkung machten wir uns schließlich auf, die Umgebung zu erkunden.
Skiing & Shopping
Wir stapften hinüber zum Skigebiet von Salla. Für geübte Alpinisten sieht der kleine Schneehügel eher lächerlich aus, aber für Familien sind die Abfahrten allemal ausreichend.
Eines fehlte uns auf unserer Erkundungstour: Geschäfte. Abgesehen von dem spärlich bestückten Hotelshop gibt es in Sallatunturin Tuvat keine Lebensmittel zu kaufen. Salla selbst ist gute 10km entfernt. Ein Linienbus fährt im Winter nicht, und Taxis kosten ein halbes Vermögen. Wir hatten aber Glück: Eine holländische Reisegruppe hatte für den Abend einen Bus für eine Einkaufsfahrt nach Salla gechartert. Super! Wir sprangen auf den Zug… äh… Bus auf und tätigten in Salla einen Großeinkauf an Lebensmitteln für die gesamte Woche. Selten war ich im Supermarkt so überfordert wie hier. Dieses Finnisch… Auf einem Lebensmitteletikett hatte ich ein Wort mit 6 “ä”s entdeckt! Zum Glück haben viele Dosen und Tüten Bilder, anhand derer sich der Inhalt bestimmen ließ. Blöd nur, dass die Gemüsewaage weder über bunte Bildchen noch über Zahlencodes zu bedienen war. Hier mussten die Einheimischen herhalten, die uns freundlich weiterhalfen, so dass wir in unserer Urlaubswoche nicht hungern mussten.