Wir wollten zwar nicht komplett bis Nordspanien durchbrettern, sondern hier und da in Frankreich mal kurz stoppen. Dass wir allerdings zwei komplette Wochen in Frankreich verbringen würden, damit hatte ich im Vorfeld nicht gerechnet. Wie es dazu kam? Nun ja, Frankreichs Mitte – bis dato für mich unbekanntes Land, ein weißer Fleck auf der Landkarte – ist richtig, richtig schön!
Zwischenübernachtung in Dole
Da unser kleiner Wirbelwind nicht gerne länger als zwei bis maximal drei Stunden am Stück im Auto sitzen mag, legten wir eine Zwischenübernachtung in Dole ein. Dole liegt in der Bourgogne (Burgund), unweit von Dijon, und ist sicherlich auch für mehr als nur eine Zwischenübernachtung geeignet. Der Campingplatz Camping du Pasquier liegt in fußläufiger Entfernung zur Altstadt, die – wie gefühlt jede französische Stadt – eine Notre-Dame zu bieten hat. Die Lage am Flüßchen Doubs gibt Dole zusätzlichen Charme: Hausboote liegen vor Anker oder schippern gemütlich an einem vorbei.
Vergesst Paris, besucht Lyon!
Unser erstes echtes Ziel lautete Lyon, das ich persönlich als bekennender Nicht-Paris-Fan ja wesentlich spannender als die französische Hauptstadt finde.
Warum und wieso habe ich schon in meinem Lyon-Beitrag erzählt.
Auvergne: Vulkane, Gebirgspässe und Wasserfälle
Von Lyon aus gelangten wir über die A89 in gut zwei Stunden nach Clermont-Ferrand, hinter dem sich bereits die ersten Vulkankegel der Auvergne erheben.
Die Auvergne hatte ich vor unserer Tour mal so gar nicht als potentielles Reiseziel auf dem Schirm. Weder hätte ich sie auf der Frankreich-Karte richtig positionieren können, noch hätte ich gewusst, dass sich dahinter eine phantastische Vulkanlandschaft mit Höhen von knappen 2.000 m verbirgt. Perfekt zum Wandern also!
Wer fleißig wandert, darf sich anschließend belohnen, kulinarisch zum Beispiel. Auch dahingehend ist man in der Auvergne goldrichtig: Duftende Schinken, Wurstspezialitäten, unzählige Käsesorten, lokale Biere und, wir sind ja schließlich in Frankreich, gute Weine lachen den Besucher an. Natürlich konnten auch wir nicht ‚nein‘ sagen.
Das Beste an der Auvergne ist aber, dass es dort nicht so von Touristen wimmelt. An den beiden Hauptattraktionen, dem Puy de Sancy (genauer: an der Seilbahn und den letzten Metern bis zum Gipfel) und am Puy-de-Dôme drubbelt es sich etwas, die vielen übrigen Wanderrouten sind weit weniger frequentiert. Ausländische Touristen kann man ohnehin an einer Hand abzählen, was wohl auch der Grund war, warum uns sämtliche Franzosen mit offenen Armen empfingen. „Ihr kommt aus Deutschland? Toll, willkommen! Gefällt es euch hier?“ Natürlich tat es das. Um es direkt vorweg zu nehmen: Von den besuchten Regionen gefiel mir die Auvergne mit Abstand am besten.
Ein ausführlicher Auvergne-Bericht folgt nach unserer Tour
Dordogne: Mittelalter-Städte, prähistorische Höhlen und Outdoor-Vergnügen
Von der Auvergne sind wir knappe zwei Stunden weiter in die Dordogne gefahren. Zwei Freundinnen von mir haben dort vor einigen Jahren mal eine zweiwöchige Kanutour gemacht. Für Outdoor-Vergnügen jedweder Art ist die Dordogne auch ein wahres Mekka.
Mich persönlich haben vor allem die mittelalterlichen Städte fasziniert. Das Highlight ist ganz klar Sarlat: Mich hätte es nicht gewundert, wenn ich in den engen Kopfsteinpflastergassen Hufgetrappel gehört und zwischen den schiefen Häusern ein Ritter auf seinem Ross zum Vorschein gekommen wäre. Gut, die vielen Touristen haben mich schnell wieder in die Gegenwart zurück geholt. Trotz des Rummels lohnt ein Besuch von Sarlat unbedingt!
Die Dordogne hat unzählige Mittelalter-Städte, Burgen und Schlösser zu bieten. Wir haben neben Sarlat noch Beynac besucht, dessen Burg majestätisch über dem Fluss Dordogne thront.
Die Dordogne kann aber nicht nur Mittelalter, sie kann auch Steinzeit, daher durfte die Besichtigung einer prähistorischen Höhle nicht fehlen. Für die berühmte Höhle von Lascaux muss man zur Hochsaison allerdings mindestens zwei Wochen im Vorfeld reservieren, also besuchten wir mit Bara-Bahau eine der vielen anderen Höhlen. Die steinzeitlichen Ritzzeichnungen waren schon spannend, leider war die Führung unterirdisch. Sicherlich gibt es bessere Alternativen als Bara-Bahau.
Als Region ist die Dordogne wunderschön: Sie bietet dem Reisenden ein reichhaltiges Unternehmungsangebot, mit dem man auch gut zwei oder drei Urlaubswochen füllen kann. Das wiederum machen zur Hauptsaison (Juli/August) gefühlt 50 % aller Franzosen plus halb Holland. Länger als drei Tage haben wir es in dem Rummel daher nicht ausgehalten. Sollten wir die Dordogne nochmals besuchen, dann nur in der Nebensaison.
Ein ausführlicher Dordogne-Bericht folgt nach unserer Tour.
Bordeaux: Meine Nr. 1-Stadt in Frankreich
Noch viel, viel toller als Lyon fand ich Bordeaux. Die Hauptstadt der Region Aquitanien bietet einfach alles, was ich für einen tollen Städteurlaub brauche: Historische Bauwerke, enge Altstadtgassen, eine breite Flaniermeile entlang der Garonne sowie echtes Flair. UND den weltweit einzigartigen Miroir d’Eau, der mit seinen abwechselnden Spiegel- und Nebeleffekten Kinder und Erwachsene gleichermaßen fasziniert.
Ein ausführlicher Bordeaux-Bericht folgt nach unserer Tour.
Südwestküste: Touri-Hochburg entlang wahrer Traumstrände
Unser Familienurlaub hat uns früher immer ans Mittelmeer geführt. Da ich Wellen als Kind einfach großartig fand, wollte ich unbedingt zum Atlantik. Endlich hat sich mein Kindheitstraum erfüllt – wobei aus dem Traum fast ein Trauma wurde. Ok, nicht ganz.
Die Atlantikwellen sind grandios, nicht umsonst tummeln sich dort unzählige Surfer. Auch die ewig breiten, von Dünen gesäumten Sandstrände sind traumhaft, tagsüber und besonders abends, wenn die Sonne in kitschigsten Rot- und Orangetönen langsam ins Meer eintaucht. Ein Highlight bildet natürlich die berühmte Dune du Pilat, die mit 2,7 km Länge, 500 m Breite und 110 m Höhe größte Wanderdüne Europas.
Kein Wunder also, dass sich an der Südwestküste Frankreichs die Touristen aus dem eigenen Land sowie halb Europa stapeln. Die Folge: Selbst als Camper bekommt man ein Armbändchen verpasst (und nein, die Drinks sind nicht all-in), wird mit lauter Partymusik beschallt und muss vor den Animateuren flüchten, die einen zum Aquajogging oder zum Salsa-Kurz überreden wollen. Obendrein sind die Kosten von über 40 Euro pro Nacht horrend. Nicht mein Ding!
Fazit: Auch hier ist die Landschaft phantastisch, aber der Trubel drumherum hat mich abgeschreckt. Never ever again, auf jeden Fall nicht zur Hochsaison.
Ein kurzer Bericht mit Fotos von der Dune du Pilat und aus Moliets-Et-Maa Plage folgt nach unserer Tour.
Mein erstes Frankreich-Fazit
Frankreichs Mitte hat mich wahrlich überrascht: Der ehemals weiße Fleck auf der Landkarte ist zu einem echten Reiseziel mit Wiederholungscharakter für mich geworden, allen voran die Auvergne. Nebenbei konnte ich mit meinen Vorurteilen aufräumen und Neues über Frankreich lernen:
- Die Franzosen sprechen keinesfalls nur Französisch. Sie freuen sich natürlich, wenn man sich in ihrer Landessprache versucht, aber im Großen und Ganzen kommt man auch mit Englisch ganz gut durch.
- Die französische Sprache hört sich für meine Ohren nach wie vor unfreundlich und immer etwas meckerig an, aber die Franzosen selbst habe ich (zumindest abseits der Tourihochburg Südwestküste) immer als freundliche und sehr hilfsbereite Menschen erleben dürfen.
- Natürlich gibt es auch Negativbeispiele, aber insgesamt gesehen haben wir saubere und gut ausgestattete Campingplätze und Sanitäranlagen vorgefunden.
- Vorbildlich ist in Frankreich das Angebot für Kinder: Auf Campingplätzen, den größeren Autobahnrastplätzen sowie in den Städten gibt es immer große und gepflegte Spielplätze für die Kleinen, um die Laune der Mini-Reisenden hochzuhalten.
Welche Frankreich-Erfahrungen habt ihr bisher gemacht? Und welche Tipps könnt ihr uns für unsere Rückreise noch geben, die uns durch die Camargue, Provence und die französischen Alpen führen wird?