[Werbung] Ich liebe Berghütten! Die knarrenden Holzdielen, das Herumlaufen in Hüttenschuhen, das Beisammensein in der Stube, das leckere Hüttenessen, die Abgeschiedenheit in den Bergen, die Ruhe, die herrlichen Aussichten, und ja, auch die Einfachheit der Ausstattung. Da ich nach der Abstinenz der letzten Jahre unter Berghüttenentzug litt, wollte ich unbedingt eine Hüttenübernachtung mit unseren Kindern ausprobieren. Ob meine leicht romantisch verklärte Sichtweise auf Berghütten unserer Dreieinhalbjährigen und ihrer zweijährigen Schwester standhalten würde?
Voldertalhütte (1.376 m) im naturbelassenen Voldertal
Zunächst brauchten wir eine familientaugliche Hütte. Um zwei Kleinkinder plus Gepäck zur Hütte zu manövrieren, muss diese entweder per Bergbahn erreichbar sein oder einen kurzen und einfachen Zustieg haben. Wichtig finde ich auch, dass man ab der Hütte familientaugliche Wanderungen starten kann und dass im direkten Umfeld Spiel- und Entdeckungsmöglichkeiten für die Kinder vorhanden sind. Die Voldertalhütte passte perfekt ins Bild.
Durch eine kleine Fehlinfo sind wir mit unserem Campervan direkt bis zur Voldertalhütte gefahren (mautpflichtige Straße). Es gibt zwar etwas oberhalb der Voldertalhütte den Nößlach-Parkplatz (ca. 10 Minuten Fußweg), die Anfahrt über den Forstweg ist aber ruckelig und kostet – vor allem mit einem Campervan! – ein paar Nerven. Der richtige Weg wäre gewesen, das Fahrzeug am Wanderparkplatz in Volderwildbad abzustellen und von dort aus ca. eine Stunde zur Hütte aufzusteigen (mit Kindern vielleicht 1,5 Stunden). Alternativ kann man das Auto in Tulfes parken, mit dem Sessellift bis zur Mittelstation Halsmarter auffahren und von dort leicht talabwärts in etwa 45 Minuten zur Voldertalhütte laufen. Beide Varianten sind mit Kleinkindern (und leichtem Sommergepäck) gut machbar.
Familienfreundliche Berghütten finden
Wie findet man familientaugliche Berghütten? Der Deutschen Alpenverein (DAV) hat eine wunderbare Broschüre über familiengeeignete Hütten erstellt, die ihr auf der Webseite des DAV als PDF herunterladen könnt. Zu jeder Hütte werden die empfohlene Alterseignung, der Zustieg, mögliche Touren und Erlebnisse sowie die Ausstattung aufgeführt. Eine perfekte Planungshilfe.
Auch bei den Naturfreunden gibt es geeignete Berghütten für Familien, wie zum Beispiel „unsere“ Voldertalhütte. Bei der Suche können dazu die Kriterien „Familienappartment“ und/oder „Kinderspielplatz“ angekreuzt werden. Die weiteren aus meiner Sicht wichtigen Kriterien (Zustieg, Wandermöglichkeiten etc.) muss man dann allerdings etwas mühevoller von Hand prüfen.
Hüttenübernachtung mit Kleinkindern: Die richtige Zimmerwahl
Nachdem ich beim ersten Mal von meiner Freundin Friederike zur Übernachtung im Bettenlager überredet werden musste, ist das Lager nun meine bevorzugte Wahl. Es ist nicht nur die günstigste Option, sondern gehört für mich insbesondere beim Fernwandern zum „richtigen Wandergefühl“ dazu. Und da ich nach einem anstrengenden Wandertag wie ein Murmeltier schlafe, stört mich so schnell nichts (von Extremschnarchern und Menschen, die sämtliche Hüttenregeln ignorieren, mal abgesehen).
Wie wäre das aber mit Kleinkindern? Gefiel es den Mädels wohl auf der Hütte? Wie gut oder schlecht schliefen sie neben fremden Menschen? Hielten sie womöglich des nachts die halbe Hütte wach? Um auf Nummer sicher zu gehen, entschieden wir uns bei unserem ersten Hüttenabenteuer zu Viert für ein Familienzimmer.
Familienzimmer bzw. 4-Bett-Zimmer
Unsere Wahl war goldrichtig! Wir bezogen auf der Voldertalhütte ein 4-Bett-Zimmer. Das Zimmer war mit zwei Stockbetten, einem Schrank, einem kleinen Tischchen, zwei Stühlen und sogar einem Waschbecken ausgestattet. Den Platz konnten wir als Familie super gebrauchen, um unsere Plörren auszubreiten und die beiden Kraxen abzustellen. Unsere Große war völlig aus dem Häuschen, dass sie erstmals in einem Stockbett schlafen konnte. Und in Bezug auf die Kleine bot das Familienzimmer einen sicheren Rahmen: Geschlossene Tür statt offenem Trappenabgang und nur unsere Habseligkeiten zum Angrabschen statt der Ausrüstung der anderen Gäste.
Da Leni noch zu klein war, um alleine in einem Bett zu schlafen, habe ich mir mit ihr eines der unteren Betten geteilt. Gemütlich ist natürlich anders, aber für zwei Nächte ließ es sich aushalten. Während Leni in der ersten Nacht teils gegen die Wand gebollert ist bzw. unbequem in der Ritze lag, war ich in der zweiten Nacht schlauer: Ich habe die Bettdecke aus dem freien Bett zusammengerollt und damit die Ritze samt Wand ausgepolstert. In dieser Nacht haben Leni und ich deutlich erholsamer geschlafen.
Wanderung zur Schwarzbrunn
Wir hatten verschiedene Wanderungen ab der Voldertalhütte auf dem Schirm, zum Beispiel die Wanderung zur Markisalm auf 1.895 Metern Seehöhe. Da wir erkältungsmäßig immer noch angeschlagen waren, haben wir von den über 500 Höhenmeter Aufstieg aber besser Abstand genommen. Stattdessen haben wir uns für die einfache Tour zur Schwarzbrunn entschieden. Unsere Große war mit der Wahl überglücklich, denn sie konnte ausgiebig im Voldertalbach plantschen.
Die ersten Streckenmeter führten entlang des Voldertalbachs bis hin zu einem kleinen Almendorf. An dieser Stelle überquerten wir den Bach über eine Brücke und stiegen mitten über die Kuhweiden auf zum Forstweg. Der weitere Weg führte über den Forstweg, war entsprechend einfach zu gehen, aber auch etwas langweilig. Mit leckeren Beeren am Wegrand, einem plätschernden Wasserfall und diversen Motivationsspielchen hielten wir Lotta bei der Stange, bis wir nach etwa 2,5 Kilometern und 1,5 Stunden (normal knapp 1 Stunde) die idyllische Waldlichtung Schwarzbrunn erreicht haben.
Der Voldertalbach schlängelt und verzweigt sich auf der wunderschönen Lichtung. Kleine Stege, Brücken und Baumstämme führen über die Wasserläufe und überall auf der Wiese liegen größere und kleinere Felsbrocken herum. Lotta hatte ihr persönliches Paradies gefunden! Sie kletterte über die Brücken und Steine, spielte im und am Wasser, pflückte Blumen und tobte über die Wiese.
Wir hätten unsere Spiel- und Picknickpause an der Schwarzbrunn noch ewig fortsetzen können, doch die aufziehenden dunklen Wolken bereiteten uns Sorgen. Notgedrungen packten wir zusammen und machten uns auf den Rückweg zur Voldertalhütte (1 Stunde Gehzeit).
Fazit: Diese 5 km lange Wanderung ist ein Muss für Familien mit Kindern, trotz eher langweiligen Forstwegs. Denkt unbedingt daran, Badesachen und Handtücher einzustecken! Lottas Kraxe hingegen kam bei dieser Wanderung nur ganz kurz auf dem Hinweg zum Einsatz, aus einer Meckerlaune heraus. Eigentlich hätten wir die Trage auf der Hütte lassen können.
Zwei Übernachtungen und nur eine Wanderung? Ja, leider. Nach einer Regennacht hat uns Hüttenwirt Toni von anderen Touren abgeraten, mit Kleinkind und Kraxenkind wären die Aufstiege zu rutschig. Wir haben auf den Profi gehört, denn bei allem Wanderspaß und meiner Bergsehnsucht steht Sicherheit – vor allem beim Wandern mit Kindern – nun mal an erster Stelle.
Hüttenessen, Gemeinschaftsdusche & Co.
Nach unserer Schwarzbrunn-Wanderung stand eine Dusche auf dem Plan. Die Berghütten sind dahingehend ja sehr unterschiedlich ausgestattet, von äußerst spartanisch bis hin zu feudal. Die Voldertalhütte überraschte uns mit einem wirklich feudalen Bad, das für uns als Familie ideal war: Es ist neu, besitzt 2 Duschkabinen mit Warmwasser und bietet viel Platz zum Abtrocknen und Ankleiden für vier Personen. Die Mädels hätten aber sicher auch nichts dagegen gehabt, wenn das Waschen oberflächlicher ausgefallen wäre ;-)
Nach dem Frischmachen lockte das Abendessen. Auch beim Hüttenessen ist das Spektrum breit, auch hier waren wir auf der Voldertalhütte sehr zufrieden. Während Jan und ich uns durch die leckeren, hausgemachten Knödelvarianten probierten, waren die Mädels mit ihrem Schnitzel mit Pommes glücklich.
Fazit: Hüttenübernachtung mit Kleinkindern
Die Voldertalhütte kann ich für Familien sehr empfehlen. Neben den schon beschriebenen Vorteilen ist das Hüttenumfeld relativ sicher, es gibt einen Kinderspielplatz und auch der Voldertalbach lockt zum Steinchen reinwerfen. Für Lotta (3,5 Jahre) war das Hüttenerlebnis insgesamt sehr beeindruckend und spannend. Leni (2 Jahre) ist allerdings noch etwas zu klein gewesen. Den kommenden Sommer werden wir daher zwar wandernd, aber abseits der Berge verbringen. Im übernächsten Sommer möchte ich dann unbedingt einen neuen Berghütten-Anlauf wagen.
Lesetipps: Hütten-Erfahrungen von anderen Wanderfamilien
Ich habe noch ein paar Links zu Hüttenberichten von anderen Wanderfamilien für euch, die ich teils selbst zur Vorbereitung auf unser Hüttenerlebnis gelesen habe. Viel Spaß beim Weiterschmökern!
Die Gipfelfamilie, die ebenfalls mit zwei kleinen Mädels in den Bergen unterwegs ist, erzählt von ihrer ersten Hüttenübernachtung zu Viert sowie vom etwas längeren Folgeerlebnis.
Was den Reiz für Kinder an einem Hüttenerlebnis ausmacht, hat die Journalistin Ute Watzl ganz toll beschrieben. Ute ist im Übrigen auch die Autorin des tollen Tourenbuchs für Kinder*, das bei uns im Regal schon auf unseren nächsten Urlaub in den Bergen wartet.
Ich bin mal neugierig. Habt ihr schon mit Kindern auf einer Berghütte übernachtet? Wo war das und wie alt war euer Nachwuchs?
Unser Aufenthalt auf der Voldertalhütte erfolgte auf Einladung durch den Tourismusverband der Region Hall-Wattens. Ganz lieben Dank dafür! Meine Meinung bleibt von der Einladung unberührt.
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Liebe Nicole,
da werde ich mir die Voldertalhütte doch glatt mal merken. Der Bericht und die tollen Fotos machen Lust auf „Nachwandern“. Toll, dass ihr dieses Hüttenerlebnis als Familie in euren vergangenen Sommer gepackt habt! Für mich ist so eine Hüttentour eine ganz besondere Familienzeit.
Und lieben Dank für die Erwähnung und Verlinkung.
Liebe Grüße, Sue
Liebe Sue,
eine echte Hüttentour wars ja noch nicht, aber wir haben uns heran getastet. Nächstes Mal gibts dann auch mehr Tour und nicht nur Hütte :-)
LG, Nicole
Liebe Nicole,
vielen Dank für den schönen Beitrag und die Erwähnung meines Tourenbuchs für Kinder. Das macht doch Lust auf die Sommerplanung!
Liebe Grüße
Ute
Liebe Ute,
gerne doch! Magst du nicht noch ein Tourenbuch für Wanderungen an der Küste machen? Das könnten wir im Sommer gebrauchen :-)
LG, Nicole
Lieben Dank ?! Ich bin gerade auf der Suche nach einer Tour mit unseren – dann fast zweijährigen- und deine Erzählung macht Mut.
Liebe Anni, man muss es einfach ausprobieren, und meist wird der Mut belohnt ;-) Habt viel Spaß! LG, Nicole