Nach der eher gemächlichen Rentierschlittenfahrt gestern hatten wir heute auf den etwas flotteren Hundeschlitten umgesattelt. Wir fuhren wieder zum Salla Rentierpark, wo sechs gut gelaunte, lauffreudige Huskies darauf warteten, mit uns durch den Winterwald zu touren.
Musher-Grundkurs
Jedem Hundeschlittengespann wurden zwei Personen zugeteilt. Eine Person, der Musher, steuert das Hundeschlittengespann, die andere Person nimmt bequem im Schlitten Platz. Ein Hundeschlittengespann bestand aus sechs Huskies, die bereits ein freudiger Erwartung jaulten, sprangen und vorwärts drängten. Bevor es aber losgehen konnte, erhielten wir eine kurze theoretische Einweisung.
Wichtigste Grundregel: So lange der Hundeschlitten steht, muss der Musher unbedingt mit beiden Füßen fest auf der Bremse stehen – andernfalls kann er seinem Hundeschlittengespann nur noch hinterher winken. Da ein Motorschlitten voraus fuhr, dem die Hunde folgten, mussten wir keine großartige Kommandos lernen. Wir sollten die Hunde lediglich bestmöglich unterstützen, d.h. in den Kurven sollte der Musher sein Körpergewicht in Fahrtrichtung verlagern, beim bergauf Fahren musste er den Schlitten wie beim Roller fahren mit einem Bein anschieben, und beim bergab Fahren sollte der Musher leicht bremsen, damit der Schlitten den Hunden nicht in die Fersen fuhr. Letzte Regel: Wenn ein Husky während der Fahrt pinkelte oder einen Haufen machte, musste der Musher den Schlitten anhalten und warten, bis der Hund fertig war.
Los geht’s
Dick eingemummelt in meinem Leihthermoanzug machte ich es mir im Schlitten bequem, während Jan die Position des Mushers einnahm. Er hatte kaum die Füße von der Bremse genommen, da flitzten die sechs Huskies bereits los. Herrlich! Ich bin mir nicht sicher, wer mehr Spaß hatte: Diese starken und ausdauernden Hunde, die das Laufen augenscheinlich lieben, oder ich, die die Huskies bewundernd beobachtete und die rasante Fahrt durch die herrliche Winterlandschaft genoss.
Auf halber Strecke legten wir wieder eine Grillpause ein, dieses Mal outdoor. Wir nahmen auf kuschelig warmen Rentierfellen Platz und grillten Würstchen über dem offenen Feuer, während das Kaffee- und Teewasser im Gusseisernen Kessel kochte.
Die Hundeschlitten hatten wir – ganz zum Unmut unserer Huskies – an Bäumen festgebunden. Wohl oder übel setzten und legten sich die kleinen Laufwunder in den Schnee und warteten. Bereits als wir nur in Richtung unserer Hundeschlittengespanne gingen, sprangen die Huskies wieder auf, bellten, jaulten und wedelten mit dem Schwanz. Wer auch immer denkt, die armen Geschöpfe wären zum Ziehen der Schlitten samt seiner faulen Passagiere verdammt, der irrt gewaltig!
Fahrerwechsel: Jetzt bin ich dran!
Nach der Mittagspause löste ich Jan als Musher ab. Was soll ich sagen? Das war gar nicht so unanstrengend! Ich dachte immer, die Hunde machen die ganze Arbeit und der Musher steht nur dumm hinten auf dem Schlitten herum, aber nein, ganz so ist es dann doch nicht. Das Anschieben und selbst das Gewicht verlagern beim Kurvenfahren ging durchaus in die Knochen. Zudem musste man als Musher die ganze Zeit über konzentriert bleiben, schließlich trägt man die Verantwortung für das Schlittenhundegespann.
Moment, was war das? Einer der Huskies lief auf einmal ganz verkrampft. Es dauerte ein Weilchen, bis ich begriff, dass der Hund während des Laufens ein großes Geschäft verrichtete. Ich stieg also auf die Bremse, damit das Tier in Ruhe seinen Haufen machen konnte. Während voller Fahrt seine seitlich auf den Kufen stehenden Füße mittig auf die Bremse zu bewegen, erforderte im Übrigen einiges an Balance. Und gegen sechs, ok fünf, vorwärts preschende Huskies anzubremsen, kostete ordentlich Kraft.
Zwei Stunden sind schnell um… Nochmal!
Die gut zweistündige Tour war leider viel zu schnell vorbei, und ich musste mich wohl oder übel von den wunderbaren Huskies verabschieden. Das sind ja sooo schöne Tiere!
Zum Abschluss bekamen wir noch unseren Hundeschlitten-Führerschein ausgehändigt – wieder ein Punkt mehr für meinen Lebenslauf ;-) Zum Hineinschnuppern in das Musher-Dasein war die kurze Tour ausreichend, aber sie hat auch Lust auf mehr gemacht. Gerne möchte ich einmal eine zwei- oder mehrtägige Husky-Tour mit Waldhüttenübernachtung machen. Das kommt definitiv auf die Reisewunschliste!
Hat von euch schon mal jemand eine mehrtägige Husky-Tour gemacht? Wenn ihr Empfehlungen für gute Anbieter und Touren habt, immer her damit! Ich freue mich auf eure Kommentare.
Ich habe 4 Jahre als schlittenhundeguide selber gearbeitet in Finnland und Schweden (zu den Reiseberichtenv on Schweden geht es hier: https://world-whisperer.com/2015/02/03/schlittenhunderennen-liebenscheid/)
Ich liebe natürlich Schlittenhundetouren, allerdings würde ich dir das nächste Mal raten eine Farm vorzuziehen wo niemand mit dem Motorschlitten vorfährt, sondern ein Guide ebenfalls auf dem Schlitten. Erst dann ist das Ergebnis perfekt.
LG
Mel
Juchu, Tipps vom Profi! Danke, Mel! Deinen Blog schaue ich mir mal in Ruhe an. Du hast ja schon so einiges erlebt, Respekt!
Nächstes Mal möchte ich ohnehin gerne eine 2-Tages-Tour mit Übernachtung in einer Wildhütte machen, stilecht ohne Motorschlitten vorneweg. Diese Tour war quasi zum Antesten. In Salla haben wir jeden Tag einen anderen Wintersport ausprobiert: Skilanglauf, Rentierschlitten, Hundeschlitten, Schneeschuhwandern und Schneemobil. Schneeschuhwandern und Hundeschlitten sind meine Favoriten, die länger und ausgiebiger wiederholt werden wollen :-)
Gern geschehen. Wie gesagt wenn du Fragen hast einfach per Email.
Empfehlen für längere Touren würde ich dir auf jedenfall „Explore the North“ in Kangos/Schweden. Ein Familienbetrieb. Habe dort eins von meinen 4 Jahren gearbeitet, aber die sind alle sooooo mega lieb! Und die Strecken sind traumhaft.
Dann kannst du auch direkt ein paar Leuten da Grüße ausrichten haha :-)
LG
Mel
Hab mir die Seite direkt mal angeschaut und auch gleich abgespeichert. Klasse Bilder, wecken auf jeden Fall Sehnsucht *träum*
Danke und liebe Grüße, Nicole
Oh was für ein tolles Erlebnis!!! Die sehen ja soooo schnuckelig aus – das steht auch noch auf meiner Bucket List!
Danke für die schönen Fotos :)
Lg,
Corinna Outdoormädchen
Danke und gerne :-)
Deinen Blog habe ich eine zeitlang regelmäßig verfolgt und dann irgendwie aus den Augen verloren. Dank deines Kommentars hab ich dich jetzt wieder auf dem Schirm und schnell unter Favoriten abgespeichert :-)
Liebe Grüße,
Nicole
Ich sitze gerade an der Planung für meine Reise, kommende Woche ins finnische Lappland. Da kommt mir dein Bericht natürlich perfekt zu passe.
Sag mal, wie bist du mit den Temperaturen dort oben umgegangen? Muss ich für die Kamera etwas spezielles beachten?
Dank deines Artikels freue ich mich jetzt noch viel mehr auf die Tour und die Husky Fahrt :-)
Liebe Grüße
Katja
Na, das nenne ich Timing :-) Wo geht’s denn genau hin bei dir?
Was die Temperaturen angeht, kann ich nicht groß mit eigenen Erfahrungen aufwarten. Wir hatten untypische -5°C bis sogar leichte Plusgrade bei Tag und fast immer blauen Himmel und Sonnenschein. Hier in Deutschland war zur gleichen Zeit fieses Wetter, was sehr lustig war, weil mich vorher alle dafür belächelt haben, ausgerechnet im Winter nach Lappland zu reisen :-) Auch nachts war es nicht sooo kalt, -8°C bis maximal -13°C, abgesehen von der Ankunftsnacht mit -23°C *brrr*.
Tipps zur Fotografie im nordischen Winter bekommst du aber hier: http://www.5reicherts.com/2014/02/10-tipps-fuer-die-fotografie-im-nordischen-winter/. Da hatte ich mich eingelesen.
Viel Spaß bei deiner Tour! Schreib mal, wie es dir gefallen hat, ich würde mich freuen!
Liebe Grüße,
Nicole
Einen Hundeschlittenführerschein… Vielleicht sollte ich den auch noch auf meine „to do this life“-Liste schreiben! ;-)
Huskys sind echt wunderschöne Tiere, ich hoffe ich komme auch mal irgendwann dazu bei einem solchen Gespann mitzufahren!
Schreib’s auf die Liste, es lohnt sich! :-)
Hab mir gerade deine Webseite angeschaut. Kraxen hast du wahrscheinlich noch nicht getestet? Die brauchen wir nämlich für den Sommer, haben aber noch null Erfahrungswerte.