Nürnberger Land
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Nürnberger Land mit Kindern: Unsere Tipps für Kultur und Kulinarisches

Das Nürnberger Land ist nicht nur ein Wander- und Kletterparadies, es trumpft auch mit hübschen Altstädten, mittelalterlichen Fachwerk- und Giebelhäusern, verwunschenen Schlössern, ehrwürdigen Burgen und thematischen Spezialmuseen auf. Kulturell haben wir uns in unserer Reisewoche definitiv gut ausgetobt – das wiederum macht hungrig, also haben wir uns von der traditionellen, fränkischen Küche ordentlich verwöhnen lassen.

Offenlegung
Dieser Beitrag enthält Werbung. Wir wurden vom Nürberger Land Tourismus 4 Tage zur Recherchereise auf die Frankenalb eingeladen, die wir privat auf eine Woche verlängert haben. Egal ob bezahlter oder nicht bezahlter Programmpunkt: Meine Meinung bleibt davon unberührt.

Altstädte & Burgen: Geschichte zum Anfassen

#1 Felsenkeller in Lauf

Von allen besuchten Altstädten im Nürnberger Land gefällt mir Lauf an der Pegniz am besten. Das Herz der Stadt ist der historische Marktplatz, der im 13. Jahrhundert an der „Goldenen Straße“ von Nürnberg nach Prag angelegt wurde. Er erstreckt sich zwischen zwei Stadttoren, wird von hübschen Fachwerkhäusern mit Cafés, Restaurants und (einigen Inhaber geführten) Geschäften gesäumt, und in der Mitte thront das freistehende alte Rathaus.

Laufer Marktplatz am Abend
Laufer Marktplatz mit dem historischen Rathaus am Abend

Ein besonders spannender Teil von Lauf befindet sich jedoch etwa 10 Meter unter dem historischen Marktplatz. Die Hausbesitzer haben nämlich zwischen 1617 und 1680 riesige, labyrinthartige Felsenkeller unter ihren Häusern angelegt. Und die haben wir uns angeschaut!

Führung durch die Laufer Felsenkeller
Führung durch die Laufer Felsenkeller

Wir treffen Herrn Strobel von den „Altstadtfreunden Lauf“, einem Verein, der sich mit viel Herzblut für den Erhalt der historischen Substanz der Laufer Innenstadt engagiert. Herr Strobel führt uns in einen Hausflur in der Falknerstraße und schließt eine Metalltür auf, hinter der uns eine Wendeltreppe tiefer unter die Erde führt. Wir staunen nicht schlecht: Vor uns erstrecken sich riesige Gewölbekeller, die aus dem Sandstein geschlagen wurden. Und wozu das Ganze? Na logisch, um Bier zu lagern! Damals besaßen viele Bürger das Braurecht und haben ihr eigenes Bier gebraut. Das musste natürlich in großen Mengen kühl gelagert werden, um über das Jahr zu kommen. Bis zur Erfindung der Kühlaggregate erfüllten die konstant 8 – 10°C kühlen Felsenkeller diesen Zweck.

Wir schlüpfen von einem in den nächsten Keller. An den Wänden hängen zur Orientierung Fotos der Gebäude, unter denen wir uns gerade befinden. Wir entdecken verschiedene Symbole und Inschriften, die in den Fels gemeißelt wurden. Frühe „ich war hier“-Bekundungen, die Aufschluss über das Alter und die Erbauer der Keller geben, erklärt uns Herr Strobel. Die Verbindungen zwischen den Kellern wurden erst nachträglich geschaffen. Im Zweiten Weltkrieg erlebten die Felsenkeller ein Revival als Luftschutzbunker, und da waren zusätzliche Fluchtwege überlebenswichtig, führt der ehemalige Lehrer aus. Nach dem Krieg wurden die Felsenkeller zur Schutthalde degradiert: Die Kriegstrümmer wurden einfach in den Brunnenschächten und Kellern entsorgt. Viele Tonnen Schutt haben Herr Strobel und andere Ehrenamtliche bereits aus den Kellern entfernt, genug Arbeit liegt aber immer noch vor ihnen.

75 Minuten und viele spannende Geschichten später kehren wir wieder an die Oberfläche zurück. So ganz lassen uns die Felsenkeller aber nicht los. Wir schlendern nochmals über den historischen Marktplatz von Lauf und rekonstruieren gedanklich, welche Keller sich wo befinden. Diese Dimensionen sind schon beeindruckend! Und es gibt noch weitere unerforschte Keller, die auf ihre Entdeckung und Räumung warten…

Fazit: Wer Lauf an der Pegnitz besucht, darf sich eine Führung durch die Felsenkeller keinesfalls entgehen lassen! Die Termine könnt ihr der Webseite der Altstadtfreunde entnehmen (ebenso für Führungen durch die alte Schleifmühle Reichel, die Kaiserburg u.a.). Individuelle Terminabsprachen sind ebenfalls möglich.

#2 Burg Hohenstein

Burgen gibt es in Franken einige – wir haben uns die Burg Hohenstein angeschaut. Majestätisch thront die Felsenburg auf einem 30 Meter hohen Dolomitfelsen, der an drei Seiten fast senkrecht abfällt.

Vom kleinen Parkplatz am Ortseingang laufen wir die Ortsstraße hinauf bis zur Hausnummer 36. Das ist gleich neben Hohenstein 8 – von der scheinbar chaotischen Hausnummernvergabe darf man sich nicht verwirren lassen. Hier wohnt Georg Maul, „Burgherr“ und 1. Vorsitzende des Verschönerungsverein Hohenstein. Gegen ein kleines Eintrittsgeld erhalten wir auf Vertrauensbasis einen Schlüssel zur Burg, die wir auf eigene Faust erkunden dürfen.

Über steile Wege und hundert Treppenstufen erklimmen wir die ehemalige Verwaltungsburg, die mit 634 Metern der höchste bewohnte Punkt Mittelfrankens ist. Unsere Belohnung: Eine phantastische Aussicht über das herbstliche Nürnberger Land. Nach einer kleinen Brotzeit mit Weitblick erkunden wir das Innere der Burganlage. Besonders spannend ist der Aufstieg über eine sehr schmale Holztreppe hoch ins Türmchen des „Palas“, von wo aus wir einen grandiosen Blick auf den Burghof samt Bergfried haben.
Tipp: Rucksack unten lassen, der stört beim Treppenaufstieg.
Noch ein Tipp: Kind auch unten lassen, um Fotos machen zu können ;-)

Zum Abschluss wenden wir uns nochmal dem Burggarten zu, der im Stile eines alten Bauerngarten angelegt wurde. Wir lesen, schauen und schnuppern uns durch die reiche Pflanzen- und Kräutersammlung, die mit viel Liebe von der Burgherrin Gertraud Maul gehegt und gepflegt wird.

Parken: Parkplatz am Ortseingang Hohenstein
Eintritt: Erwachsene: 2,50 €, Kinder: 1,00 € [Stand: 10/2022]
Öffnungszeiten: sonn- und feiertags 11.00 – 17-00 Uhr (März bis November); mittwochs bis samstags kann man sich den Schlüssel nach Voranmeldung (09152/423 oder BurgHohenstein@burg-hohenstein.com) bei Familie Maul abholen.

Im Anschluss an den Besuch der Burg Hohenstein empfehle ich Familien mit Kindern einen Stopp am nahe gelegenen Naturerlebnisgarten in Kirchensittenbach.

Museums-Tipps für Kultur-Fans (oder Schlechtwettertage)

#3 Industriemuseum in Lauf

Auf rund 3.600 m² wird im Industriemuseum Lauf ein Jahrhundert Industriegeschichte lebendig. Wir entdecken die historische Roggenmühle, das mit Wasserkraft betriebene Hammerwerk und schlendern durch die Industriehallen der ehemaligen Ventilkegelfabrik. Die meiste Zeit verbringen wir an den tollen Mitmachstationen: Wir bestimmen Getreidesorten, vergleichen verschiedene Flaschenzüge miteinander und experimentieren mit Getrieben. Am Ende fehlt uns leider die Zeit, um auch noch die originalgetreu inszenierten Handwerksbetriebe (Friseursalon, Schusterwerkstatt, Hut- und Schirmmacherei etc.) zu besichtigen. Nächstes Mal.

Öffnungszeiten: Mi – So 11:00 – 17:00 Uhr (April – Dezember)
Eintritt: Erwachsene: 6,00 €, Kinder: 2,50 €, Familienkarte mini/maxi: 8,00/12,00 € [Stand: 10/2022]

Ich empfehle Familien mit Kindern, mindestens 2 Stunden Besuchsdauer einzuplanen, eher einen halben Tag. Die Mitmachstationen und der Wasserspielplatz auf dem Außengelände waren bei unseren Kids der Renner!

#4 Hirtenmuseum in Hersbrück

Wusstet ihr, dass bis zu den 1960er Jahren noch fast alle Dörfer im Nürnberger Land einen Gemeindehirten hatten? Dieser blies allmorgendlich auf seinem hörzernen Hirtenhorn zum Austrieb, woraufhin die Kühe des Dorf zum Sammelplatz liefen und von dort gemeinsam auf den Gemeindeanger getrieben wurden. Das Deutsche Hirtenmuseum in Hersbruck, übrigens das einzige seiner Art in Deutschland, informiert in einer anschaulichen und interaktiven Ausstellung über die fränkische und auch die internationale Hirtenkultur.

Deutsches Hirtenmuseum Hersbruck
Innenhof des Deutschen Hirtenmuseum in Hersbruck

Gute 1,5 Stunden verbringen wir im Hirtenmuseum. Wir schauen uns die regionalen und internationalen Hirtentrachten an. Wir lauschen den unterschiedlichen Hirtenrufen. Wir bewundern die kunstvoll verzierten Kuhschellen und fühlen und vergleichen die Wolle von verschiedenen Schafrassen. Neben dem Hirtenwesen gibt es auch eine stadtgeschichtliche Sammlung, die eine Küche des frühen 19. Jahrhunderts, ein Wohnzimmer im Biedermeier-Stil und Haushaltsgeräte sowie Spielsachen „von damals“ zeigt. Zudem werden angrenzende Berufsfelder wie das Schmieden von Hufeisen und Kuhglocken oder das historische Feuerlöschwesen beleuchtet.

Fazit: Spannende Austellungen in alten Fachwerkhäusern mit knarrenden Holzdielen – das Setting rundet die vorgestellten Inhalte perfekt ab! Für Kinder ist ein Besuch des Hirtenmuseums durch die anschaulichen Exponate und interaktiven Elemente interessant und kurzweilig. Mindestens 1,5 Stunden Zeit sollte man für den Besuch einplanen, 2 bis 2,5 Stunden halte ich für eine gute Besuchsdauer.

Öffnungszeiten: Fr – So 10:00 – 16:00 Uhr
Eintritt: Erwachsene: 4,00 €, Kinder ab 6 J.: 1,50 €, Familientageskarte: 8,00 € [Stand: 10/2022]

Gasthöfe und WoMo-Stellplätze: Übernachtungstipps

Schwarzer Adler (Hersbruck)

Drei Nächte haben wir im Gasthof Schwarzer Adler in Hersbruck verbracht. Wir waren in einem Doppelzimmer und zwei Einzelzimmern untergebracht, die über einen gemeinsamen Flur direkt miteinander verbunden sind. Für uns als Familie hat das wunderbar gepasst. Oder wie unsere Siebenjähriges so schön sagte: „Wir haben hier ja so viel Platz wie in einer Ferienwohnung.“ Stimmt.
Mein Highlight war das morgendliche Frühstücksbuffet: Es gab einfach alles, was das Herz begehrt. Regionale und frische Produkte, ansprechend angerichtet in einer gemütlichen Gaststube. Der perfekte Start in den Tag.

WoMo-Stellplätze im Nürnberger Land

Im Nürnberger Land gibt es neun offizielle, teils kostenfreie Wohnmobilstellplätze. Die Anzahl der Stellplätze ist allerdings arg begrenzt, und wir haben selbst in der Nebensaison vor vollen Plätzen gestanden. Insbesondere die altstadtnahen Plätze wie der in Lauf an der Pegnitz und der in Altdorf scheinen sehr begehrt zu sein. Neben diesen beiden Plätzen haben wir vor unserer Klettersteigtour auf dem Wanderparkplatz des Hohenglücksteig übernachtet. In den Sommermonaten kostet die Übernachtung 5 Euro, Duschen und Toiletten im benachbarten Freibad inklusive. Im Herbst kann man hier mit einem autarken Camper kostenfrei stehen und am Folgetag direkt von dort loswandern.

Restaurant-Tipps für die gute, fränkische Küche

Üblicherweise nehme ich bei unseren outdoorlastigen Reisen immer etwas ab, bei einem Urlaub im Nürnberger Land kann man sich das aber abschminken. Die fränkische Küche ist lecker, reichlich und preislich sehr günstig.

Wir haben in drei empfehlenswerten Restaurants gespeist, die dem Zusammenschluss Heimat aufm Teller angehören. Die teilnehmenden Gastronomen beziehen ihre Lebensmittel frisch und auf kurzen Wegen bei Erzeugern aus der Region. Das Ergebnis: Traditionelle und schmackhafte Speisen aus heimischen, saisonalen Produkten. Und die schmecken nicht nur lecker, sondern sind gesund, reduzieren durch kurze Wege die Umweltbelastung und stärken die lokalen Betriebe.

Wirtshaus Zwinger Melber (Lauf)

Mein kulinarisches Highlight war unser Besuch im Wirtshaus Zwinger Melber in Lauf an der Pegnitz. Die rustikale Gaststube mit knarrenden Holzdielen und einem prasselnden Kaminfeuer hat mich direkt begeistert. Das Essen war spitzenklasse (selbst wenn man eine „Schaufel voll Mist“ bestellt). Und auch das „Drumherum“ hat zu 100% gepasst: Die Bedienung war sehr aufmerksam und freundlich, und das Restaurant ist super kinderfreundlich (es gibt mehrere Kindergerichte zur Auswahl, Hochstühle für die Kleinsten, Kinderbesteck und sogar eine niedrige und bunt gestaltete Kindertoilette). Dicke Weiterempfehlung!

Gasthof Restaurant Café Bauer

In Hersbruck haben wir im Restaurant Café Bauer gespeist, das „direkt um die Ecke“ von unserem Gasthof Schwarzer Adler liegt. Das familiengeführte Restaurant hieß uns in seiner Gaststube im altfränkischen Stil willkommen. Eine spezielle Kinderkarte gibt es nicht, aber alle Gerichte können als Kinderportion bestellt werden, so dass auch Leni zu ihrem geliebten Schweinebraten mit Klößen kam. Als gute Pommes-Alternativ empfielt unsere Große die wirklich sehr leckeren Bratkartoffeln.

Rotes Ross Altdorf

Auf eine etwas gehobenere Speisekarte trafen wir im Restaurant Rotes Ross in Altdorf. So ganz wohl habe ich mich im Hinblick auf die Kinder zunächst nicht gefühlt, doch alle Sorgen waren unnötig: Die Bedienung war sehr offen und (kinder)freundlich, und auch hier bekamen die Mädels ihre Wunschgerichte in Kindergröße serviert. Der Mann und ich haben ansprechend angerichtete und einfach leckere Bratengerichte genossen.

Aufstieg durch die Vorburg zur Burg Hohenstein
Aufstieg durch die Vorburg zur Burg Hohenstein

Wart ihr schon im Nürnberger Land oder Umgebung unterwegs? Wir sind richtig begeistert von der Outdoor- und Genussregion und kommen ganz bestimmt wieder. Es gibt noch einige Wanderungen zu Höhlen, die ich außerhalb der Winterruhe der Fledermäuse mit den Mädels erforschen möchte. Ein zwei Burgen stehen noch auf unserer Wunschliste (z.B. die Burg Burgthann). Und die fränkische Küche hat es uns eh angetan.

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3 Comments

  1. hey liebe Nicole! Danke für den schönen Beitrag. Diese Gegend sieht ja wirklich hübsch aus. Wie lange lohnt es sich zu bleiben? Ist eine Woche mit Kindern zu lange?
    beste Grüße
    Martina

  2. Hallo Nicole,
    letztens hat es bei uns richtig geschüttet und ich hatte nur einen alten Regenschirm mit der Stadtkarte von Nürnberg parat, den mein Vater damals aus einem Souvenirshop gekauft hatte. Da dachte ich mir, dass das doch ein richtig schöner Städtetrip mit den Kids wäre. Der labyrinthartige Felsenkeller unter den Häusern würde ihnen bestimmt gefallen. Mal sehen, vielleicht verschlägt es uns ja bald nach Nürnberg.
    Danke für den ausführlichen Guide. :)
    Alles Liebe
    Sonja

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