Ich liebe das Reisen: Fremde Welten entdecken, einzigartige Naturräume erforschen, Pflanzen und Tiere bestaunen, andere Kulturen kennenlernen. All das möchte ich als reisebegeisterte Mutter natürlich auch irgendwann meinen Töchtern schmackhaft machen. Da wir aber nicht ständig selbst reisen können, müssen in der Zwischenzeit Alternativen her, zum Beispiel die Foto-Kinderbuch-Serie über den „Biotologen“ Yann.
Ein Biotologe ist laut Yann einer, der die Tiere, Pflanzen und Länder erkundet. Einleuchtend.
In seinen 12 Abenteuern reist Yann mit seinen Eltern nach Alaska, Kanada, Vancouver, Florida, Costa Rica, Afrika, Thailand, Australien, auf die Galápagos Inseln, zum Great Barrier Reef, in die Serengti und die brandenburgische Uckermark. Überall auf der Welt erlebt Yann spannende Abenteuer, phantasievoll erzählt aus der Sicht des Fünfjährigen und visuell unterlegt mit echten Fotografien. Großartige Idee, dachte ich sofort, und griff gerne zu, als mir freundlicherweise ein kostenfreies Rezensionsexemplar angeboten wurde.
5. Abenteuer in Costa Rica:
Biotologe Yann sucht ein sagenhaftes Tier
Während Yanns Eltern in Costa Rica Klimaforschung betreiben, erlebt Yann sein ganz eigenes Abenteuer: Ein Totenkopfäffchen nimmt ihn mit auf die Suche nach dem Quetzal. Bis Yann am Ende das sagenhaften Tier bestaunen kann, begegnet er vielen anderen lustigen, lauten, weisen, merkwürdigen oder auch Angst einflößenden Tieren sowie verschiedenen Pflanzen, die im Nebelwald heimisch sind.
Geschichte, Design & Fotos: Mein persönlicher Eindruck
Die Geschichte von der Suche nach dem Quetzal hat die Autorin Agnes Gramming-Steinland (Mutter des echten Yann) recht nett, spannend und kindgerecht erzählt. Was mir hingegen nicht so gut gefällt, ist die visuelle Aufbereitung.
Die Aufmachung des Buches gleicht einem privaten Fotobuch auf Hobbyniveau: Mehrere kleinere Fotos wurden mit dicken Rahmen versehen und über ein Hintergrundbild geklatscht – das ist leider so gar nicht meins. Einige Doppelseiten wirken noch einigermaßen harmonisch, andere erscheinen schwer überfrachtet bis hin zu völlig unübersichtlich. Auch die Qualität der Fotos ist eher mittelmäßig: Häufig ist der Fokuspunkt nicht richtig gesetzt, oder die Aufnahmen an sich sind verwackelt oder unscharf. Wären die Bücher als spontane Idee aus privaten Reisefotos entstanden, hätte ich sicherlich einige Abstriche bei der Qualität in Kauf genommen. Da die Bücher aber als gezieltes Projekt entstanden sind, die Fotoaufnahmen also zielgerichtet vom angehenden Naturfotografen Jim Gramming (dem großen Bruder des echten Yann) angefertigt wurden, finde ich das Ergebnis eher enttäuschend.
Andererseits: Die kleinen Leser werden die mindere Qualität der Fotoaufnahmen und das etwas konfuse Design wohl nicht so kritisch bewerten.
Die wesentliche und wunderbare Intention dieser Kinderbuch-Reihe besteht laut Aussage der Macher darin, den kleinen Lesern die Schönheiten und Besonderheiten der Natur näher zu bringen und sie über die Bedrohung der Tiere und Pflanzen durch den Klimawandel und den Menschen zu sensibilisieren. Der erste Part ist größtenteils gelungen: Zu allen Tieren und Pflanzen, denen Yann begegnet, hat Agnes Gramming-Steinland geschickt einige Informationen in die Erzählung eingeflochten, die die kleinen Leser quasi ganz nebenbei aufsaugen. Den Sensibilisierungsaspekt vermisse ich hingegen, zumindest innerhalb der Geschichte. Das Buch enthält am Ende noch einen 4-seitigen Fachteil über Costa Rica, seine Flora und Fauna sowie Schutz und Gefährdungen, dieser ist jedoch überhaupt kein bisschen kindgerecht aufbereitet, sondern rein für Erwachsene geschrieben. Schade.
Fazit: Brilliante Idee, mäßige Umsetzung, dennoch alternativlos
Idee & Konzept | |
Geschichte | |
Design | |
Fotos | |
Logo & Illustrationen | Informationen zu Tieren/Pflanzen |
Aufklärung/Sensibilisierung | |
Gesamturteil |
Auch wenn ich mir von dieser Buchreihe (optisch) mehr versprochen habe, finde ich die Idee und das Konzept immer noch brilliant. Zudem scheint die Kombination aus echten Fotos, die den Protagonisten Yann inmitten der Natur der bereisten Länder zeigen, und einer spannenden Kindergeschichte mit „Nebenher-Lerneffekt“ einzigartig am Markt zu sein. Die Alternativen sind entweder „normale“ Bilderbücher, die die Tier- und Pflanzenwelt aber eben nur in illustrierter und damit abstrakter Form zeigen, oder kindgerechte Fach- und Sachbücher, bei denen das Lernen im Vordergrund steht, jedoch der Spaßfaktor häufig in den Hintergrund tritt.
Von daher gibt es – trotz der deutlichen Design-Schwächen – eine Weiterempfehlung von meiner Seite: Wer seinen Kindern spielerisch die Naturschönheiten der Welt näher bringen möchte, sollte sich die Abenteuer des Biotologen Yann zumindest einmal anschauen.
Anschauen könnt ihr euch die Bücher zum Beispiel direkt im Shop des Verlags Tlelebooks (nein, ich bekomme keine Provision, wenn ihr dort bestellt).
Vielen Dank
… für die kostenfreie Bereitstellung des Rezensionsexemplars.