Nordlicht – mystisch, wunderschön, aufregend. Es muss traumhaft sein, diese surrealen, grün-, rot- oder lilafarbenen Lichter nachts am Himmel tanzen zu sehen. Traumhaft und unerreichbar. Wirklich? Nein, ganz und gar nicht! Statt der sonst eher üblichen Winterflucht in südliche Gefilde oder der jährlichen Skireise in die Alpen muss man sich einfach nur im Winterhalbjahr in den Flieger schwingen und gen Norden reisen.
Vorbereitungen für die Nordlicht-Fotografie
Im vorigen Jahr sind wir in finnisch Lappland bereits an einem Abend in den Genuss von Nordlichtern gekommen, von gigantischen sogar. Leider haben wir es dort nicht geschafft, auch nur ein brauchbares Foto von dem Himmelsfeuerwerk zu schießen. Das sollte sich nun ändern! Ausgerüstet mit neuer Spiegelreflexkamera, einem lichtstarken Weitwinkelobjektiv, Stativ, Fernauslöser, dem Nordlicht-Tutorial von Gabi Reichert sowie den beiden Nordlicht-Apps Aurora Buddy und Aurora Forecast begaben wir uns auf Nordlichter-Jagd.
Erste Nordlicht-Fotografie-Versuche
Unsere ersten Nordlichter in Nordnorwegen haben wir aus dem Flugzeug beobachtet, beim Flug von Oslo nach Tromsø. Beeindruckend! Nach der Landung waren die Lichter leider nicht mehr zu sehen: Eine dicke Wolkendecke versperrte die Sicht.
Schon am nächsten Abend hatten wir mehr Glück und konnten erste Fotoversuche starten. Nach einem langen Fahrtag von Tromsø bis auf die Lofoten hatten wir unser Nachtquartier im Bogen Hostel bezogen. Die Nordlicht-App zeigte nur eine niedrige Aktivität von 2-3 an, trotzdem blickte ich immer wieder aus dem Fenster. Und ja, da leuchtete etwas! Schnell schmissen wir uns in unsere Skiklamotten, griffen nach unseren Kameras und bezogen Quartier auf der Holzveranda des Hostels. Begeistert fing ich an zu knipsen, was das Zeug hält – und machte natürlich allerhand Anfängerfehler. Zu wenig Iso, zu lange Belichtungszeiten für die sich schnell bewegenden Nordlichter, keine spannende Bildgestaltung. ABER: Ich hatte endlich meine ersten Nordlichter im Kasten.
Nordlicht-Fotos: 2. Versuch
Am Abend darauf gab es bereits das nächste Nordlicht, wenn auch nur für eine knappe halbe Stunde und relativ schwach leuchtend. Wir waren in Ringstad auf den Vesterålen. Die Kulisse war einfach traumhaft zum Fotografieren: Verästelte Meeresbuchten mit kleinen Inselchen, eine spiegelglatte Wasseroberfläche, die wunderbare Reflexionen des Nordlichts wiedergab, und im Hintergrund ragten schneebedeckte Berge auf. Leider hatte ich bezüglich Iso und Belichtungszeit noch nichts dazu gelernt, daher erntete ich trotz Traum-Location hauptsächlich Fotos mit grün verwischtem Himmel. Schade, da wäre mehr drin gewesen.
Nordlicht: Aller guten Dinge sind drei
Für dem nächsten Abend zeigte die Nordlicht-App „quiet“ an, also machten wir es uns in unserer kleinen Blockhütte bei Svolvær gemütlich. Irgendwann piepte mein Handy: Nordlicht-Alarm. Die Lady Aurora kann halt ebenso sprunghaft sein wie das Wetter allgemein. Ich blickte hinaus: Nichts. Zudem krochen dicke Wolken über die Berge in unsere Richtung. Wie blöd.
Plötzlich war die Lady da! Das grüne Licht bahnte sich seinen Weg durch die Lücken in der Wolkendecke. Wir konnten zwar nicht die Formen und Figuren der Nordlichter erkennen, aber auch das Lichtspiel zwischen den Wolken sah spannend aus. Wir überlegten eine Weile, ob wir mit dem Auto losfahren sollten, in der Hoffnung, weiter nördlich jenseits der Berge eine bessere Sicht auf die Aurora zu erhaschen. Wir entschieden uns dagegen, da wir zum einen nicht wussten, wohin genau wir fahren sollten, und zum anderen ungewiss war, wie lange das Nordlicht am Himmel tanzen würde. Ein Fehler, wie wir am nächsten Tag erfahren würden.
Zwischenstopp am Polarlightcenter
Bei unserem Tagesausflug passierten wir das Polarlightcenter in Laukvik. Rob, der Inhaber, arbeitete gerade vor dem Haus, also hielten wir kurzerhand an. Der Nordlicht begeisterte Niederländer war 2007 zusammen mit seiner Frau Therese nach Norwegen ausgewandert und hatte dort das Polarlightcenter eröffnet. Mit teils selbst gebauten Instrumenten misst er die Sonnenwinde und weitere Indikatoren, die Rückschlüsse auf die Nordlicht-Aktivität zulassen. Nur zu gerne hätten wir uns einen Vortrag von Rob über die Aurora Borealis angehört, aber leider waren an diesem und den folgenden Abenden ausschließlich niederländische Gäste dort, so dass die Vorträge auf holländisch stattfanden. Schade. Beim nächsten Besuch in der Gegend quartieren wir uns auf jeden Fall im Polarlightcenter ein. Neben den sicherlich spannenden Vorträgen bieten Rob und Therese auch einfache, aber günstige Zimmer an, brandaktuellen Nordlicht-Alarm per SMS (aktueller als die zuvor genannten Apps) sowie Nordlicht-Beobachtung mit praktischer Fotografieranleitung.
Der Besuch bei Rob brachte uns noch eine bittere Erkenntnis: Wir hatten am Vorabend ein regelrechtes Nordlicht-Feuerwerk verpasst. Während Svolvær wolkenverhangen war, war es in der Gegend um Laukvik sternenklar gewesen. Stundenlang hatten die Lichter am Himmel getanzt. Es gab sogar eine Corona zu sehen, und nicht nur mit grünem, sondern auch mit rotem Licht. Verdammt!
Für den heutigen Abend waren laut Vorhersage eigentlich kein Nordlicht zu erwarten, aber so sei es auch am gestrigen Abend gewesen, sagte Rob. Seinem Gefühl nach würde die Aurora sich auch heute Abend wieder zeigen. Er empfahl uns, Richtung Nordküste zu fahren, z.B. nach Brenna oder Hov, wo wir freien Blick auf das Himmelsfeuerwerk haben würden.
Nordlicht-Show auf Gimsøy
Wir vertrauten dem Experten und machten uns abends auf den Weg nach Hov auf der kleinen Lofoteninsel Gimsøy. Im Gepäck hatten wir Knabbereien und eine Thermokanne mit heißem Tee. Bereits während der Fahrt begannen das Nordlicht zu tanzen, und ich musste mich arg zwingen, mich auf die Straße zu konzentrieren. Wir suchten nach einer geeigneten Haltemöglichkeit und wurden mit dem breiten Sandstrand von Hov schließlich fündig. Ungeduldig sprang ich aus dem Auto, griff nach Kamera und Stativ und begann zu fotografieren.
Zunächst nahm ich nur das Nordlicht über dem Strand und Meer auf, später suchte ich mir auch Objekte, die ich im Vordergrund ablichtete, z.B. einen Zaun und ein einsames Wohnmobil, das am Strand geparkt war.
Nach einer Weile war die doch recht eingeschränkte Fotokulisse ausgereizt. Was nun? Auf der Hinfahrt hatte ich ein Hinweisschild auf die Gimsøy Kirke gesehen, die steuerten wir als nächstes an. Gute Entscheidung: Die Kirche bot eine tolle Kulisse für Nordlicht-Fotos.
Leider ließ das Leuchten der Aurora flott nach, so dass wir nicht mehr allzu viele Aufnahmen machen konnten. Es war ohnehin bereits spät geworden, also machten wir uns auf den Heimweg.
Tipp zur Fotokulissensuche
Es war gar nicht so einfach, im Dunkeln und in unbekanntem Terrain eine gute Foto-Location zu finden. Ich kann daher nur jedem empfehlen, bereits bei Tag mögliche Fotokulissen auszukundschaften oder sich ganz konkrete Tipps für gute Standorte zum Fotografieren einzuholen. Wir hätten beispielsweise gut weiter bis Hov fahren können, um dort das Nordlicht über dem Hafen und insbesondere über den Leuchtturm zu fotografieren.
Fazit zu meinen 1. Nordlicht-Fotos
- Jippie, ich habe es geschafft, die Aurora zu fotografieren!!
- Jaaaa, es ist noch reichlich Luft nach oben, was die Qualität meiner Fotos angeht…..
Ich hatte mir kurz vor dieser Reise erst eine neue (meine erste) Spiegelreflexkamera samt Equipment zugelegt. Zum großartigen Üben und Testfotografieren blieb im Vorfeld kaum Zeit hatte ich mir im Vorfeld nicht genügend Zeit genommen. Ich habe mir zwar das Nordlicht-Tutorial von Gabi Reichert durchgelesen, aber wie Mephisto in Goethes Faust so schön sagte:
Grau, teurer Freund, ist alle Theorie.
Vor Kurzem habe ich einen Nachtfotokurs belegt, bei dem ich einiges über die erforderlichen Kamera-Einstellungen für Nachtaufnahmen, Langzeitbelichtung, ISO & Co. gelernt habe (hier ein paar Impressionen von meinem Lernerfolg). Bevor man sich an ein solches Spezialthema wie die Nordlicht-Fotografie heranwagt, sollte man auf jeden Fall einige Erfahrungen in der Nachtfotografie allgemein gesammelt haben, das vereinfacht Vieles.
Nordlicht macht süchtig!
Ich bin so begeistert vom Nordlicht, ich MUSS es wiedersehen!! Eine Nordlicht-Garantie gibt es ja leider nicht, aber nördlich des Polarkreises, speziell auf den Lofoten und Vesterålen, die im so genannten Nordlicht-Gürtel liegen, stehen die Chancen nicht schlecht. Von 10 Vor-Ort-Tagen hatten wir immerhin vier Mal das Glück, die Aurora zu beobachten. Zwar zeigte sich die Lady nicht von ihrer strahlendsten Seite (jeweils nur Stufe 2-3), was das Fotografieren des Nordlichts erschwert, aber insgesamt können wir mit unserer Nordlicht-Ausbeute zufrieden sein. Beim nächsten Mal bin ich auch im Hinblick auf die Nordlicht-Fotografie noch etwas besser gerüstet. Leider klappt es diesen Winter nicht mit einer Nordlandreise, aber der nächste Winter kommt bestimmt!