Lotta an der Küste von Zarautz, Baskenland
Elternzeit 1 (2015) Infos & Tipps

Reisen mit Baby: Erkenntnisse aus unserem 1. Reisejahr als Familie

In unserem 1. Reisejahr mit Kind haben wir nach zwei Test-Wochenend-Trips eine zweimonatige Elternzeit-Tour im Camper unternommen. Dabei haben wir natürlich einige Erfahrungen – positive wie negative – sammeln können. Getreu dem Motto „Hinterher ist man immer schlauer“ habe ich hier eine kleine Sammlung mit Tipps zum Reisen mit Baby für euch zusammengestellt.

Ich selbst habe im Vorfeld unserer Reisen auch das Internet danach durchstöbert und dabei sehr viele „tolle“ Ratschläge und Weisheiten gefunden, die ich im Nachhinein leider teils als pauschalisiert, schwarz-weiß-Denken oder gar als Schönfärberei empfinde. Babys sind – wie wir Erwachsenen auch – sehr verschieden. Es gibt die ruhigen und gelassenen Vertreter, die zurückhaltenden und ängstlichen Typen ebenso wie die Sturm-und-Drang-Charaktere. Auch die verschiedenen Entwicklungsstufen (robben, krabbeln, laufen etc.) erreichen die Babys in unterschiedlichen Lebensmonaten. Bei allen Tipps und Aussagen zum Reisen mit Baby sollte man also unbedingt den Charakter und die Entwicklungsgeschwindigkeit des eigenen Babys mit einbeziehen. Meine nachfolgenden Tipps formuliere ich daher bewusst subjektiv („bei uns war es soundso“), an Entwicklungsphasen (statt Lebensalter) sowie am Baby-Charakter orientiert.

1. Das beste Reisealter

Das einfachste Reisealter für die Eltern ist die Zeit nach den Koliken und vor dem Eintritt ins Krabbelalter. Bei unserer Tochter waren das die Lebensmonate fünf bis sieben. In dieser Zeit hat unsere Kleine noch recht viel geschlafen, zufrieden in der Babytrage gesessen und außer essen, wickeln, kuscheln und da sein keine großen Ansprüche an uns gestellt. In dieser Zeit konnten wir die Tagesplanung noch recht einfach an unseren Interessen und Bedürfnissen ausrichten, so dass der Unterschied zu unseren bisherigen Paarreisen gar nicht so gravierend war.

Ab Eintritt ins Krabbelalter (bei uns ab dem 8. Lebensmonat) verändert sich der Reisealltag deutlich. Die Bedürfnisse des Babys steigen proportional zum Bewegungsradius, heißt für uns Eltern, dass wir unsere Wünsche und Interessen immer häufiger hinten anstellen müssen. Wie stark das Baby das Zepter bei der Tagesplanung übernimmt, hängt wiederum vom Charakter des Babys ab. Unser Sturm-und-Drang-Kind hat schon sehr deutlich zum Ausdruck gebracht, worauf sie keine Lust hat.

2. Unternehmungen: Was geht mit Baby und was nicht?

Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Probiert`s aus! Am besten schon im Alltag. Sitzt euer Kind gerne in der Babytrage? Toll, dann stehen langen Strandspaziergängen und Bergwanderungen nichts im Wege. Bevorzugt euer Baby den Kinderwagen/Buggy? Stadtbesichtigungen und befestigte Spazierwege sind in dem Fall eure Option.

Unternehmungen mit Baby: Stadtbummel, Kurzwanderungen und Strand waren unsere Mittel der Wahl.
Unternehmungen mit Baby: Stadtbummel, Kurzwanderungen und Strand waren unsere Mittel der Wahl.

Wir haben bei unserer Elternzeit-Tour ordentlich umdisponiert, denn natürlich hatten wir viel mehr Spaß, wenn unsere Tochter zufrieden war. Ein nölendes Baby in der Babytrage vermiest mir allen Wanderspaß, also sind wir auf Kurzwanderungen (als Kompromiss) und längere Spaziergänge mit Buggy ausgewichen. Stadtbesichtigungen haben sich bei uns bewährt: Unsere Tochter hatte viel zu schauen, wir auch, auf Spielplätzen konnte sie ihren Bewegungsdrang austoben, Café-Besuche fand sie zum Glück meist spannend, und wenn die Kurze im Buggy eingeschlafen ist, konnten wir gemütlich chillen, in Ruhe essen und einfach etwas Paar-Zeit genießen. Strandtage waren ebenfalls gut machbar, wobei uns das Mitschleppen des umfangreichen Equipments etwas genervt hat (Strandmuschel, Picknickdecke, Handtücher, Schwimmwindel*, Sonnenhut/-creme, Babygläschen und Trinkflasche, Wickelutensilien etc.).

3. Autofahren mit Baby

Immer wieder erzählen mir Eltern, dass ihre Babys im Auto sofort einschlafen. Neid! Unsere Tochter gehört leider zu den Autofahrmuffeln. Seit dem Krabbelalter schläft sie – egal ob im Alltag oder auf Reisen, ob im Auto, Buggy oder zu Hause – nur zu ihren gewohnten Zeiten. Während unserer Elternzeit-Tour hat sie zwei Schläfchen, eins vormittags und eins nachmittags, von jeweils 1,5 bis 2 Stunden Dauer gehalten. Entspanntes Autofahren war für uns nur in genau diesem Rahmen möglich. Sobald sie aufgewacht ist, wurde sie ungemütlich. Eine kurze Weile konnte ich sie mit Liedern und Fingerspielen bei Laune halten, bevor sie ihren Unmut mit lautem Gebrüll kund tat – und das zehrt an den Nerven von Fahrer und Beifahrer! Die Konsequenz war, dass wir unsere Route in Spanien deutlich gekürzt haben. Macht aber nichts, denn dafür haben wir die besuchten Regionen und Orte einfach intensiver erkundet.
Um auf der Rückfahrt mehr Meter machen zu können, haben wir übrigens den Nachtschlaf unserer Tochter genutzt und sind nochmals 3 – 4 Stunden am Abend gefahren. Es geht alles, man muss nur etwas flexibel sein.

4. Equipment: Diese Utensilien waren für uns unverzichtbar

  • Raubtierfütterung
    Raubtierfütterung
    Reise-Babysitz*
    Kompaktes Packmaß, leicht zu reinigen, ideal zum Füttern. Bei Mahlzeiten im Camper steht der Sitz auf der Rückbank; speisen wir draußen, stellen wir den Sitz in die seitliche Schiebetür, während wir uns samt Campingtisch vor der Tür platzieren. Auch auf dem ausgeklappten Bett und draußen auf dem Boden steht der Sitz gut und sicher. Abgesehen von den Mahlzeiten ist der Sitz perfekt geeignet, um das Kind mal kurz „zwischen zu parken“, wenn man mal beide Hände braucht, z.B. zum Umbauen des Campers. Den beigefügten Anschnallgurt benutzen wir übrigens nicht, mit dem Tisch ist das Kind bereits bestens gesichert.
  • Kombination Buggy/Babytrage*
    Die Trage war für Wanderungen und unbefestigte Wege oder Kopfsteinpflastergassen Gold Wert, im Buggy saß unsere Tochter lieber, länger und entspannter. Zudem bekommt man dort das ganze Tagesgepäck bequem unter.
  • Krabbelschuhe*
    Leider hatten wir keine dabei und haben auch unterwegs nirgendwo welche zu kaufen bekommen. Nachdem unsere Tochter sich beim barfuß Herumkrabbeln auf einem Spielplatz die Füße aufgeschürft hatte (Tartan-Untergrund), haben wir ihr zumindest Söckchen übergezogen. Krabbelschuhe haben aber wirklich gefehlt!
  • Kindersporttasche
    Die Schränke im Nugget sind begrenzt, daher haben wir die Babykleidung in einer Kindersporttasche von Decathlon untergebracht. Sehr praktisch!
  • Strandmuschel
    Im Nugget ist so ein Teil natürlich ein sperriges Gepäckstück, aber mit Kind ist ein Schattenspender und Windschutz beim Camping und am Strand unerlässlich. Unsere Strandmuschel ließ sich flott und einfach aufbauen und wieder zusammenfalten, und sie passte in den Stauraum hinter der Sitzbank/unter der Küche.

Weitere Tipps zum Equipment beim Reisen mit Kindern und zur Logistik im kleinen Campervan findet ihr in diesem Bericht.

5. Unnötiger Ballast: Das kann zu Hause bleiben

  • Platschbecken
    Nicht lachen! Wir haben doch tatsächlich zwei Monate lang ein Babyplantschbecken spazieren gefahren, das wir im Zweifel als Badewanne nutzen wollen. Quatsch! Ganz, ganz viele Campingplätze besitzen Babybadezimmer mit Wanne.
  • Babyspielzeug
    Wir hatten wenig mit, aber das war schon zu viel. Eine Spieluhr, ein Kuscheltier und der O-Ball hätten gereicht. Ansonsten hat unser Kind ohnehin lieber mit Steinen, Muscheln oder den Plastikdeckeln von Milchflaschen gespielt.
  • UV-Schwimmanzug
    Babys hält man ohnehin so gut es geht aus der Sonne raus, daher halte ich einen UV-Anzug erst für etwas ältere Kinder (ab ca. 1,5/2 Jahre) für sinnvoll. Bei unseren Kurzschwimmgängen hätte die Schwimmwindel* völlig ausgereicht.

6. Muss man Babynahrung und Windeln mitnehmen?

Jein. Sollte euer Kind beim Essen sehr wählerisch sein, dann nehmt möglichst viel Babynahrung mit, ansonsten reichen ein paar Basics aus. Wir haben einige Obst- und Mittagsgläschen sowie ein paar Päckchen Getreidebrei dabei gehabt, ebenso eine „normale“ Ration Windeln, in der Größenordnung, wie wir sie zu Hause auch vorrätig haben. In anderen Ländern essen Babys überraschender Weise aber auch, soll heißen, man kann unterwegs (zumindest in Europa) ganz normal alles kaufen. Die Sorten sind teils andere, unserem beim Essen unkomplizierten Baby hat aber alles geschmeckt. Was wir in Spanien nicht nachkaufen konnten, war reiner Getreidebrei, daher haben wir alternativ die spanischen Abendmenüs gekauft, die aus Gemüsebrei mit Milch bestanden. Unser Kind fand sie super.
Windeln gibt es natürlich auch überall. Als bekennende Pampers-Fans waren wir froh, dass es die in Frankreich und Spanien auch zu kaufen gibt. In Spanien heißen die Pampers allerdings „Dodot“.

7. Probleme/Besonderheiten während der Reise

Sobald das Baby während der Reise zum Negativen hin veränderte Verhaltensweisen an den Tag legt, fragt man sich als besorgte Eltern sofort, ob man dem Kind durch den eigenen „Reise-Egoismus“ schadet. Natürlich sollte man überprüfen, ob man an seinem Reisealltag etwas verändern kann, damit es dem Baby besser geht. Davon ab sollte man sich aber auch ins Gedächtnis rufen, dass ein Baby auch zu Hause im Alltag immer mal wieder irgendwelche „Phasen“ durchmacht (Entwicklungsschübe, Probleme beim Zahnen etc.). Befindlichkeiten des Babys müssen also nicht zwangsläufig durch das Reisen verursacht sein.
Mein Sorgenauslöser war, dass unsere Tochter zum Ende der Reise hin nachts immer häufiger aufwachte und gestillt werden wollte. Da Babys ihre Tageserlebnisse nachts verarbeiten, fragte ich mich natürlich, ob die vielen Eindrücke am Tage sie überreizten. Da sie tagsüber aber nach wie vor fröhlich, neugierig, aktiv und aufgeschlossen war, beruhigte ich mich allmählich wieder. Nach der Reise hat unsere Tochter sich selbst binnen von einem guten Monat abgestillt und im gleichen Zuge nachts in ihrem Bettchen durchgeschlafen. Ich glaube also schon, dass die vielen Tageseindrücke auf Reisen sich auf Nachtschlaf und Stillverhalten ausgewirkt haben, ich habe aber nicht das Gefühl, dass die Reise an sich unserer Tochter geschadet hat.

Mein persönlicher Tipp für reisende Familien

Egal wie gut und wie viel man sich vorbereitet, die Reise – vor allem mit Baby – verläuft immer anders als geplant.

Seid flexibel, hört auf euer Bauchgefühl, genießt die schönen Momente und haltet die Ohren steif, wenn gerade mal etwas schief läuft.

Habt ihr noch Fragen? Immer her damit, ich beantworte sie gerne! Ansonsten interessiert mich natürlich, welche Erfahrungen ihr beim Reisen mit Baby gemacht habt.

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Interessant? Dann gerne teilen!

4 Comments

  1. Pingback: Maach et joot altes Leben • Zeit Abschied zu nehmen › takly on tour - Der Blog für Reise- und Campingbegeisterte

  2. Ramona Höynck

    Hallöchen :) Super interessant was du schreibst – ich freu mich schon auf unsere Reise mit Baby! Viele halten uns für etwas verrückt, aber ich arbeite im Tourismus und wir können das reisen (noch) nicht lassen. Somit „muss“ ich noch ein Arbeitsgutschein einlösen und wir reisen in ein paar Tagen nach Ecuador und Galapagos mit unserer Tochter (6 Monate alt). Meine Frage, da du mir hier die richtige erscheinst ;) Würdest du eine Inselüberfahrt im speedboot mit einem Baby machen, oder nicht? Hab am anfang nicht richtig nachgedacht und die Flüge nach Baltra und von San Cristobal zurück gebucht – jetzt haben mir schon unterschiedliche Leute von abgeraten? Soll ich versuchen für teuer Geld umzubuchen? Oder sollte es in einer Babytrage irgendwie gehen? Was meinst du? Vielen lieben Dank im Voraus und herzliche Grüße, Ramona

    • Liebe Ramona,
      Ecuador und Galápagos sind ein absoluter Traum, ich wünsche euch wundervolle Erlebnisse dort! Leider kann ich dir deine Frage so gar nicht beantworten. Wir waren auf einem Katamaran unterwegs, daher habe ich keine persönlichen Erfahrungen mit den Speedbooten. Von den Kreuzfahrtschiffen weiß ich, dass sie Altersbeschränkungen haben (ab 7 Jahre, meine ich). Ob das auf den Speedbooten auch so ist, weiß ich allerdings nicht. Hast du schon mal direkt beim Tourismusbüro von Ecuador nachgefragt? Die können dir sicherlich am besten weiterhelfen. Ich persönlich würde die Galápagos-Inseln nicht mit einem Baby oder Kleinkind besuchen. Die eigenen Interessen, die (wirklich sinnvollen) Restriktionen auf den Inseln zum Schutz der Flora und Fauna und die Bedürfnisse eines Babys passen meiner Meinung nach nicht zusammen. Es tut mir leid, wenn ich dich zusätzlich verunsichere. Ich freue mich sehr, wenn du später mal ein Feedback gibst, wie ihr euch entschieden habt und wie eure Reise gelaufen ist.
      Gute Reise euch 3! Ganz liebe Grüße, Nicole

  3. Ich danke Ihnen für den interessanten Artikel. Eine Urlaubsreise mit dem Baby kann wirklich sehr schön sein. Natürlich muss man auf vieles achten. Aber das ist es wert.
    Mit besten Grüßen,
    Jana

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