Phoenix West Dortmund
Fotografie

Fotografieren lernen: Wie ich vom Knipsen zum Fotografieren kam…

Was kam zuerst: Reisen oder Fotografieren? Bei mir war es das Reisen. Also das individuelle Reisen. Damals, in gefühlt grauer Vorzeit, als ich noch pauschal unterwegs war, habe ich nicht sonderlich viel fotografiert. Genau genommen habe ich gar nicht fotografiert, ich habe geknipst. Und auch das nur bei Ausflügen, denn dieses „mein Hotel, mein Zimmer, mein Essen“ hat mir noch nie gelegen. In 2006 unternahm ich meinen ersten Roadtrip durch Schottland, in 2009 folgte meine erste Trekkingtour in Island. Statt der sonst 30 Bilder brachte ich von diesen Reisen 273 bzw. 737 Fotos mit nach Hause. Der Spaß am Fotografieren war geweckt!

Lavawüste auf Island
Lavawüste auf Island: Gute Motivwahl, aber die Bildqualität der Digicam ist eingeschränkt.

Jetzt wird aufgerüstet!

Im Winter 2011/2012 traten wir unsere bislang größte Reise an: 4,5 Wochen quer durch Ecuador mit dem abschließenden Highlight Galápagos-Inseln. Sofort war klar: Meine kleine Digiknipse reichte nicht mehr, eine neue Kamera musste her. Wegen des Packmaßes entschieden wir uns für eine Bridgekamera, eine Lumix FZ-150. Natürlich wäre es clever gewesen, die Kamera vor der Reise in Ruhe zu testen, aber dazu fehlte uns blöderweise die Zeit. Wir fotografierten folglich hauptsächlich im Automatikmodus, mit all seinen Vor- und eben auch Nachteilen. Letztere stachelten mich an: Ich wollte mehr aus der Kamera rausholen. Ich meldete mich zu einem Fotokurs an und las Bücher zur Fotografie. Adé Automatikmodus, hallo Blenden- und Zeitenpriorität. Erste Fortschritte zeichneten sich schließlich auch bei den Ergebnissen ab.

Große Moschee in Kairouan, Tunesien
Große Moschee in Kairouan, Tunesien (mit Lumix FZ-150)

Irgendwann reichte mir die Lumix nicht mehr. Dazu kam, dass es auf Reisen einfach doof ist, wenn einer fotografiert, während der andere unruhig mit den Hufen scharrt. Ich drückte also meinem Mann die Lumix in die Hand und kaufte mir eine Spiegelreflexkamera, eine Nikon D-7000 mit einem 18-200mm Sigma Reise-Objektiv. Vor unserer Reise nach Nordnorwegen im Winter 2014 legte ich mir mit dem 11-16mm von Tokina noch ein Weitwinkelobjektiv zu, um die Nordlichter fotografisch festhalten zu können. Im Sommer 2014 folgte mit dem 90mm-Festbrennweitenobjektiv von Tamron noch ein Objektiv für die Makrofotografie. Dazu schaffte ich ein paar Filter an, Pol-, Grau- und Grauverlaufsfilter, und natürlich ein Stativ. So der aktuelle Stand.

Übung macht den Meister!

Die Erkenntnis ist im Grund nicht weiter überraschend: Technik allein bringt’s nicht! Man muss damit auch umgehen können. *Kling*, 1 Euro ins Phrasenschwein. Und grau ist alle Theorie (*kling*): Die Bücher zur Fotografie sind gut und schön, aber man muss das Gelesene anwenden. Wiederholt anwenden. Zudem ist die Bandbreite der Fotografie enorm: Landschaftsfotografie, Architekturfotografie, Makrofotografie, Mensch- und Tierfotografie, Nachtfotografie, um nur mal die fünf Bereiche zu nennen, die mich auf Reisen hauptsächlich begleiten. Zur Steigerung der Foto-Ausbeute bei meinen Reisen habe ich also angefangen, auch immer häufiger in heimischen Gefilden auf Foto-Pirsch zu gehen.

Frühling in Dortmund
Frühling in Dortmund – Hier habe ich den Umgang mit meinem Macro-Objektiv trainiert.

Tolle Foto-Locations: Woher nehmen?

Ich muss gestehen, dass es mir anfangs sehr schwer gefallen ist, in meiner Heimatstadt Dortmund und Umgebung auf Fototour zu gehen. Hier kenne ich ja alles. Und überhaupt ist die Heimat niemals so spannend und exotisch wie die Orte, die man auf Reisen besucht. Stimmt. Objektiv gesehen zumindest. Trotzdem gibt es auch unter den altbekannten Orten gute Spots, um die eigenen Fotokünste aufzupeppen. Hier ein paar Tipps, wie du diese Orte findest:

Tipp 1: Hör auf, das Außergewöhnliche zu suchen.
Mal eben um die Ecke findest du keinen atemberaubenden Fjord, kein Gipfelpanorama und auch keinen karibischen Traumstrand. Wenn du das akzeptiert hast, mache bei den nachfolgenden Tipps weiter :-)

Tipp 2: Das Gute liegt oft ganz nah.
Du willst dich in der Tierfotografie üben? Dann geh in den Zoo. Du möchtest deine Fähigkeiten in der Architekturfotografie verbessern? Nimm dir ein bestimmtes Gebäude vor, z.B. eine Kirche, das Rathaus, den Bahnhof. Heute steht die Makrofotografie auf dem Plan? Nichts leichter als das: Ab in den Park oder Botanischen Garten, dort wimmelt es nur so von Pflanzen, Hummeln, Schmetterlingen, Käfern etc.

Tipp 3: Nimm dir ein konkretes Thema vor.
Um nicht ziellos umher zu irren, ist die Festlegung auf ein Thema hilfreich, z.B. Industriekultur, Spiegelungen, Kontraste, Bewegung. Solch ein Thema kurbelt auch gleich noch die eigene, vielleicht etwas angestaubte Kreativität an, schult den Blick für Fotomotive und bringt mehr Spaß in die Sache.

Blick nach oben
Mein Fotothema lautete „Blick nach oben“.

Tipp 4: Such dir Gleichgesinnte.
Verabrede dich mit anderen Hobbyfotografen für einen gemeinsamen Fotostreifzug. Das Tolle hierbei ist, dass du dann auch bei den anderen „spicken“ kannst und dadurch Fotomotive und -perspektiven entdeckst, die du alleine übersehen hättest. Auch im Internet gibt es Foto-Communities, denen du dich anschließen kannst. In den Communities wird häufig themenbezogen fotografiert und die Ergebnisse werden anschließend in der Gruppe diskutiert.

Tipp 5: Steck deine Kamera häufiger ein.
Auch dann, wenn du nicht gezielt fotografieren gehst. Vielleicht bietet sich dir auf dem Nachhauseweg von der Arbeit ein toller Sonnenuntergang, den du spontan einfangen kannst.

Ein riesengroßer Vorteil am Fotografieren in heimischen Gefilden ist übrigens, dass du immer wieder kommen kannst. Sind die Bilder nicht so gut geworden wie erhofft, startest du einen neuen Anlauf. Hast du chice Fotos im Sommer geschossen, kannst du im Winter die gleiche Kulisse unter einer weißen Schneedecke fotografieren. Du kannst eine Location bei Tag und bei Nacht, bei Regen und bei Sonnenschein ablichten. Das sind Vorteile, die du auf Reisen in der Regel nicht hast.

22places: Datenbank für gute Foto-Locations

Eine schöne Sammlung von Foto-Locations haben Sebastian und Jenny von 22places zusammen getragen. Wenn du eine interessante Foto-Location suchst, kannst du die bei 22places eingetragenen Foto-Spots nach Ländern, Bundesländern und bestimmten Genres filtern. Auch von mir sind ein paar Tipps für meine Heimatstadt Dortmund dabei. Viel Spaß beim Stöbern!

Bin ich nun schon Profi?

Himmel nein! Ich kenne nur einen kleinen Teil der Möglichkeiten meiner Kamera. Ich scheitere immer noch fatalst an nicht so optimalen Lichtverhältnissen. Ständig vergesse ich, getätigte Einstellungen (z.B. Belichtungskorrektur) wieder zurück in die Grundposition zu setzen und versaue mir damit nachfolgende Fotos. Häufig trage ich meine diversen Filter munter mit mir spazieren, ohne sie an den sinnvollen Stellen zum Einsatz zu bringen. Auch das Stativ lasse ich viel zu häufig zu Hause.
Trotzdem stelle ich Fortschritte fest. Meine Handgriffe beim Fotografieren werden routinierter. Ich setze Blende, Zeit und ISO bewusst und manchmal sogar richtig ein. Immer häufiger gelingen mir Bilder, auf die ich ein bisschen stolz bin. Aber da geht noch mehr! Ich werde fleißig weiter üben. Um bei meinen nächsten Reisen noch bessere Fotos zu machen. Und weil es einfach Spaß macht.

Und wie seid ihr zur Fotografie gekommen? Seid ihr schon Profis oder übt ihr auch noch? Ich bin gespannt auf eure Kommentare!

Interessant? Dann gerne teilen!

3 Comments

  1. Danke für deinen tollen Blog. Ich werde mir deine Tipps gerne zu Herzen nehmen!

  2. Seit 2017 fotografiere ich mit Sony DSC-RX100 III, die optimale immer-dabei-Kamera. Ich denke der eigene Blickwinkel und geniessen, dass ist das aller wichtigste. Gruss Jens

    • Spaß ist definitiv das Wichtigste, stimmt! Die Digicams sind heutzutage wirklich genial, nicht zu vergleichen mit denen vor 10 Jahren. Vom Packmaß her sind sie auch unschlagbar. Ich habe schon mal überlegt, mir für den Alltag mit meinen Kids so eine immer-dabei-Kamera zuzulegen. Aber meine Spiegelreflex gebe ich auf keinen Fall ab, nochmal 5oo Euro ausgeben mag ich auch nicht, daher muss für die Schnappschüsse das Handy reichen.
      Viel Spaß dir beim Fotografieren! Viele Grüße, Nicole

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