Elternzeit 2 (2017) Frankreich Roadtrips Schweiz

Roadtrip Südfrankreich & Westschweiz: Fotos, Route & Planung

Knapp zwei Monate lang sind wir in unserem Camper herumgereist. Acht Wochen „on the road“ – da kann man ordentlich Meter machen. Haben wir aber nicht. Ich mag es nämlich lieber, eine kleinere Region zu bereisen, die dafür aber intensiver zu erkunden. Das kommt auch unseren beiden Töchtern gut zupass, die nicht sonderlich gerne lange im Auto sitzen. Aus diesem Grund haben wir uns bei unserem Elternzeit-Roadtrip auf Südfrankreich und die Westschweiz beschränkt. Aber was heißt hier beschränkt? Ich lass am besten mal Fotos sprechen.

Unsere Reise in Bildern

 
Unsere Reiseroute

Im Wesentlichen haben wir die Alpen, die Provence und das Vaucluse mit einem Touch Côte d’Azur bereist. Etwas über 4.000 Kilometer sind wir in unseren zwei Monaten Reisezeit gefahren, davon knappe 800 Kilometer durch die Schweiz und gute 2.000 Kilometer durch Frankreich. Ursprünglich standen auch die Camargue, die historischen Städte Arles, Nîmes und Avignon sowie die Ardèche auf meiner Wunschliste, aber was soll ich sagen? Uns sind die Gorges Du Toulourenc, das Massif de la Sainte-Baume und das Val-de-Charmey dazwischen gekommen. Kennt ihr nicht? Werdet ihr kennen – und lieben! – lernen, wenn ihr die Reiseberichte dazu lest. Die ausgelassenen Wunschziele bieten sich außerdem für eine nächste Frankreich-Reise an :-)

Auf der Landkarte (3 Teile) sieht unsere Tour dann so aus:



Interessant!
Wusstet ihr, dass Frankreich das meist besuchte Land der Welt ist? Zumindest war das Stand 2015 so. Unser Nachbarland empfängt über 84 Millionen ausländische Touristen pro Jahr.

Erste Annäherung an die Reiseländer

Die Westschweiz ist, sagen wir mal, gut überschaubar. Während ich mich dort auf der Landkarte flott zurecht gefunden habe, ist es mir in Südfrankreich deutlich schwerer gefallen, mich zu orientieren. Moustiers-Sainte-Marie, Bauduen, Sault, Rustrel, Ramatuelle… noch nie zuvor gehört. Beim Studieren der Reiseführer habe ich mich erschlagen gefühlt von den vielen kleinen Dörfern, die ich anschließend verzweifelt versucht habe, auf der Landkarte einzuordnen.

Es geht hier lang. Oder da lang.
Die Orientierung ist mir in Südfrankreich nicht immer leicht gefallen.

Wie kommt das? Bei unserem Nordspanien-Roadtrip hatte ich keine Orientierungsprobleme, aber na gut, da sind wir hauptsächlich der Küstenlinie gefolgt. Auch in Norwegen beispielsweise habe ich mich immer bestens zurecht gefunden. Der Vergleich hinkt allerdings. Zum einen ist Frankreich flächenmäßig fast doppelt so groß wie Norwegen (oder auch Deutschland), immerhin ist es das größte Land der EU und nach Russland und der Ukraine das drittgrößte Staatsgebiet in Europa. Pro Quadratkilometer leben in Frankreich 103 Menschen, während es im dünn besiedelten Norwegen gerade mal 13 Persönchen sind. Auch die Form des Landes spielt durchaus eine Rolle. Im Gegensatz zum langen und schmalen Norwegen ist Frankreich sechseckig („Hexagon“), so dass man stets einen „Rundumblick“ haben muss und in alle Himmelsrichtungen weiter reisen kann. Nicht zuletzt ist das Straßennetz in Frankreich mit über 1 Million Kilometer das längste Europas. Es rangiert sogar auf Platz 7 in der Welt, während Deutschland mit 644.480 km auf Platz 10 und Norwegen mit 92.946 km auf Platz 52 landen (vgl. Lexas). Kein Wunder also, dass für einen Roadtrip durch Frankreich etwas mehr Vorbereitung nötig ist.

Reiseplanung

Um sich gut für einen Roadtrip durch unser Nachbarland zu wappnen, empfehle ich dringend, sich vorher gut mit seiner gewählten Reiseregion zu beschäftigen: Reiseführer studieren, Webseiten durchstöbern (z.B. die offizielle Webseite der Französischen Zentrale für Tourismus), die Google-Bildersuche bemühen oder passende Instagram-Accounts verfolgen. Vor Ort helfen natürlich auch die Tourismusbüros weiter, allerdings ist die Qualität der Beratung und Hilfe sehr durchwachsen. Während wir in Chamonix perfekt mit allen nötigen Informationen versorgt wurden (zum Glück, denn unser Reiseführer hat die Region nicht abgedeckt), wurden unsere konkreten Fragen andernorts mit ein paar allgemeinen Flyern abgespeist.

Mit Reiseplanung meine ich übrigens keine konkrete Routenplanung. Den Quatsch habe ich früher gemacht, als ich auf Teufel kommt raus so viel wie möglich in meiner beschränkten Reisezeit erleben wollte. Zum Glück ist man ja lernfähig, denn diese Touren waren deutlich zu asphaltlastig, unflexibel und vor allem zu stressig. Unter Reiseplanung verstehe einfach nur eine gründliche Vorabinformation, so dass ich während der Reise einen ganzen Bauchladen voller Infos zur Verfügung habe, aus denen ich unser Reiseprogramm nach Lust und Laune, Tagesform und Wetter zusammenstelle. Soweit die Theorie.

In der Praxis lief es leider anders. Warum? Die liebe Zeit… Abend für Abend habe ich die Reiseplanung auf morgen verschoben. So kam es, dass wir relativ planlos, dafür aber mit einem dicken Bündel schlechtem Gewissen, aufbrachen. Mein letzter Funken Hoffnung, ich könne die Reiseführer während der Fahrt schmökern, verpuffte schnell. Beim Reisen mit Baby und Kleinkind, zumindest mit unseren beiden, hat man weder ruhige Autofahrten noch freie Abende zum Lesen. Das Ende vom Lied: Allzu oft habe ich spät abends übermüdet und unter Druck mehr oder weniger gute Schlachtpläne für den Folgetag geschmiedet. Oder ich habe meinem Schlafbedürfnis nachgegeben, und wir sind tags darauf planlos umhergeirrt. Eins ist sicher: Nie wieder! Egal wie viel Stress und wie wenig Zeit ich im Vorfeld einer Reise habe, Reiseplanung muss sein!

Zeit die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.
— Ernst Ferstl

Reiseführer & Co.

Auf unserer Tour habe ich die nachfolgenden Reiseführer und -informationen verwendet, die ich mal mehr, mal weniger weiterempfehlen kann.

Provence & Côte d’Azur vom Michael Müller Verlag
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Wann immer möglich bleibe ich dem Michael Müller Verlag treu, weil mir der Aufbau seiner Reiseführer einfach gut gefällt. Jedes Kapitel beginnt mit einer Einführung zur Region, anschließend werden alle Orte der Region vorgestellt, jeweils mit Tipps zu Unterkünften, Restaurants, Unternehmungen etc. Da die Provence aber nun mal unzählige Städtchen und Dörfer besitzt, ist dieser Reiseführer nicht nur sehr dick und schwer (z.B. im Tagesrucksack), sondern die Beschreibungen der Dörfer klingen auch alle irgendwie ähnlich. Etwas mehr Struktur und Führung hätte ich mir als (schlecht vorbereiteter) Erst-Provence-Besucher gewünscht. Das große Plus dieser Ausgabe: Sie verfügt über eine herausnehmbare, große Faltkarte, die für die Routenplanung und Navigation sehr hilfreich ist. Darüber hinaus bietet der Reiseführer noch 52 kleine Kartenausschnitte und Stadtpläne. Was mir zu meinem vollständigen Glück dabei noch fehlt, ist, dass bei den einzelnen Orten die Koordinaten des Planquadrats vermerkt werden, in dem man sie auf der Karte findet.
Fazit: Umfassendes Werk, das mich gerade damit manchmal erschlagen hat. Wenn man den Reiseführer aber brav vor der Reise schon studiert und sich Interessantes (farbig) markiert, ist er ein hilfreicher Reisebegleiter.

Haute-Provence: Hautes-Alpes vom Michael Müller Verlag
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Eines sollte man definitiv NICHT machen: Beide Reiseführer parallel verwenden. Orte oder Täler, die im Bereich von Regionsgrenzen liegen, werden hier dem einen, dort dem anderen Gebiet zugeschlagen. Das hat mich als Leser schwer verwirrt.
Inhaltlich ist auch dieser Reiseführer wieder top. Wer ausschließlich dieses Gebiet bereist, ist mit diesem schlanken Exemplar besser bedient. Im Umschlag ist eine Übersichtskarte mit 18 Erlebnistipps enthalten, die Einsteigern wie mir eine tolle Starthilfe gibt (wenn man sie denn vor und nicht nach der Tour findet). Wanderbegeisterte dürfen sich außerdem über den integrierten Wanderführer mit 14 Tourenbeschreibungen freuen. Im Gegensatz zu dem dicken Schmöker fehlt die herausnehmbare Landkarte, was aber durch die 38 kleinen Übersichtskarten kein Problem ist.
Fazit: Perfekter Reisebegleiter, wenn man sich auf diese Reiseregion beschränkt. Beim Untertitel „Hautes-Alpes“ hatte ich allerdings gehofft, wenigstens auch den Nationalpark Écrins hier zu finden, am liebsten aber sogar die komplette französische Alpenregion.

Mont Blanc (Rother Wanderführer)
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Den Rother Wanderführer zum Mont Blanc Gebiet möchte ich mir für meine nächste Reise ins Chamonix-Tal gerne anschaffen. Ich hatte ihn mir bei Mitcampern angeschaut, die mir den Wanderführer wärmstens weiter empfohlen haben. Der Rother Verlag deckt mit seiner Ausgabe Dauphiné Ost: Parc National des Écrins – Haute-Provence* auch die restliche französische Alpenregion ab. Zu diesem Wanderführer habe ich bislang allerdings überhaupt keine persönlichen Erfahrungen. Update 2020: Wir besitzen den Wanderführer und sind hoch zufrieden!

Provence mit Kindern vom Naturzeit Reiseverlag
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Meine Rettung aus der Orientierungslosigkeit! Mein Ausweg aus dem selbst verschuldeten Chaos! Denn abgesehen von den wirklich sehr gut ausgewählten Touren und Ausflügen beinhaltet der Führer auch allgemeine Infos zu den Regionen, stellt sehenswerte Orte vor und listet Outdoorsport-Angebote, Bademöglichkeiten, Freizeitparks und Museen auf. Dazu kommt sogar noch ein kleiner Campingplatzführer. Alles in kompakter und handlicher Form sowie übersichtlicher und ansprechender Darstellung. Rundum perfekt!
Das Herzstück des Reiseführers sind die 40 Tourenbeschreibungen, wobei neben klassischen Wanderungen auch eine 2-tägige Esel-Wanderung, ein Ausritt zu Pferd, eine Rad- und eine Bootstour sowie kindgerechte Stadtbesichtigungen dabei sind. Alle Beschreibungen enthalten eine Übersichtskarte, Höhenprofil, Streckenlänge und Dauer, Einkehrmöglichkeiten sowie eine Alterseignung. An alles Wichtige „drumherum“ wie Anfahrt, Parkplätze und Ausrüstungsverleih hat die Autorin ebenfalls gedacht.
Fazit: Ein rundum perfekter Reiseführer für aktive Familien, an dem bei einer Provence-Reise absolut kein Weg vorbei führt! Aber auch für Reisende ohne Kinder, die Lust auf moderate Wanderungen und Outdooraktivitäten haben, ist dieser Reiseführer bestens geeignet.

Schweiz (ADAC Reiseführer)
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Diese Anschaffung war im Grunde nutzlos. Der Reiseführer ist zu 90 % ein Städteführer. Die im Untertitel proklamierten Naturerlebnisse, die mich am meisten interessiert haben, kommen kaum und nur am Rande vor. Für weitere Informationen wird häufig auf Webseiten verwiesen. Ganz ehrlich? Dann kann ich auch gleich googeln.
Fazit: Für meine nächste Schweiz-Reise muss etwas anderes her – Tipps willkommen!

* Hinweis & Offenlegung:
Die Links zu den Reiseführern sind Affiliate-Links. Wenn euch meine Empfehlungen überzeugen (oder meine Kritik nicht abschreckend genug ist) und ihr Produkte über diese Links kauft, bekomme ich eine kleine Provision, während ihr natürlich keinen Cent mehr bezahlt. Vielen Dank!
Die beiden Michael-Müller-Führer und den Guide „Provence mit Kindern“ habe ich von den Verlagen als kostenfreie Rezensionsexemplare zur Verfügung gestellt bekommen. Meine Beurteilung der Reiseführer spiegelt jedoch allein meine persönliche Erfahrung und Meinung wider.

ADAC-TourSet

Allen ADAC-Mitgliedern empfehle ich, sich für einen solchen Roadtrip das kostenlose ADAC-TourSet anzufordern. Das geht einfach und flott online im Mitgliederbereich. Das TourSet beinhaltet Landkarten, Minireiseführer für Regionen und Städte, aktuelle Länderinformationen sowie bei Bedarf eine Übersicht der Campingplätze.
Die Minireiseführer fand ich ganz hilfreich, um einen ersten Überblick über die Highlights einer Region zu bekommen. Anschließend habe ich in den Landkarten die Orte, Wanderungen und Ausflugsziele markiert, die ich spannend fand (auch aus den beiden Führern „Provence mit Kindern“ und „Provence – Côte d’Azur“), um eine sinnvolle Reiseroute zu planen.

Wichtig: Ordnung bei den Reiseinfos halten!
Während der Reise sammeln sich mehr und mehr Flyer, Prospekte und Broschüren an. Ich rate daher, alles rigoros zu entsorgen, was man nicht (mehr) benötigt. Ich habe am Abend immer tabula rasa gemacht (bzw. die Flyer, die ich mit nach Hause nehmen wollte, weg sortiert). Und wenn nicht, kam ein Zustand dabei raus, den ich in Anlehnung an einen meiner Lieblingsfilme gerne als „lost in information“ bezeichne.

Südfrankreich-Roadtrip: Mein Fazit

Es gibt einfachere Regionen für einen Roadtrip als Südfrankreich. Die Provence ist groß, sie ist sehr vielfältig, und es gibt unzählige Routen-Optionen. Sie ist aber auch unbedingt eine Reise wert! Ich empfehle jedem, der die Provence erkunden möchte, sich vorab ausgiebig zu informieren. Das erleichtert und entspannt das Reisen ungemein.

Habt ihr schon mal einen Roadtrip durch diese Gegenden unternommen? Wie ist es euch dabei ergangen?

Interessant? Dann gerne teilen!

4 Comments

  1. Liebe Nicole,

    vielen Dank für den tollen Einblick und die Übersicht.
    Ich bin schon sehr gespannt auf eure Reiseberichte – vor allem die Wanderungen in den Schluchten finde ich spannend. Die Instagram Fotos waren wirklich der Hammer.

    Liebe Grüße,
    Tanja

    • Danke, liebe Tanja! Die Schluchten sind nach oder neben dem Lavendel auch meine Lieblinge unserer Tour, da kommt selbstverständlich noch ein ausführlicher Bericht :-)
      Liebe Grüße,
      Nicole

  2. Hey Nicole,
    erstmal ein wowwww für die Foto-Auswahl, das sieht echt nach einer fantastischen Reise aus. Leider hab ich so unglaublich wenig Lust auf ein Land voller Französisch-Sprecher, sonst würde die Tour gleich auf meiner Bucketlist landen. Und zweitens: die Karte mit den Stationen ist ja absolut genial! Ich häng hier grad am handy, ist perfekt mobiltauglich. Zuhause muss ich gleich mal schauen, wie das am Desktop aussieht und vor allem, wir man das macht. Absolut super!
    Lg/ Inka

    • Hey Inka,
      das mit der Sprache ist und bleibt leider tatsächlich ein Problem in Frankreich. Selbst wenn ich englisch sprechende Menschen getroffen habe, war mein angestaubtes Schulfranzösisch doch immer noch besser. Ausnahme: Chamonix. Die Nähe zur Schweiz und Italien scheint die Menschen dort weltoffener zu machen.
      Bezüglich der Karte nehme ich dir die Suche ab: Nomad Map heißt das Plugin ;-) Easy und ein schönes Spielzeug.
      Liebe Grüße,
      Nicole

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